Schild mit der Aufschrift 'Danger' versinkt im Sand.

Sand

Treibsand – Gefahr in der Sandgrube

In Sand- und Kiesgruben lauern tödliche Gefahren – und kaum ein Mensch ist sich dieser Risiken bewusst. Vorsicht ist vor allem dort geboten, wo ausdrücklich vor den Gefahren gewarnt wird.

Von Carl Grevener

Gefährliche Grubenränder

An den Rändern von Sand- und Kiesgruben und nahe den steilen Abbauwänden ist besondere Vorsicht geboten, auch wenn nicht überall Warnhinweise aufgestellt sind. Es sollte immer ein Sicherheitsabstand von mehreren Metern eingehalten werden, sonst droht akute Absturzgefahr.

Durch die lockere Lagerung und das unterschiedliche Materialgemisch von Sand und Kies können mehrere Kubikmeter Sand durch leichte Erschütterungen ins Rutschen kommen. Wer in diese Lawine gerät, wird schnell verschüttet und kann sich meist nicht mehr selbst befreien.

Bagger beim Sandabbau

Ein Sicherheitsabstand vom Grubenrand schützt vor Sandlawinen

Treibsand vor der Haustür

Treibsand kennen wir vor allem aus Wüsten oder Hollywood-Filmen. Aber es gibt ihn praktisch direkt vor der Haustür: in Sand- und Kiesgruben, an Flußläufen, Seen und im Watt. Steckt ein Mensch erst einmal fest, ist Treibsand eine der tödlichsten Gefahren der Natur.

Die Basis für die Entstehung von Treibsand ist eine einfache Mischung, die in der Natur fast überall vorkommt: Wasser und feiner Sand. Sand hat ein großes Porenvolumen, das heißt: Zwischen den einzelnen Körnern ist viel Platz.

Somit kann Sand viel Wasser aufnehmen. Dabei stützen sich die locker gelagerten Sandkörner gegenseitig ab. Kommt diese Sandfläche durch Betreten oder andere Erschütterungen in Bewegung, tritt das Wasser aus den Porenräumen aus und die Sandkörner verlieren ihren Zusammenhalt: der Sand wird flüssig.

Geht ein Mensch über eine solche Fläche, sinkt er nach einigen Schritten unweigerlich ein. Das Wasser füllt die Porenräume nicht mehr aus, und die Sandpackung wirkt wie ein Schraubstock. Selbst für einen starken erwachsenen Mann ist es unmöglich, sich aus eigener Kraft zu befreien. Es reicht schon ein Einsinken bis zu den Knien, um hilflos in der Falle zu sitzen.

Das Wattenmeer der Nordsee bei Ebbe.

Treibsand kommt auch an Seen und im Watt vor

Tod im Treibsand

Warum sterben immer wieder Menschen im Sand? Ganz einsinken kann man im Treibsand nicht, da der Auftrieb des Körpers zu groß ist. Man schwimmt sozusagen wie auf Wasser.

Doch die tödlichen Gefahren gehen von den Begleiterscheinungen aus. Aufgestellte Warntafeln sollten daher auf jeden Fall beachtet werden. Einmal in den eisenharten Griff geraten, schnürt der Druck des Sandes die Blut- und Sauerstoffzufuhr im Gewebe ab. Spätestens nach drei Tagen im Treibsand droht der Tod durch Verdursten, Unterkühlung oder Erschöpfung.

Wer im Watt entlang der Meeresküsten in eine Treibsandfalle gerät, schwebt in einer weiteren Gefahr: dem Tod durch Ertrinken bei einsetzender Flut. In Morecambe Bay im Nordwesten Englands liegen Treibsandfelder, die zu den gefährlichsten der Welt zählen. Bei Ebbe ist es möglich, den langen Weg entlang der Küste durch die Bucht abzukürzen.

Das hat schon mehr als 100 Menschen das Leben gekostet, die auf dieser Strecke im Treibsand steckenblieben. Aus diesem Grund setzte die britische Krone bereits im 15. Jahrhundert die ersten königlichen Wattführer ein. Es gibt jedoch immer noch Menschen, die sich unbegleitet in tödliche Gefahr begeben.

Diese Bild zeigt eine Familie bei ihrer Wanderung durch das Watt. Die Eltern halten die kleinsten Kinder an der Hand.

Vorsicht bei Wattwanderungen!

Wie kann man der Gefahr entgehen?

Grundsätzlich gilt: Warnungen wie Verbotsschilder, Tipps von Einheimischen und Reiseführern unbedingt befolgen. In Sand- und Kiesgruben, Baggerseen, Flußufern- und Meeresküsten niemals alleine gehen und Dritten immer Weg und voraussichtlich benötigte Zeit mitteilen. Sandbereiche, die an der Oberfläche feucht aussehen, unbedingt meiden.

Das gleiche gilt für Sandflächen, die beim Betreten in Schwingung geraten: Das ist ein untrügliches Zeichen für eine drohende Gefahr.

Wer doch im Treibsand versinkt, sollte sich am besten ruhig verhalten und auf Hilfe warten. Heftiges Strampeln kann dazu führen, dass der Körper tiefer einsinkt. Keine Panik: Man kann nicht ganz einsinken.

Speziell ausgerüstete Rettungskräfte verwenden tragbare Planken und Hochdruckdüsen, um die Opfer wieder frei zu spülen. Und Vorsicht bei der Rettung von Eingesunkenen. Schlecht ausgerüstete Retter stecken schnell selbst im Sand fest.

(Erstveröffentlichung 2003. Letzte Aktualisierung 09.03.2020)

Quelle: WDR

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