Fotomontage mit Schallwellen, die in ein Ohr gehen und tanzen

Wohnen und Gesundheit

Lärm macht krank

Lärm ist ein oft unterschätztes gesundheitliches Risiko. Lärm kann nicht gemessen werden, denn er ist eine individuelle Empfindung, die erheblichen Schwankungen unterliegt.

Von Ulrich Neumann

Gesundheitsschäden durch erhöhten Schallpegel

Das Geräusch eines Rasenmähers oder einer Bohrmaschine kann für uns unerträglich sein, wenn es vom Nachbarn kommt. Haben wir aber selbst einen Nutzen davon, empfinden wir das häufig ganz anders. Lärm ist also nicht messbar, wohl aber der Schallpegel.

Schallpegel werden in Dezibel (dB) angegeben, wobei der häufig verwendete Zusatz (A) darauf verweist, dass bei der Messung eine dem menschlichen Gehör angepasste Bewertung der unterschiedlichen Tonhöhen (Frequenzen) vorgenommen wurde.

So lassen sich Aussagen treffen, wie laut oder leise es ist, wenn Blätter rauschen (10 dB A), eine Armbanduhr tickt (20 dB A), Personen sich normal unterhalten (55 dB A), ein Lkw (85 dB A) oder ein in zehn Meter Entfernung Krankenwagen mit Martinshorn (120 dB A) an uns vorbeifährt.

Mediziner und Akustikforscher sind sich einig, dass ein erhöhter Geräuschpegel gesundheitliche Folgen hat.

Wer über einen längeren Zeitraum tagsüber im Außenbereich einem Mittelungspegel von mehr als 65 dB A und nachts von mehr als 55 dB A ausgesetzt ist, der hat ein erhöhtes Risiko, Bluthochdruck und infolgedessen eine Herz-Kreislauf-Erkrankung zu entwickeln.

Gehörschäden stellen sich ab einer Dauerbeschallung von über 85 dB A ein. Ohrenärzte warnen deshalb immer wieder nachdrücklich vor zu hohen Schallpegeln in Diskotheken.

Tänzer auf der Technoparty Mayday in Dortmund

Ein zu hoher Schallpegel in Diskotheken kann zu Gehörschäden führen

Lombard-Effekt: Geräuschpegel in Großraumbüros

Nicht nur der Verkehrslärm erzeugt Stress. Auch Bürolärm kann sehr belastend sein. Darunter haben vor allem Beschäftigte in Großraumbüros zu leiden, wo sich oftmals mehrere Personen gleichzeitig unterhalten oder am Telefon oder Handy sprechen.

Hier kommt es regelmäßig zu akustischen Belastungen, die zu Konzentrationsmangel oder Müdigkeit, aber auch Aggressivität führen können. Häufig leidet unter dem erhöhten Geräuschpegel auch die Sprachverständlichkeit.

In dem Bemühen, sich in der lauten Umgebung dem Gegenüber trotzdem verständlich zu machen, erhöhen alle Beteiligten unwillkürlich den Pegel ihrer eigenen Stimme. Man nennt dieses Phänomen den Lombard-Effekt.

Gemeint ist, dass sich unter Stressbedingungen die Wortdauer und die Aussprachefrequenzen deutlich erhöhen. Messungen haben ergeben, dass dabei Schallpegel von bis zu 70 dB A erreicht werden.

Herkömmliche akustische Schallschutzmaßnahmen, die großflächig an Decken und Wänden montiert wurden, konnten das Problem nicht beheben.

Die faserigen oder porösen Materialien, die man früher oft zur Schalldämpfung verwendete, filtern in erster Linie die hohen Frequenzen. Das aber geht zu Lasten der Sprachverständlichkeit.

Das eigentliche Problem sind die tiefen Frequenzen. Jeder kennt das Phänomen aus Treppenhäusern oder gekachelten Sanitärräumen, wenn die eigene Stimme durch den Hall zusätzlich verstärkt wird. In kleinen bis mittleren Büroräumen tritt dieser Effekt immer dann auf, wenn das gesprochene Wort auf schallharte Begrenzungen trifft.

Moderne Schallabsorber sollen diesen Mangel ausgleichen. Die an Decken und Wänden montierbaren Verbundplatten sollen helfen, die tiefen Frequenzen abzuschwächen.

Quelle: SWR | Stand: 30.01.2020, 08:00 Uhr

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