Schale mit verschiedenen Reissorten

Lebensmittel

Reis

Reis ist eine der wichtigsten Nutzpflanzen der Erde: Für mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung stellt er das Hauptnahrungsmittel dar. Das macht den Reis auch für die multinationalen Agrochemiekonzerne interessant.

Von Rita Gudermann

Rund 8000 Reissorten

In vielen asiatischen Sprachen sind die Worte für "Reis" und für "Essen" identisch – ein Zeichen dafür, welche hohe Bedeutung diese Pflanze für die Ernährung auf dem asiatischen Kontinent hat.

Die Reispflanze, mit lateinischem Namen Oryza sativa, gehört zur Familie der Gräser. Die Ursprünge der Pflanze liegen vermutlich in den Deltas der Flüsse Ganges, Yangtze, Euphrat und Tigris. Die eigentliche Wildform dieser Nutzpflanze ist jedoch verloren gegangen: Die Geschichte des Reisanbaus reicht in Südostasien immerhin bis zu 7000 Jahre zurück.

Etwa 8000 Reissorten existieren heute – durch Züchtung angepasst an verschiedene Klimaverhältnisse und Bedingungen. Die Pflanze wird bis zu 1,80 Meter hoch und ist einjährig, das heißt sie wird jedes Jahr von neuem gesät und geerntet. Die essbaren Samen reifen an hängenden Ährenrispen am oberen Ende des Halms.

Reispflanzen brauchen zum Gedeihen zumeist die Wärme und Feuchtigkeit des subtropischen Klimas. Die meisten Sorten wachsen in sumpfigem Boden. Es gibt jedoch auch Reissorten, die mit wenig Wasser auskommen, der so genannte Trockenreis.

Reispflanze

Die Reispflanze gehört zur Familie der Gräser

Anbau und Ernte

90 Prozent der Weltreisproduktion wird in Asien angebaut – in den meisten Ländern noch von Hand auf den typischen Reisterrassen. Beim klassischen Reisanbau werden zunächst die Felder mit Hilfe einfacher, oft von einem Wasserbüffel gezogenen Pflüge zur Pflanzung vorbereitet.

Die in Saatbeeten vorgezogenen Sämlinge werden nach 30 bis 50 Tagen in die Felder gepflanzt, die durch Regen oder Flusswasser unter Wasser gesetzt worden sind. Erst kurz vor der Ernte lässt man das Wasser wieder ablaufen.

Auch in Teilen Europas und den USA wird Reis angebaut. Hier wird er, ebenso wie in den industrialisierten Ländern Asiens, maschinell bearbeitet und durchgehend künstlich bewässert. Nach dem Ernten und Dreschen wird der braune Reis getrocknet und gereinigt.

Um den meistverkauften weißen Reis herzustellen, wird das sogenannte Silberhäutchen mit Hilfe einer Maschine vom Korn getrennt. Anschließend werden die Körner mit Glucose und Talkum poliert, damit sie weiß werden.

Reisterrassenfeld in China

Typisches Reisterrassenfeld in China

Viele Kohlenhydrate, wenig Protein

Nach dem Polieren enthält Reis überwiegend Kohlenhydrate und Ballaststoffe, wenig Jod, Eisen, Magnesium und Phosphor und geringe Mengen von Proteinen und Fett.

Proteine und Vitamine der B-Gruppe und die Vitamine E und K kommen besonders im Silberhäutchen des Reiskorns vor, das beim Polieren entfernt wird. Das Polieren ist jedoch notwendig, weil das Häutchen auch Fett enthält, das im tropischen Klima leicht verdirbt.

Ungeschälter Reis hat einen deutlich höheren Nährwert als die geschälte Variante. Stellt geschälter Reis jedoch über lange Zeit das einzige Nahrungsmittel dar, kann es zu Mangelkrankheiten wie Beriberi kommen, einem Mangel an Vitamin B1. Ergänzt durch Gemüse, Fleisch und Fisch ist er jedoch ein wertvolles und fettarmes Lebensmittel.

