Dichter dran: Johann Wolfgang von Goethe

Planet Schule 03.03.2020 09:41 Min. UT Verfügbar bis 12.06.2024 WDR

Persönlichkeiten

Johann Wolfgang von Goethe

Johann Wolfgang von Goethe gilt als bedeutendster deutscher Dichter. Seine Werke gehören zu den wichtigsten der Weltliteratur. Doch Goethe war ein Genie mit vielen Gesichtern und beschäftigte sich mit Politik, Physik, Botanik, Anatomie und Mineralogie.

Von Alfried Schmitz

Kindheit und Jugend

Johann Wolfgang Goethe wurde am 28. August 1749 in Frankfurt am Main geboren. Gemeinsam mit seiner jüngeren Schwester Cornelia wuchs er in einem repräsentativen Haus in der Frankfurter Innenstadt auf.

Der Vater war ein promovierter Jurist, war aber dank eines ererbten Vermögens nicht darauf angewiesen zu arbeiten. Auch die Mutter kam aus wohlhabenden Verhältnissen. Ihr Vater, ebenfalls Jurist, hatte als Schultheiß das höchste Amt im Frankfurter Magistrat inne.

Johann Wolfgangs Eltern achteten auf eine gute und vor allem umfassende Ausbildung ihres Sohnes. Nur ein knappes Jahr lang besuchte er eine öffentliche Schule, den Rest erledigten der gebildete Vater und eine Schar von teuren Hauslehrern. Der Stundenplan war umfangreich und umfasste neben Latein, Griechisch, Englisch und Französisch auch naturwissenschaftliche Fächer, Zeichnen, Musikunterricht, Fechten und Reiten.

Porträt von Goethe

Goethe stammte aus einer wohlhabenden Familie

Zudem verfügte die Familie über eine reich bestückte Bibliothek. Beste Voraussetzungen also, um den Wissensdurst des heranwachsenden Goethe anzuregen und zu stillen.

Mit 16 sollte der junge Goethe die Universität besuchen. Wäre es nach ihm gegangen, hätte er in Göttingen Geschichte und klassische Philologie studiert, doch der Vater war damit nicht einverstanden. Er schickte seinen Sohn nach Leipzig zum Jurastudium.

Paragraphen und Poesie

Goethe besuchte nur lustlos die Vorlesungen seiner Juraprofessoren, absolvierte aber dennoch gehorsam sein Lehrpensum an der Leipziger Universität. Neben den juristischen besuchte er bald auch literaturwissenschaftliche Vorlesungen.

Besonders die Seminare von Johann Christoph Gottsched und von Christian Fürchtegott Gellert hatten es dem jungen Mann angetan. Diese beiden Professoren waren aufgeschlossene und modern denkende Lehrer. Gellert gilt zudem als Wegbereiter des "Sturm und Drang"-Stils in der Literaturgeschichte, der das Gefühl und die Phantasie in den Mittelpunkt rückte.

Von diesem neuen Geist beeinflusst, begann auch Goethe seine ersten Gedichte zu schreiben, die stark durch Gefühl und Leidenschaft bestimmt waren. Weil er schwer an Tuberkulose erkrankte, musste Goethe 1768 sein Studium in Leipzig abbrechen.

Ansicht der Fassade der Goethe-Uni in Frankfurt am Main

Später benannte seine Heimatstadt Frankfurt ihre Universität nach Goethe

Während seines Genesungsurlaubs zu Hause in Frankfurt veröffentlichte Goethe seinen ersten Band mit selbstverfasster Lyrik. Darunter auch das Gedicht "An den Mond", das schon sehr stark vom goetheschen Geist geprägt war, wie dieser Auszug zeigt:

"Schwester von dem ersten Licht,
Bild der Zärtlichkeit in Trauer,
Nebel schwimmt mit Silberschauer
Um dein reizendes Gesicht.
Deines leisen Fußes Lauf
Weckt aus tagverschlossnen Höhlen
Traurig abgeschiedne Seelen,
Mich, und nächt’ge Vögel auf."

