schwarz-weiß Foto zwei deutscher Soldaten mit Gasmasken an einem Maschinengewehr

Erster Weltkrieg

Der Kriegsverlauf 1914 bis 1916

Der Erste Weltkrieg verlief für keine der verfeindeten Seiten wie geplant. Er entwickelte sich in einer Form, die niemand erwartet hatte, auch die Militärs nicht. Die Truppen gruben sich über Hunderte von Kilometern in ihren Schützengräben ein.

Von Knut Weinrich

Im Ersten Weltkrieg wurden riesige Materialschlachten geschlagen, in denen Hunderttausende im Artilleriefeuer starben. Und es kamen Waffen zum Einsatz, die bis dahin unbekannt gewesen waren – etwa das Giftgas, das großen Schrecken verbreitete.

1914: Der Weltkrieg beginnt

Die deutschen Truppen fielen in das neutrale Belgien und in Luxemburg ein, um von dort nach Frankreich zu gelangen. Daraufhin trat Großbritannien in den Krieg gegen Deutschland ein. Der Weltkrieg begann.

Die Militärs des Deutschen Reiches rechneten schon seit Jahren damit, dass ein Krieg in Europa für sie ein Zwei-Fronten-Krieg werden würde: gegen Frankreich im Westen und gegen Russland im Osten.

Sie hatten dafür den Schlieffen-Plan entwickelt, benannt nach Alfred Graf von Schlieffen, Chef des Generalstabs der Armee bis 1905. Dieser Plan ging davon aus, dass die russischen Truppen deutlich länger brauchen würden als die deutschen, um kampfbereit zu sein.

Eben diese Verzögerung auf russischer Seite sollte genutzt werden, um Frankreich zu überrennen.

Dazu sollten die deutschen Truppen über Belgien nach Nordfrankreich eindringen und die französische Armee in einem schnellen Bewegungskrieg von hinten umfassen und vernichten. Es war also ein Blitzkrieg gegen Frankreich geplant, wenn auch der Begriff damals noch nicht verwendet wurde.

Dann sollten die in Frankreich siegreichen deutschen Truppen schnell nach Russland gebracht werden und dort abermals siegen. So war also der Zweifrontenkrieg in der Planung zu einem Krieg in zwei Etappen geworden, was die zahlenmäßige Überlegenheit der Gegner ausgleichen sollte.

schwarz-weiß Foto von einer Gruppe russischer Kriegsgefangener

Russische Kriegsgefangene im Sammellager bei Munkacz

In der Realität ging der Plan aber nicht auf. Denn die deutschen Truppen wurden im Westen von massiven Gegenoffensiven gestoppt und verloren die "Schlacht an der Marne" im September 1914.

Und auch im Osten lief es anders: Die russischen Truppen drangen gleich im August nach Ostpreußen ein, waren also schon in der Offensive zu einem Zeitpunkt, an dem sie nach deutschem Plan noch in den Vorbereitungen stecken sollten.

Auch wenn der ursprüngliche Plan gescheitert war: Das Deutsche Reich hatte bis Oktober 1914 im Westen Belgien und Luxemburg besetzt und war nach Nordfrankreich eingedrungen.

In Elsass und in Lothringen – beide damals Teile des Deutschen Reiches – hatten die deutschen Truppen den französischen Vormarsch gestoppt. Nun begann die Front im Westen zu erstarren, der Krieg wandelte sich hier zum "Stellungskrieg".

Im Osten hingegen war die Front weiter in Bewegung, und sie sollte es auch den Krieg über bleiben. Bald reichte sie über 2000 Kilometer von der Küste der Ostsee bis zum Schwarzen Meer.

Trotz ihrer Erfolge, wie etwa in der Schlacht von Tannenberg im August 1914, bei der 90.000 russische Soldaten in deutsche Kriegsgefangenschaft gerieten, konnte das Deutsche Heer die russischen Truppen nicht überwinden.

So war bis Jahresende 1914 – zu dem man in Deutschland schon lange den Sieg hatte feiern wollen – eine für Deutschland schwierige Situation entstanden. Wenn auch die Truppen der Mittelmächte tief in den Ländern der Gegner standen, so war doch die Lage für die Entente auf längere Sicht günstiger.

Denn Deutschland wurde durch die britische Seeblockade stark von Lieferungen auf dem Meeresweg abgeschnitten, bald mangelte es an Rohstoffen und auch an Nahrung. Zugleich erhielten die Entente-Staaten Nachschub, unter anderem aus den USA. Die Kräfteverhältnisse, die von Anfang an zu Ungunsten der Mittelmächte waren, verschoben sich weiter zu Gunsten der Entente.

1915: Die Schützengräben ziehen sich quer durch Europa

Im Westen gruben sich die Truppen mehr und mehr ein, auf beiden Seiten der Front. Über eine Länge von 700 Kilometern – von der Schweizer Grenze bis zur belgischen Kanalküste – zogen sich die Schützengräben. Oft waren sie nur wenige Dutzend Meter voneinander entfernt.