Nicht nur das Korn ist nützlich: Haustiere können auch mit der Kleie, dem Schrot und Stroh von Reis gefüttert werden. Das feine und weiche Reisstroh wird in Ostasien für die Herstellung von Hüten und Schuhen verwendet. Die Spelze (Kornhülsen) dienen als Matratzenfüllung und Packmaterial.

Aus Bruchreis wird Wäschestärke hergestellt, ebenso Klebstoff oder Puder. Außerdem lässt sich Alkohol aus Reis destillieren, etwa Reisschnaps, der Reislikör Arrak oder der japanische Reiswein Sake.

Reiskörner

Zur Konservierung wird Reis geschält und poliert

Bedeutung für die Welternährung

Reis ist für schätzungsweise die Hälfte der Weltbevölkerung das Hauptnahrungsmittel. 90 Prozent des weltweit angebauten Reis wird in Asien konsumiert: Etwa 150 Kilogramm Reis werden pro Kopf und Jahr in Asien verzehrt. In Amerika sind es dagegen nur elf Kilogramm, in Deutschland sogar nur knapp fünf Kilogramm.

Zwischen 1960 und 1990 verdoppelte sich die Weltreisproduktion. Heute werden jährlich mehr als 700 Millionen Tonnen Reis geerntet. Ursache für diese enorme Ertragssteigerung sind die Züchtung neuer Reissorten und Verbesserungen bei den Anbau- und Erntemethoden im Rahmen der sogenannten "Grünen Revolution": Mit diesem Begriff wird seit den 1960er Jahren der Versuch beschrieben, mit Hilfe intensiverer Anbaumethoden die Leistungsfähigkeit der Landwirtschaft in den weniger entwickelten Ländern der Welt zu steigern.

Mit dem Einsatz von Hochertragssorten stieg zugleich jedoch auch der Verbrauch von Düngemitteln und Pestiziden an – und damit die Umweltbelastung.

Dre Frauen in Singapur essen Reis

In Asien ist Reis das Hauptnahrungsmittel

Streit um das Reisgenom

Aufgrund seiner hohen ökonomischen Bedeutung geriet Reis auch in den Blickwinkel der Genforschung. So wird schon seit Anfang der 1990er-Jahre an einer genetisch veränderten Reispflanze geforscht, die eine Vorstufe des Vitamin A enthält, das Betacarotin. Seine Färbung gab ihm den Namen "Goldener Reis".

Ein erster Schritt zur genetischen Veränderung der Reispflanze ist die Entzifferung des Reisgenoms. Einem Team des Schweizer Agrochemie-Konzerns Syngenta gelang im Jahre 2000 die Entzifferung von 90 Prozent des Erbguts der Reis-Unterart Japonica. Das von Syngenta entzifferte Genom wurde jedoch nicht, wie sonst üblich, in einer allen Interessierten zugänglichen Gendatenbank veröffentlicht.

Zwar sagte Syngenta zu, Informationen an Wissenschaftler herauszugeben, die schriftlich erklärten, dass sie keine kommerziellen Interessen verfolgten. Dennoch stieß dieses Vorgehen auf internationale Kritik: Das Verfahren weiche vom Prinzip der Nachprüfbarkeit von Methode und Ergebnissen jeder wissenschaftlichen Arbeit ab.

Die Fronten sind abgesteckt: Während Unternehmen wie Syngenta mit den hohen Kosten für Forschung und Entwicklung argumentieren, verweisen Wissenschaftler und Politiker auf der ganzen Welt darauf, dass derartige Informationen frei von Patent- oder Lizenzgebühren allen zur Verfügung stehen müssten, um dem Kampf gegen den Hunger zu dienen.

Umweltschützer protestieren gegen Syngenta

Viele Umweltschützer sehen Agrochemie-Konzerne wie Syngenta kritisch

(Erstveröffentlichung 2002. Letzte Aktualisierung 31.10.2019)

Quelle: WDR

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