Kaiser Heinrich VI. (1165-1197) aus dem Geschlecht der Staufer

Mittelalter

Die Staufer

Das Geschlecht der Staufer prägte das europäische Mittelalter entscheidend. Vor allem Kaiser Barbarossa und sein Enkel Friedrich II. gründeten Universitäten und Städte, schufen ein neues Rechtssystem und förderten die höfische Kultur.

Von Sabine Kaufmann

Die Staufer gelten als das bedeutendste europäische Herrschergeschlecht des 12. und 13. Jahrhunderts. Als Herren des Heiligen Römischen Reiches herrschten sie über ein Gebiet, das sich von der heutigen dänischen Grenze bis Sizilien erstreckte.

Die Anfänge der Staufer

Im Osten der Schwäbischen Alb begann die Geschichte der mächtigsten Dynastie des Hochmittelalters. Stammvater der Staufer war Graf Friedrich von Büren, der das Wäscherschloss errichtete, das als Wiege der Staufer gilt.

Ihren Wohlstand und politischen Aufstieg hatten die ersten Staufer ihren Frauen zu verdanken. Friedrich von Büren war mit einer reichen Grafentochter aus dem Elsass verheiratet: Hildegard von Egisheim. Sie brachte so viel Geld mit in die Ehe, dass der Bau einer Burg aus Stein erst möglich wurde. Doch erst dem Sohn des Grafenpaares, der auch Friedrich hieß, gelang der eigentliche Aufstieg.

Er war ein treuer Gefolgsmann des Kaisers Heinrich IV. und begleitete ihn 1077 auf seinem Gang nach Canossa. Friedrich war einer der wenigen, die ausharrten, als der Kaiser barfuß im Schnee vor dem Papst Abbitte leisten musste und von seinem Kirchenbann freigesprochen wurde.

Als Dank für seine Treue erhielt Friedrich die Kaisertochter Agnes zur Frau. Außerdem wurde er in den Rang eines Herzogs erhoben.

Der neue Gefolgsmann des Kaisers brauchte schließlich einen neuen repräsentativen Rahmen. Das Wäscherschloss war zu eng geworden. Auf dem nahegelegenen Berg baute er die Burg Hohenstaufen, die dem Geschlecht seinen Namen geben sollte.

Königssiegel mit der Abbildung von Konrad III.

Der junge Konrad wurde durch einen Staatsstreich König

Konrad III.

Durch die Heirat des Herzogs Friedrich I. mit Agnes, der Tochter des salischen Kaisers, kam königliches Blut in die Familie. Der gemeinsame Sohn Konrad eroberte immer mehr salische Ämter. Die Ländereien der beiden Adelsgeschlechter verschmolzen Schritt für Schritt miteinander und so konnte sich die Machtbasis der Staufer immer weiter ausdehnen.

Als der letzte Salierkaiser starb, wurde zuerst Lothar von Supplinburg zum König gewählt. Aber Konrad strebte mit allen Mitteln nach der Königswürde. Durch einen Staatsstreich kam er schließlich ans Ziel. Sein Verbündeter war der einflussreiche Erzbischof Albero von Trier. Durch eine kleine Gruppe von Fürsten ließ sich Konrad zum Gegenkönig wählen.

Albero versuchte die anderen Fürsten des Reiches von dieser Wahl zu überzeugen. Er schrieb viele Briefe, und schließlich verließen riesige Wagenladungen Moselweins Trier. Die Weinfässer gelangten zu zahlreichen Fürsten des Landes. Unter den deutschen Fürsten regten sich seit dieser "Überzeugungsarbeit" keine Widerstände mehr gegen Konrad III.

Vierzehn Jahre lang regierte er als deutscher König. Da seine Söhne noch zu jung waren, um in seine Fußstapfen zu treten, sah Konrad III. in seinem Neffen Barbarossa den geeigneten Thronkandidaten. Das Gemeinwohl und die Stabilität des Reiches waren Konrad III. letztendlich wichtiger als die direkte Erbfolge seiner Söhne.

Friedrich I., genannt Barbarossa

Nach dem Tod seines Onkels Konrad III. wurde Friedrich I., genannt Barbarossa, 1152 in Frankfurt am Main zum König gewählt. Der damals 30-Jährige war von der Idee des Kaisertums fasziniert. Unter seiner Führung sollte die Kaiserwürde neuen Glanz erhalten. Getragen wurde die Idee von einer Gruppe junger Männer wie etwa Heinrich dem Löwen.

Um seine kaiserlichen Ansprüche in Italien durchzusetzen, zog Friedrich Barbarossa immer wieder mit einer großen Armee über die Alpen. Mit der Macht des Schwertes versuchte er die oberitalienischen Städte gefügig zu machen. Allerdings mit wechselndem Erfolg. Am Ende musste er sich dem Papst unterwerfen.

Friedrich I. Barbarossa

Friedrich I. Barbarossa

Nördlich der Alpen konnte Barbarossa seine Macht immer weiter ausbauen. Er festigte das Lehnssystem, baute Burgen, stärkte das Geldwesen, und unter seiner Ägide florierte die höfische Kultur.

