Schwarzweiß-Foto von Margarethe Krupp, die auf einem Stuhl sitzt.

Die Krupps

Die Krupp-Frauen

Die Frauen der Familie Krupp waren ein wichtiger Teil des Geschäftslebens. Ihre Hauptaufgaben waren Repräsentation und Engagement für die sozialen Belange der Krupp-Arbeiter. Mehrere von ihnen übernahmen nach dem Tod ihrer Männer auch die Geschäfte.

Von Tina Heinz

Helene Amalie Krupp: die Geschäftsfrau

Zum ersten Kontakt der Krupps mit der Eisenindustrie kommt es durch eine Frau: Helene Amalie Krupp (1732-1810), die Großmutter des späteren Firmengründers Friedrich. Ihr Mann stirbt nach nur sechs Jahren Ehe. Sie übernimmt sein Kolonialwarengeschäft, fügt weitere Abteilungen hinzu und investiert die Gewinne in Grundstücke. So verdient sie sich einen Ruf als kundige und gerissene Geschäftsfrau.

1799 übernimmt Helene Amalie Krupp die Eisenhütte "Gute Hoffnung" in Sterkrade – gezwungenermaßen, denn sie hat dem Vorbesitzer Geld geliehen, das er nicht zurückzahlen kann. Statt die Hütte zu verpachten, will sie sie unter eigener Regie betreiben.

Sie versucht ihre Kontakte aus dem Kolonialwarenhandel auch für den Absatz der Eisenwaren zu nutzen. Ihr Enkel Friedrich fungiert zeitweise als Betriebsleiter, allerdings erfolglos. Die Hütte wird verkauft.

Doch Friedrich hat seine Leidenschaft für die Metall-Branche entdeckt. Nach dem Tod der Großmutter gründet er mithilfe ihres Vermögens 1811 die Firma "Fried. Krupp" und versucht sich in der Gussstahlproduktion.

Therese Krupp: die Witwe an der Konzernspitze

Therese Krupp, die Witwe eben jenes Firmengründers Friedrich, sorgt dafür, dass die Firma ihres Mannes auch nach seinem Tod 1826 weitergeführt wird. Sie unterstützt ihren 14-jährigen Sohn Alfred Krupp bei der Leitung der Geschäfte.

Und sie bleibt nicht die letzte Frau an der Spitze des Unternehmens: In der vierten Generation nach Firmengründung wird es keinen männlichen Nachfolger geben.

So wird Krupp 1903 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Die älteste Tochter Bertha soll bei Volljährigkeit 99,99 Prozent der Aktien erhalten. Bis dahin ist ihre Mutter Margarethe für sie als Treuhänderin tätig.

Zeichnung: Einige Fabrikgebäude und ein rauchender Schornstein.

Krupp-Fabrik um 1835

Margarethe Krupp: der Inbegriff Krupp'scher Wohlfahrt

Margarethe führt den Expansionskurs des Unternehmens erfolgreich fort; zum Beispiel wird während ihrer Zeit an der Spitze von Krupp das Hüttenwerk in Rheinhausen weiter ausgebaut.

Auch wenn faktisch das Krupp-Direktorium die Geschäfte leitet, ist Margarethe Krupp bestens über die Belange der Firma informiert. Ihrer Regentschaft kommt auch der allgemeine konjunkturelle Aufschwung Anfang des 20. Jahrhunderts zugute.

Traditionell kümmern sich die Frauen der Familie um die Krupp'sche Wohlfahrt. Vor allem Margarethe Krupp wird für ihr Engagement im sozialen Bereich bekannt.

Wichtig ist ihr dabei eine sinnvolle Verteilung der Mittel, die ihr zur Verfügung stehen: Nützlichkeit geht vor Sentimentalität. Die Krupp'schen Angestellten und deren Familien wenden sich mit ihren Sorgen an die Frau des Firmeninhabers und werden selten enttäuscht.

Zur Hochzeit ihrer Tochter Bertha gründet Margarethe Krupp die "Margarethe Krupp-Stiftung für Wohnungsfürsorge", die sie mit Grundstücken und Kapital ausstattet. Auftrag der Stiftung ist die Verbesserung der Wohnverhältnisse am Firmenstandort Essen.