Schwarzweiß-Stich von Christian Fürchtegott Gellert

Christian Fürchtegott Gellert lehrte an der Universität Leipzig

Sturm und Drang

1770 nahm Goethe auf Drängen des Vaters sein Jurastudium wieder auf und ging dafür nach Straßburg. In der französischen Stadt erlangte er schließlich die Doktorwürde.

Nebenher blieb dem vielseitig interessierten jungen Mann aber auch noch genügend Zeit, um sich intensiv mit medizinischen Studien zu beschäftigen. Auch Chemievorlesungen besuchte Goethe und legte damit den Grundstock für seine spätere Beschäftigung auf dem Feld der Naturwissenschaften.

Straßburg wurde aber auch noch in anderer Hinsicht eine wichtige Station auf Goethes Lebensweg: Dort traf er seine erste große Liebe, die Pfarrerstocher Friederike Brion, und dort machte er die wichtige Bekanntschaft mit dem Theologen, Philosophen und Literaturtheoretiker Johann Gottfried Herder.

Die Begegnung mit Herder beschrieb Goethe viele Jahre später in seinem autobiographischen Werk "Dichtung und Wahrheit" als "das bedeutendste Ereignis, was die wichtigsten Folgen für mich haben sollte..." Der fünf Jahre ältere Herder war für Goethe wie ein großer Bruder. Er gab seinem jüngeren Freund wichtige Impulse auf dem Gebiet der Literatur, der Kunstgeschichte, ließ ihn aber auch an seiner Lebenserfahrung teilhaben.

Porträtgemälde von Johann Gottfried Herder

Johann Gottfried Herder beeinflusste maßgeblich Goethes literarisches Werk

Von Straßburg führte Goethes Weg zunächst wieder in seine Geburtsstadt Frankfurt, wo er sich Ende 1771 im Elternhaus eine kleine Kanzlei einrichtete. Vier Jahre arbeitete Goethe als Rechtsanwalt. Allerdings war er nur halbherzig bei der Sache und brachte es auf nur 28 Prozesse.

Mehr Zeit und Engagement widmete er hingegen seiner Literaturleidenschaft und begann bald mit der Arbeit an seinem ersten großen Werk, dem historischen Drama "Götz von Berlichingen". In dessen Mittelpunkt steht der Ritter mit der eisernen Hand, der sich vehement für Gerechtigkeit und Freiheit einsetzt, letztendlich aber scheitert und den Tod findet.

Das Buch wurde 1773 veröffentlicht und fand vor allem bei der jüngeren Generation großen Zuspruch. Dieses Musterbeispiel für die literaturgeschichtliche "Sturm und Drang"-Periode begründete Goethes Ruhm und Erfolg als Schriftsteller.

Götz von Berlichingen, Reichsritter (Todestag 23.07.1562)

WDR ZeitZeichen 23.07.2012 13:52 Min. Verfügbar bis 21.07.2092 WDR 5


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Leiden und Erfolge

Im Alter von 22 Jahren ging Goethe 1772 auf Wunsch seines Vaters ans Reichskammergericht nach Wetzlar, wo er seine juristischen Kenntnisse vertiefen sollte. Dort lernte er die schöne Charlotte Buff kennen, in die er sich verliebte.

Doch sein Werben blieb ohne Erfolg. Die junge Dame war bereits vergeben. Seinen Liebeskummer brachte Goethe in "Die Leiden des jungen Werther" zum Ausdruck. Die Geschichte einer unglücklichen Liebe wurde 1774 zu einem Publikumserfolg.

Charlotte Buff, Goethe-Freundin (Geburtstag 11.01.1753)

WDR ZeitZeichen 11.01.2013 14:39 Min. Verfügbar bis 09.01.2053 WDR 5


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Viele männliche Leser identifizierten sich so stark mit der Figur des Werther, dass sie, dem Beispiel des Romanhelden folgend, aus selbst erlebtem Liebesschmerz in den Freitod gingen. Durch den "Werther" wurde Goethe mit gerade einmal 25 Jahren zu einem anerkannten und gefragten Schriftsteller.

