Frauenpo in Blue Jeans.

Mode

Hose

Tierfelle und Lederhäute dienten als erste Kleidungsstücke. Und steinzeitliche Felsmalereien lassen vermuten, dass eine Art Hose, die bis zum Knie reichte, wahrscheinlich schon vor 10.000 Jahren getragen wurde.

Von Sabine Coen

Die Hosen der Germanen

Über die Frühgeschichte der Hose gibt es viele Theorien. Aber eindeutig nachweisbar sind Form und Funktion der Hosen aufgrund von Fundstücken, Beschreibungen und Darstellungen natürlich erst wesentlich später in unserer Zeitrechnung.

Während Römer und Griechen sich in der Antike in eine Art offenes Gewand hüllten (Toga), trugen die Germanen relativ früh Hosen – oder vielmehr einen Vorläufer der Hose. Das Kleidungsstück bestand aus Stoff oder aus gegerbtem Leder und lag eng am Bein an. In der Taille wurde es von einem Gürtel zusammengehalten. Dies war auch beim Reiten praktisch.

Historiker gehen davon aus, dass der Umgang mit Pferden und das Reiten zur Verbreitung der Hose beitrug. Hosen hatten außerdem in den nördlichen Gebieten immer eine Kälteschutzfunktion.

"Den Griechen und Römern aber galt die Hose, das praktische Kleidungsstück ihrer Feinde, lange Zeit als Symbol der Unkultiviertheit und des Barbarentums", heißt es in Gundula Wolters "Die Verpackung des männlichen Geschlechts". Das änderte sich erst gegen Anfang des 5. Jahrhunderts, auch in Rom.

Zeichnung: Germanen verschiedener Stämme

Barbarisch oder praktisch?

Der Siegeszug zur Ritterzeit

Im frühen Mittelalter trugen Ritter, wenn sie nicht gerade im Panzer steckten, meist eine halblange Leinenhose unter ihrem knöchellangen Gewand, manchmal auch gewickelte Beinbinden.

Im Laufe des 14. Jahrhunderts aber änderte sich das Bild: Auslöser waren neu entwickelte Rüstungen für den Krieg. Statt der bisher bekannten Kettenhemden gab es nun starre Panzerungen. Unter denen brauchte man aber eng anliegende, auf keinen Fall auftragende Kleidung.

Wie in anderen Jahrhunderten auch, beeinflusste die Kleidung der Männer, Krieger und Kämpfer die Alltagskleidung ihrer Zeit, und so änderte sich in der Folge auch die "Freizeitkleidung" der Männer.

Die Oberteile wurden immer enger und kürzer und rutschten teilweise so hoch, dass sie noch nicht einmal mehr das Gesäß bedeckten. Das wiederum hatte Auswirkungen auf die Hosenbeine, die jetzt wesentlich exponierter waren als vorher. Und Beinbinden oder enganliegende Strümpfe, die umständlich irgendwo angenestelt wurden, waren out.

Die "Hosen" (althochdeutsch "hosa" und germanisch "huson") und der sogenannte "Broich", die mehr oder weniger umfangreiche Bedeckung der Schamteile, wurden nun ein Kleidungsstück. Mit einem Latz versehen, wurde das ehemalige Unterkleid des Ritters hoffähig. Die Hose im heutigen Sinne war geboren.

Zeichnung: Zwei Ritter mit Rüstungen und Lanzen zu Pferd.

Mit der starren Rüstung änderte sich auch das Beinkleid darunter

Die Hose als Statussymbol

In der Renaissance wuchs das Bedürfnis der Menschen, sich durch Statussymbole von anderen zu unterscheiden. Dies gelang auch mit Hilfe der Kleidung. Ein Mann, der etwas auf sich hielt, hatte mindestens 30 Gewänder. Und die Hose war ein Hauptbestandteil des Gewandes.

Wieder waren es die kämpfenden Männer, in diesem Fall die Landsknechte, eine Art Söldnerheer des 15. und 16. Jahrhunderts, die Vorreiter für modische Impulse waren. Ihre Kleidung war sehr farbenfroh und extravagant und passte zu ihrem provokativen Auftreten. Sie trugen die ersten weiten Hosen.

Die Hose wurde durch ein weiteres Stilelement erweitert: Sogenannte Schamkapseln verhüllten und unterstrichen zugleich ein überdimensioniert erscheinendes männliches Geschlechtsteil. Dies unterstrich demonstrativ ihre Angriffslust. Die Mode der Landsknechte wurde zum Vorbild der Männermode des 16. Jahrhunderts, auch bei Bürgern und Bauern.

Die Französische Revolution

Auch in späteren Jahrhunderten blieb die Kleidung der Soldaten Impuls und Vorbild für Männermode. Die Hose war aber bis zur Französischen Revolution immer maximal knielang. Erst 1789 wurde die "culotte", die Kniehose, die Kleidung der Adeligen und Oberschicht, von den sogenannten "Pantalons" abgelöst, den langen Fischerhosen des Volkes.

Die lange Hose war von da an nicht mehr das gering geschätzte Kleidungsstück der unteren Schicht, sondern wurde gesellschaftsfähig. Die Adeligen waren unter dem Druck der Revolution gezwungen, sich dem neuen Stil anzupassen. Im Gegenzug dazu wurde ihre ehemalige standesgemäße Kleidung mit den kurzen Kniehosen die Berufstracht der Dienerschaft.

Die Anzughose

Bis zu diesem Zeitpunkt waren Männer immer extravagant und farbenfroh gekleidet gewesen. Mit dem Gewand und vor allem mit prächtigen Hosen hatte der Mann seine Macht und Dominanz unterstrichen. Das änderte sich nun.

Die Gründe: Zum einen war dies eine Demonstration gegen höfischen Prunk und Standesdünkel, andererseits gewannen auch der Puritanismus und Protestantismus immer mehr an Bedeutung. Der bürgerliche Mann bevorzugte nun einfache Stoffe wie Wolle und Baumwolle.

Die Form der langen Hosen blieb lang und betont schlicht. Männer konkurrierten miteinander nicht mehr über ihre Kleidung, sondern über beruflichen Erfolg. Farbenprächtige Kleidung ging in den Bereich der Frauen über.

Der Trend der gedeckten Farben und der schlichten Form setzt sich bis heute im klassischen Herrenanzug fort, als Erkennungszeichen des bürgerlichen und erfolgreichen Geschäftsmannes.

Mann im Anzug

Der klassische Herrenanzug

(Erstveröffentlichung 2003. Letzte Aktualisierung 16.10.2017)

Quelle: WDR

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