Weißes Angorakaninchen auf einer Wiese.

Wolle

Wollsorten

Wolle ist nicht gleich Wolle. Kurioserweise stammen die wertvollsten Wollsorten gerade nicht vom Schaf, sondern von der Ziege oder dem Kaninchen.

Von Christiane Gorse

Angorawolle

Die weichste Wolle, die es gibt, stammt vom Angorakaninchen. Das meist weiß gefärbte Tier hat seine samtigen Haarbüschel sogar an den Ohren. Weil die Angorawolle sehr lufthaltig ist, wärmt sie besonders gut. Nicht nur Liebhaber von flauschigen Stoffen schätzen diese Qualität, auch Rheuma-Patienten lindern ihre Beschwerden damit.

Das Angora-Kaninchen, das im 18. Jahrhundert erstmals nach Deutschland eingeführt wurde, kann bis zu viermal im Jahr geschoren werden. Bis zu 1,5 Kilogramm Wolle kann ein Kaninchen liefern.

Mohairwolle

Die Mohairwolle stammt nicht, wie man meinen könnte, von der Mohairziege, sondern von der Angoraziege. Diese Wollart ist etwas grober als die Angorawolle vom Kaninchen, hat aber auch lange Fasern. Sie zeichnet sich dadurch aus, dass sie sich gut färben lässt und schön glänzt. Die Angoraziege hat ihren Namen von der türkischen Hauptstadt Ankara, da sie in der Gegend um die Stadt ursprünglich beheimatet war.

In Deutschland ist eine Zucht dieser Ziegen nicht gut möglich, da sie sehr empfindlich gegen Nässe sind. Bereits im 19. Jahrhundert wurden sie nach Südafrika und Kalifornien exportiert. Dort finden sie optimale Lebensbedingungen vor und liefern bis zu 2,5 Kilogramm Wolle pro Jahr.

Kopf einer weißen Angoraziege mit Schlappohren.

Die Angoraziege stammt aus der Türkei

Kaschmirwolle

Kaschmirwolle ist die edelste Wolle überhaupt. Sie stammt von der Kaschmirziege, deren ursprüngliches Verbreitungsgebiet der Himalaja und das Pamir-Gebirge ist. Ihr sehr feines Unterfell wird in der Regel nur ausgekämmt, nur in Europa wird es geschoren.

Jede Kaschmirziege liefert pro Jahr nur ein paar Hundert Gramm Wolle, deswegen ist sie sehr teuer. In der Natur kommt die Ziege in den Farben grau, weiß, braun und schwarz vor. In Europa werden fast ausschließlich weiße Tiere gezüchtet, da sich diese Wolle am besten einfärben lässt.

Liegende, weiße Kaschmirziege mit langem Fell.

Die Kaschmirziege wird nur ausgekämmt

Alpakawolle

Im südamerikanischen Andenhochland wird seit etwa 5000 Jahren das Alpaka-Lama gezüchtet, eine kleine Kamelart mit weichem, flauschigen Fell. Die spanischen Eroberer hatten kein Interesse an dem Nutztier der Inkas, da sie ihre eigenen Schafe mitbrachten. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war das Alpaka fast ausgestorben.

Mittlerweile hat sich der Bestand der Tiere aber wieder erholt und die Wolle der Alpakas erfreut sich großer Beliebtheit, da sie sehr weich und wärmend ist. Der Großteil der weltweiten Alpakawolle stammt immer noch aus Südamerika. Marktführer ist Peru, es folgen Bolivien und Chile.

Drei Alpakas nebeneinander im südamerikanischen Hochland.

Alpakas im südamerikanischen Hochland

Schafwolle

Die feinste Schafwolle stammt vom Merinoschaf ab, das ursprünglich aus Spanien stammt, aber inzwischen zum Universalschaf avanciert ist: hervorragende Wolle und viel Fleisch an einem Tier. Die feinste Merinowolle kommt heute aus Neuseeland und Australien. Dort sind die Witterungsverhältnisse so günstig, dass die Tiere keine harten Wollhaare ausbilden müssen, um dem Wetter zu trotzen. Festere Wolle, die aber nicht kratzt, bietet auch das Gotlandschaf.

Grundsätzlich unterscheidet man zwischen feiner, mittelfeiner und grober Wolle. Die mittelfeine Wolle, meist vom Fleischschaf, Coburger Fuchsschaf, Texel- oder Eiderschaf eignet sich auch zum Filzen und für Textilfüllung wie Bettdecken.

Grobe Wolle von Schafen, die von rauer Natur umgeben sind, wie das Bergschaf oder die Heidschnucke, eignet sich zum Tragen auf der Haut überhaupt nicht. Aus dieser groben Wolle werden meist nur Teppiche gewebt.

Drei weiße Texelschafe auf einer Wiese.

Das Texelschaf liefert mittelfeine Wolle

Quelle: SWR | Stand: 13.02.2020, 15:40 Uhr

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