Schwarzweiß-Bild: Soldaten bei einem Russlandfeldzug.

Der Zweite Weltkrieg

Zweite Phase: Russlandfeldzug und Krieg im Pazifik

Im Juni 1941 überfiel die deutsche Wehrmacht die völlig überraschte Sowjetunion. Doch der geplante Vernichtungsfeldzug, der innerhalb weniger Monate beendet sein sollte, scheiterte.

Von Martina Frietsch

Der Russlandfeldzug

Am frühen Morgen des 22. Juni 1941 begann das Deutsche Reich ohne Kriegserklärung den Russlandfeldzug. Über drei Millionen Soldaten, dazu 600.000 Soldaten der Verbündeten Ungarn, Rumänien, Finnland, Slowakei und Italien, überschritten die Grenze und rückten tatsächlich sehr schnell vor. Der Russlandfeldzug sollte in drei Monaten vorbei sein – auf jeden Fall vor dem Beginn des Winters.

Mit dem Überfall auf Russland wollte Hitler weiteren "Lebensraum im Osten" erobern. Doch der Russlandfeldzug war entsprechend der deutschen Rassenpolitik von Beginn als Vernichtungsfeldzug geplant: Die Menschen in den eroberten Gebieten galten als sogenannte "Untermenschen" und sollten als Zwangsarbeiter versklavt werden.

Die jüdische Bevölkerung wurde verfolgt und ermordet – so hatte es die Führung des NS-Staates im Sommer 1941 beschlossen. Zugleich war der Feldzug für Hitler ein Kampf gegen den "jüdischen Bolschewismus", den er als Bedrohung ansah. Die Gebiete selbst sollten wirtschaftlich so weit wie möglich ausgebeutet werden.

Widerstand vor Moskau

Nach sechs Monaten Krieg stand die Wehrmacht kurz vor Moskau. Das Baltikum, Weißrussland und Teile der Ukraine waren besetzt. Doch spätestens zu diesem Zeitpunkt wurde klar, dass die Stärke der Roten Armee unterschätzt worden war. Die deutsche Armee war außerdem nicht für eine längere Kampfdauer ausgerüstet und schon gar nicht für einen sowjetischen Winter.

Der Angriff auf Moskau geriet erst im Herbstschlamm ins Stocken und stoppte durch den Wintereinbruch ganz. Bis zum Frühjahr 1942 waren allein beim Russlandfeldzug eine Million deutsche Soldaten gefallen. Hoch waren auch die deutschen Materialverluste, während die Sowjetunion von Großbritannien und den USA Unterstützung erhielt.

Schwarz-weiß-Bild: Panzertruppe der deutschen Wehrmacht vor Moskau.

Panzertruppe der deutschen Wehrmacht vor Moskau

Vernichtungspolitik

Beim Vorrücken gingen Wehrmacht und spezielle Einsatzgruppen mit äußerster Brutalität vor: Juden, Sinti und Roma sowie kommunistische Funktionäre wurden verfolgt und ermordet. Bei Massenerschießungen starb bis Ende 1941 allein eine halbe Million Menschen.

Soldaten, die mit besonderer Grausamkeit vorgingen, mussten keinerlei Strafe fürchten. Kriegsgefangene ließ die Wehrmacht verhungern. Zur gleichen Zeit wurden europaweit Millionen Menschen in Konzentrations- und Vernichtungslager gebracht und systematisch ermordet. Der NS-Rassenwahn kostete Millionen Menschen das Leben.

Krieg im Pazifik

Während die Wehrmacht vor Moskau feststeckte, griff am 7. Dezember 1941 Deutschlands Verbündeter Japan in Pearl Harbor (Hawaii) die US-amerikanische Flotte an. Vier Tage später erklärte Deutschland den USA den Krieg. Dem Überraschungsangriff auf Pearl Harbor war ab Frühjahr 1941 das Vorrücken Japans im ostasiatischen Raum vorangegangen: Im April hatte Japan Französisch-Indochina besetzt (heute: Vietnam, Laos, Kambodscha).

1940 hatte Japan den Dreimächtepakt mit Deutschland und Italien unterzeichnet. Mit dem Angriff auf Pearl Harbor beabsichtigte Japan, seine Machtstellung im pazifischen Raum zu sichern. Gleichzeitig fügte es den USA eine der schwersten militärischen Niederlagen zu.

Schwarzweiß-Bild: Japanische Kampfflugzeuge greifen den US-Flottenstützpunkt Pearl Harbor an.

Dezember 1941: Japanische Kampfflugzeuge greifen den US-Flottenstützpunkt Pearl Harbor an

Politisch hatte der Angriff auf Pearl Harbor weitreichende Folgen: Mit den gegenseitigen Kriegserklärungen Japans und der USA sowie Deutschlands wenige Tage später wurde der Krieg zum Weltkrieg. Die USA, die bisher nicht bereit gewesen waren, militärisch in den Krieg in Europa einzugreifen, änderten nun ihre Position.

Fast zeitgleich mit Pearl Harbor griffen Japan die britischen Kronkolonien Hongkong und Singapur an. Einen Tag später erklärte auch Großbritannien Japan den Krieg.

Die Wende im Krieg: Rückzug und Stalingrad

Im Sommer 1942 schaffte es die Wehrmacht noch, bis ans Schwarze Meer und den Kaukasus vorzudringen, doch mit der Offensive gegen Stalingrad im November war die deutsche Niederlage endgültig besiegelt. Die Rote Armee schloss die deutschen Truppen ein, die sich Ende Januar 1943 ergaben.

Rund 150.000 Soldaten der Wehrmacht waren gefallen, verhungert oder erfroren. Bei der Schlacht um Stalingrad starben auch rund 400.000 sowjetische Soldaten. Stalingrad war nicht nur der Inbegriff der militärischen Niederlage, sondern wirkte sich auch auf die Moral der deutschen Bevölkerung aus, die durch Goebbels' Ausrufung des "Totalen Kriegs" motiviert werden sollte.

Während in Russland der lange Rückzug der Wehrmacht begann, rückten im Westen die Alliierten vor. Im Juli 1943 gingen US-Truppen auf Sizilien an Land. Die zweite Front in Europa war eröffnet.

Quelle: SWR | Stand: 01.06.2020, 21:30 Uhr

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