Blick über den Salzsee Salar de Uyuni auf Berge

Salz

Salzgeschichten aus aller Welt

Das Thema Salz fördert immer wieder spannende Geschichten zu Tage – zum Beispiel aus Äthiopien, Bolivien und Polen.

Von Susanne Decker

Äthiopien: Salz auf brodelnder Erde

In der Danakil-Wüste in Äthiopien gewinnen die Afar-Nomaden Salz aus dem ausgetrockneten Teil des Assale-Sees. Die Arbeitsbedingungen sind schwer: Im Sommer kann die Temperatur in der Afar-Senke bis auf erbarmungslose 50 Grad Celsius steigen.

Die aus der dicken Salzkruste geschlagenen und danach nochmals zurechtgehauenen Blöcke werden per Kamelkarawane ins äthiopische Hochland transportiert. Ein beschwerlicher Weg – ungefähr eine Woche dauert so eine Tour.

Das sogenannte Afar-Dreieck ist ein geologisch hochaktives Gebiet. In Ostafrika treffen drei Grabenbrüche aufeinander und lassen die Erde dünnhäutig werden. So bebt und reißt die Erde, heiße Gase zischen aus dem Boden und im Vulkan Erta-Ale glüht ein Lavasee.

Ein beeindruckendes Naturspektakel. Durch die tektonischen Dehnungsprozesse ist eine Fläche von 150.000 Quadratkilometern bis zu 125 Meter unter den Meeresspiegel abgesunken.

Innerhalb der vergangenen 30 Millionen Jahre wurde die Afar-Region schon mehrfach vom Roten Meer überflutet, das "neue Meer" trocknete dann allerdings wieder aus und hinterließ dicke Salzlagen.

Ein Afar-Nomade, der auf dem Salzsee das weiße Gold abbaut.

Afar-Nomade bei der Salzgewinnung

Bolivien: Ein Schatz im größten Salzsee der Welt

10.000 Quadratkilometer Fläche Salz in über 3600 Metern Höhe. Sogar auf Satellitenaufnahmen ist der Salar de Uyuni auf dem Altiplano – einer Hochebene der bolivianischen Anden – noch problemlos zu erkennen. So groß, eben und reinweiß ist die Fläche des Salzsees, dass sogar Höhenmesser von Erdobservations-Satelliten daran eingestellt werden.

Und noch etwas macht den Salar de Uyuni so spektakulär: Nicht nur Speisesalz und Salz für die Industrie werden hier gefördert. Innerhalb und unter der Salzkruste befindet sich eine Salzlösung, die einen wertvollen Rohstoff in sich birgt: Lithium.

Der Bedarf an Lithium ist heutzutage schon groß und er wird in Zukunft noch steigen. Vor allem in der Elektronikbranche und im Automobilsektor wird Lithium gebraucht. Im gesamten Salar sind über 50 Prozent der Lithium-Weltvorräte in der Salzlake gebunden – geschätzte 4,5 Millionen Tonnen. Und so liegt im Hochland Boliviens ein wahrer Schatz verborgen.

Wer daraus in Zukunft Profit zieht, wird sich zeigen. Die Bolivianer jedenfalls wissen um das enorme Potenzial, das der Salar de Uyuni in sich birgt. Sie wollen ihren Schatz selbst bergen und ihn nicht per Förderlizenz ausländischen Unternehmen überlassen. Damit ihr Land, das zu den ärmsten in Südamerika zählt, hoffentlich eine "weiß-goldene" Zukunft hat.

Ein Photo von einem Laster, der auf dem Salzsee vor einem kleinerem Haufen Salz steht.

Für Bolivien ist der See viel Geld wert

Polen: Salziges Weltkulturerbe unter Tage

Bereits im 12. Jahrhundert war Wieliczka der größte Salzsiedestandort Polens. Der älteste bekannte Bergbauschacht stammt aus dem 13. Jahrhundert. Mehr als 700 Jahre lang wurde in Wieliczka durchgehend Steinsalz gefördert. Das Ergebnis: hunderte Kilometer Stollen, bis in eine Tiefe von über 320 Metern.

Auch heute noch würde hier auf diese Art Salz gefördert werden, wenn nicht zu Beginn der 1990er-Jahre eine Serie von Wassereinbrüchen das Bergwerk zu unsicher gemacht hätte. Auch über Tage bemerkte man Senkungen im Boden der Region rund 20 Kilometer südöstlich von Krakau. Wenig später wurde der Steinsalzabbau dann vollständig eingestellt. Seitdem wird nur Sole gefördert.

Aber man kann das faszinierende Bergwerk noch besichtigen. Mit mehr als 6500 Quadratmetern Fläche ist es das größte historische Untertagemuseum. Seit 1978 gehört das Salzbergwerk Wieliczka sogar zum Weltkulturerbe der Unesco. Aber nicht nur Touristen kommen. Menschen mit Atemwegserkrankungen finden in der salzhaltigen Luft Linderung.

Und auch Heiratswillige treibt es tief ins Bergwerk. Sie können sich unter Tage trauen lassen. Generationen von Bergleuten haben eine prächtige Kapelle ins Salzgestein gearbeitet. Sie ist der Heiligen Kinga, ihrer Schutzpatronin, gewidmet.

Der Erholungsraum für Atemwegserkrankte.

Auch Atemwegserkrankte suchen oft die Salzmine auf

Quelle: SWR | Stand: 31.10.2019, 15:15 Uhr

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