Die Front bestand aber nicht nur aus Gräben und Stellungen. Bis weit ins Hinterland reichten die Einrichtungen zur Versorgung wie etwa die Feldküchen, Bäckereien, Pferdeställe und Fuhrparks, Munitionsdepots und Waffenarsenale.

schwarz-weiß Bild britischer Soldaten marschieren mit Gegenlicht zur Front am Frenzenberg bei Ypern

Britische Soldaten auf dem Weg zur Front

Auch für die Verwundeten musste gesorgt werden: Verbandsplätze waren etwa drei, Feldlazarette etwa 20 Kilometer von der Front entfernt. Zudem führte auf deutscher Seite die Eisenbahn bis zu den vordersten Linien.

Im April 1915, in der zweiten Schlacht von Ypern in Belgien, setzten die Deutschen erstmals Giftgas ein. Im Stellungskrieg war dies der Versuch, die Gegner zu töten, ohne eigene Soldaten in das Trommelfeuer schicken zu müssen.

Bald setzte auch die Entente Giftgas ein. Bis Ende des Krieges waren insgesamt 70.000 Soldaten durch Giftgas ums Leben gekommen und eine halbe Millionen schwer erkrankt, viele von ihnen für immer, etwa an den Augen oder der Lunge.

Im Osten konnten die deutschen Truppen die russische Armee Anfang 1915 aus Ostpreußen vertreiben.

Im Sommer rückten sie weit ins damalige Russische Reich vor, nahmen Warschau und Brest-Litowsk ein. Aber das war doch nur ein kleiner Teil des riesigen Reiches, das allein schon wegen seiner Ausdehnung letztlich uneinnehmbar war. Es war nun auch noch eine "Südfront" hinzugekommen.

Italien war 1915 auf Seiten der Entente in den Krieg eingetreten und erhoffte sich Gebietsgewinne. Am Isonzo, nördlich von Triest, bildete sich damit nun eine weitere, sehr verlustreiche Front des Stellungskrieges. Hier standen die italienischen Truppen denen von Österreich-Ungarn gegenüber.

Schwarz-weiß Bild zweier Soldaten mit Maultier, alle drei tragen Gasmasken

Soldaten und Maultier mit Gasmasken

1916: Das Jahr der größten Schlachten des Krieges

Das Jahr 1916 war das Jahr der größten Schlachten des Krieges, der "Materialschlachten". Die Schlacht von Verdun und die Schlacht an der Somme sind in die Geschichte eingegangen als die schrecklichsten, die verlustreichsten Schlachten des Ersten Weltkrieges.

Die Festungsanlage von Verdun war eine der Säulen der französischen Front. Hier nun wollten die Deutschen den Feind "ausbluten", ihm also so heftige Verluste zufügen, dass danach der deutsche Vormarsch gelingen würde. Aber dieser Plan des deutschen Generals Erich von Falkenhayn ging nicht auf – denn nicht nur die Franzosen verbluteten, sondern auch die Deutschen.

Am Ende der Schlacht von Verdun im Juli 1916 waren insgesamt 700.000 Männer tot oder verwundet. Am nordfranzösischen Fluss Somme hatte schon kurz zuvor eine weitere Schlacht begonnen, die größte des Krieges.

schwarz-weiß Foto gefallener Soldaten und deren Pferde auf einem Feld nach einer Schlacht

Das Jahr der größten Schlachten

Ein Ziel der Entente war hier gewesen, die Front bei Verdun zu entlasten, indem umfangreiche deutsche Truppen an der Somme gebunden wurden. Die Materialschlacht an der Somme lief nach dem damals typischen Muster ab: Tagelang beschoss die Artillerie die feindlichen Stellungen, um sie mürbe zu machen.

Dann stürmten die Soldaten aus den Schützengräben, versuchten durch die Front zu brechen, scheiterten aber im feindlichen Feuer, in den Stacheldrahtverhauen und auch in den Giftgaswolken. Mal gewannen sie zwar ein paar hundert Meter, verloren sie aber auch bald wieder. Dieser Ablauf wiederholte sich immer und immer wieder.

Die Schlacht an der Somme war dabei die Materialschlacht mit den größten Verlusten. Zweieinhalb Millionen Soldaten kämpften, mehr als eine Million wurde getötet oder verwundet.

Der Geländegewinn für die Alliierten betrug etwa zehn Kilometer in der Tiefe und 40 Kilometer in der Breite. Der Krieg im Osten war 1916 von mehreren großen russischen Offensiven geprägt, durch die insbesondere österreichisch-ungarische Truppen weit zurückgedrängt wurden.

Doch diese Offensiven kosteten die russische Armee eine Million Tote und Verwundete, schwächten sie entscheidend und demoralisierten die Truppen. Den Mittelmächten gelang es nun, Rumänien zu erobern und damit die dortigen Erdölvorkommen zu kontrollieren.

schwarz-weiß Bild deutscher Soldaten in einem Schützengraben

Deutsche Soldaten im Schützengraben

Quelle: SWR | Stand: 22.10.2019, 17:25 Uhr

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