Titelblatt von Goethes "Die Leiden des jungen Werthers"

"Die Leiden des jungen Werthers" – das Genitiv-S fiel später weg

1775 ging Goethe nach Weimar. Er folgte damit einer Einladung des jungen Herzogs Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach. Goethe wurde zum engen Freund des Herzogs und von diesem zum Minister und zum Geheimrat am Weimarer Hof ernannt.

Nachdem sich Goethe in Weimar einige Jahre seinen neuen politischen Aufgaben gewidmet und sich auch als Forscher auf naturwissenschaftlichem Gebiet betätigt hatte, zog es ihn voll innerer Unruhe in die Ferne.

Sein Aufbruch 1786 nach Italien kam einer Flucht gleich. Er suchte nach neuen Eindrücken und Inspirationen für sein literarisches Schaffen. In kurzer Zeit vollendete er während seiner Reise das Drama "Egmont" und begann mit der Arbeit an "Faust" und "Torquato Tasso". Vom leidenschaftlichen Sturm und Drang ging Goethe nun in den literarischen Bereich der tiefgründigen, klassisch geprägten Tragödie über.

Gemälde: Goethe schreibt etwas vor der Silhouette einer italienischen Stadt

In Italien reifte Goethe zum klassischen Tragödien-Schriftsteller

Reife und Alter

1788 kehrte Goethe voller Tatendrang nach Weimar zurück. Er nahm seine Staatsämter wieder auf, begann aber gleichzeitig mit der Ausarbeitung von "Torquato Tasso". Darin steht die Hauptfigur, ein Künstler, im heftigen Konflikt zwischen künstlerischer Freiheit und finanzieller Abhängigkeit von seinem Mäzen.

Mit dieser nach klassischem Vorbild ausgerichteten Tragödie setzte Goethe einmal mehr literarische Maßstäbe und festigte seinen schriftstellerischen Ruhm. Doch auch als naturwissenschaftlicher Forscher war Goethes Tatendrang immens. Von wichtigen anatomischen Entdeckungen über die "Metamorphose der Pflanzen" bis hin zur Farbenlehre reichten seine Forschungen.

Im Privatleben schien der vielbeschäftigte Goethe allerdings nach einem Ruhepol zu suchen: Die geeignete Lebensgefährtin glaubte er in Christiane Vulpius gefunden zu haben. Die um 16 Jahre jüngere Frau stammte aus einfachen Verhältnissen, bestach Goethe aber durch ihr Aussehen und ihr sympathisches Wesen.

Gemälde von Christiane Vulpius

Christiane Vulpius war seit 1788 mit Goethe liiert

Schon wenige Tage nach ihrer ersten Begegnung zog sie zu ihm. Ein Jahr später kam 1789 Sohn August zur Welt. Allerdings heirateten Goethe und Christiane Vulpius erst 1806. So waren den beiden nur zehn Ehejahre beschieden. Christiane Vulpius starb im Juni 1816. Auch seinen Sohn August sollte Goethe um zwei Jahre überleben.

Goethe selbst starb am 22. März 1832. Bis zum Tod blieb er ein umtriebiger Mensch voller Abenteuerlust und ein unermüdlicher Vielschreiber. Mit seinen Werken "Hermann und Dorothea", "Wahlverwandtschaften", "Wilhelm Meisters Wanderjahre" oder "Faust" besiegelte er seine Bedeutung als Schriftsteller.

Sarkopharge von Goethe und Schiller nebeneinander

In Weimar liegen Goethe und Schiller nebeneinander begraben

Seine letzte Ruhestätte fand Johann Wolfgang von Goethe in der Weimarer Fürstengruft. Dort liegt er neben Friedrich von Schiller begraben. Seit 1794 verband die beiden Dichterkollegen eine innige Freundschaft. Ihr literarisches Wirken ging als sogenannte Weimarer Klassik in die Literaturgeschichte ein.

(Erstveröffentlichung 2005. Letzte Aktualisierung 09.04.2020)

Quelle: WDR

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