Auf dem Pfingsthoffest 1184 in Mainz, einem der größten Feste des Mittelalters, ließ er seine beiden Söhne Heinrich und Friedrich zu Rittern schlagen. Damit demonstrierte er im Beisein der adligen Reichselite den Machtanspruch seines Hauses. Der dritte Kreuzzug sollte Kaiser Friedrich Barbarossa im Ausland wieder zu mehr Glanz verhelfen. Er war schon weit über 60, als er sich an die Spitze der Kreuzfahrer begab.

Von Regensburg brach er ins Heilige Land auf. Die mächtigsten Herrscher Europas folgten ihm. Doch die Reise endete tragisch. 1190, bei einem Bad in dem anatolischen Fluss Saleph, ertrank Kaiser Barbarossa. Wo sein Leichnam begraben liegt, gibt Historikern immer noch Rätsel auf.

Heinrich VI.

Obwohl der zweitälteste Sohn Barbarossas nur sechs Jahre lang römisch-deutscher Kaiser war, gelang ihm die Ausdehnung des Reiches nach Sizilien. Wieder einmal verhalf dem Staufer dazu eine kluge Heiratspolitik. Heinrichs Frau Konstanze erbte das Normannenreich in Sizilien und Süditalien.

Doch ganz automatisch fiel Heinrich VI. das Erbe nicht in den Schoß. Erst gegen Widerstände konnte Heinrich VI. dort seine Macht behaupten. Er musste sich in erbitterten Kämpfen gegen Tankred behaupten, der von den mächtigen Baronen Apuliens zum König von Sizilien gewählt worden war. Erst als Tankred und sein ältester Sohn starben, hatte Heinrich VI. freie Bahn auf Sizilien.

Die Auseinandersetzungen mit den apulischen Adligen finanzierte er aus der Lösegeldsumme, die ihm die Gefangennahme des englischen Königs Richard Löwenherz auf Burg Trifels eingebracht hatte. Auf dem Rückweg aus dem Heiligen Land wurde dieser vom österreichischen Herzog Leopold festgesetzt und mithilfe des deutschen Kaisers gefangen gehalten.

30 Tonnen Silber ließen sich die englischen Untertanen die Befreiung ihres Königs kosten. Erst dieses Geld sicherte Heinrich VI. die Festigung seiner Macht auf Sizilien. Als Kaiser Heinrich VI. starb, war sein einziger Sohn und Erbe Friedrich gerade mal vier Jahre alt.

Castel del Monte

Das Castel del Monte stammt aus der Zeit des Stauferkaisers Friedrich II.

Friedrich II.

Friedrich wuchs in Italien auf. Er war Sizilianer und kein Deutscher mehr wie sein berühmter Großvater Barbarossa. Trotzdem war der junge Mann erfüllt von der Idee des Kaisertums. Als 16-Jähriger reiste er in die nördlichen Territorien des Reiches und ließ sich von den deutschen Fürsten zum Kaiser wählen, indem er ihnen weitreichende Privilegien zusicherte.

Die Herrschaft, die ihm vorschwebte, konnte er im Deutschen Reich allerdings nicht umsetzen. 1220, auf der Heimreise nach Sizilien, nahm er noch aus den Händen des Papstes die Kaiserkrone entgegen.

Fortan konzentrierte sich Friedrich II. auf seine Hausmacht in Unteritalien. Dort schuf er eine Königsherrschaft mit einem hocheffizienten Beamtenapparat. Er machte sich als Gelehrter und Wissenschaftler einen Namen. Mit vielen philosophischen Fragen seiner Zeit setzte er sich auseinander und etablierte als einer der Ersten die empirische Wissenschaft. Sein berühmtes Vogelbuch basierte auf Beobachtungen und Erfahrungen, die er selbst gemacht hatte – unter anderem bei der Falkenjagd.

Während seiner Regentschaft kam es immer wieder zu Konflikten mit dem Papst. Schließlich arbeitete der Papst auf die Vernichtung Friedrichs II. hin und exkommunizierte ihn. Der Staufer führte viele Kriege gegen Rom, die er letztlich verlor. Am 13. Dezember 1250 starb Friedrich II.

Porträt des jungen Kaiser Friedrich II.

Kaiser Friedrich II. sicherte den Beamtenapparat

Das Ende der Staufer

Der Tod Friedrichs II. war der Anfang vom Ende der Staufer. Die Macht von Friedrichs Sohn Konrad IV. stand auf tönernen Füßen. Der Papst hatte auch ihn exkommuniziert und im Deutschen Reich hatten die Fürsten bereits einen Gegenkönig gewählt. Immer wieder musste Konrad IV. seine Würde als deutscher König militärisch behaupten.

Nach nur vier Jahren als König starb er in einem Heerlager an Malaria. 18 Jahre nach dem Tod Friedrichs II. wurde auch sein Enkel Konradin hingerichtet, der letzte männliche Staufer. Danach brach das staufische System, das einen starken und durchsetzungsfähigen Herrscher brauchte, in sich zusammen.

Wandgemälde: Konradin bei der Falkenjagd.

Mit dem Tod Konradins endete die Dynastie der Staufer

(Erstveröffentlichung 2014. Letzte Aktualisierung 19.12.2019)

Quelle: SWR

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