Die Stifterin beteiligt sich selbst an der Planung einer Siedlung, die später auch nach ihr benannt wird: die Gartenstadt Margarethenhöhe.

Fassade in der Essener Siedlung Margarethenhöhe. Rankpflanzen und Blumen in Kübeln verzieren das weiße Haus.

Margarethenhöhe – Grün wohin man schaut

Das Besondere an dieser Siedlung ist, dass die Häuser im Cottage- und Villenstil großzügig verteilt liegen und mit viel Grün umgeben sind. Das ermöglicht preiswertes Wohnen in einer ländlichen Atmosphäre in ästhetisch ansprechenden Häusern.

Neu ist auch, dass die Häuser nicht nur für Krupp-Mitarbeiter, sondern für die Allgemeinheit gedacht sind. Voraussetzung ist nur, dass der Betreffende nicht über die finanziellen Mittel verfügt, um sich ein Eigenheim leisten zu können.

Noch heute gehört die Margarethenhöhe zu den Essener Sehenswürdigkeiten. Margarethe Krupp kümmert sich bis zu ihrem Tod persönlich um ihre Stiftung und ist häufig in der Siedlung unterwegs. Als sie im Februar 1931 stirbt, zeigt die Essener Bevölkerung große Anteilnahme: 150.000 Menschen kommen zu ihrem Begräbnis.

Bertha Krupp: die Alleinerbin

Bertha Krupp wird von Kindesbeinen an auf die repräsentativen Aufgaben vorbereitet, die sie als Hausherrin der Villa Hügel haben wird. Die Tage sind vollgestopft mit Aktivitäten: Unterricht, Reitstunden, repräsentative Pflichten. Pflichtbewusstsein und Selbstbeherrschung soll den Kindern vermittelt werden.

Margarethe Krupp kommentiert die Erziehung ihrer beiden Töchter mit den Worten: "Ich glaube, meine Töchter so erzogen zu haben, dass sie auch härtesten Schicksalsschlägen gewachsen sein können."

Schwarzweiß-Foto von Bertha Krupp von Bohlen und Halbach mit ihrem Mann Gustav und dem ältesten Sohn Alfried im Kleinkindalter.

Bertha Krupp mit Mann Gustav und Sohn Alfried

Nach dem Tod ihres Vaters Friedrich Alfred gilt Bertha Krupp als "beste Partie Deutschlands", denn mit Volljährigkeit wird sie zur Alleininhaberin des Unternehmens. Die Leitung der Geschäfte übernimmt dann aber, wie zur damaligen Zeit üblich, ihr Ehemann.

Zwar wird gemutmaßt, dass die Heirat von Bertha Krupp und Gustav von Bohlen und Halbach vom Kaiser persönlich arrangiert wurde. Doch die Verbindung wird gemeinhin als glücklich und harmonisch beschrieben. Das Paar bekommt acht Kinder.

Die Managerinnen des Hügelbetriebs

Eine Hauptaufgabe der Krupp'schen Frauen besteht darin, Staatsoberhäupter und andere Kunden der Firma in der Villa Hügel zu empfangen. Schon den normalen Hügelbetrieb am Laufen zu halten, erfordert ein gekonntes Management. Mehrere Hundert Angestellte und eine Schar von geschäftlichen und privaten Gästen, die sich die Klinke in die Hand geben, lassen der jeweiligen Hausherrin wenig Zeit zur Muße.

Nicht jeder Gast ist gleich gern gesehen: Bertha Krupp beispielsweise lehnt es 1934 zunächst ab, Adolf Hitler zu empfangen, den sie als rüpelhaften Emporkömmling empfindet. Doch beim nächsten Besuch muss sie sich beugen. Als 1935 erstmals die Hakenkreuzfahne auf dem Hügel gehisst wird, lautet Berthas Kommentar zu einer Angestellten: "Gehen Sie hinunter und sehen Sie, wie tief wir gesunken sind."

(Erstveröffentlichung: 2009. Letzte Aktualisierung: 07.04.2020)

Quelle: WDR

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