Nachahmung einer dunkelroten, ringförmigen Wurst

Erfinder

Konrad Adenauers Erfindungen

Tüftler, Gärtner, Politiker: Konrad Adenauer war der erste Kanzler der Bundesrepublik. Er erfand verschiedene Dinge, vor allem um den Menschen im Krieg zu helfen. Das Schrotbrot und die Sojawurst etwa sollten den Hunger der Bevölkerung stillen.

Von Ulrike Vosberg und Franziska Badenschier

Ein großer Tüftler mit wenig Erfolg

Zu seinem Leidwesen hatte Konrad Adenauer als Erfinder weniger Erfolg als in der Politik. Eines seiner Patente wurde Adenauer 1918 tatsächlich vom britischen König Georg V. verliehen: für die Wurst mit Friedensgeschmack. Das ist eine Sojawurst, die kein Fleisch enthält.

In Anbetracht der vielen Vegetarier wäre Adenauers Wurst heute vermutlich ein Kassenschlager. Doch damals lehnte das Kaiserliche Patentamt die fleischfreie Wurst ab.

Anders im Vereinigten Königreich und in Österreich: Für sein "Verfahren zur Geschmacksverbesserung von eiweißreicher und fetthaltiger Pflanzenmehle und zur Herstellung von Wurst" erhielt Adenauer mehrere ausländische Patente, darunter 1918 ein britisches und 1920 eins aus Österreich.

In Deutschland darf die Friedenswurst bis heute nicht produziert werden. Die Rezeptur lässt sich mit dem bundesdeutschen Lebensmittelgesetz nicht vereinbaren.

Patent für die Sojawurst von Konrad Adenauer (am 26.06.1918)

WDR 2 Stichtag 26.06.2018 03:53 Min. Verfügbar bis 23.06.2028 WDR 2


Download

Brot gegen Hungersnot im Krieg

Mehr Erfolg hatte Konrad Adenauer mit seinem "Rheinischen Schrotbrot". Er hatte es kurz vor der Sojawurst entwickelt, ebenfalls um die Hungersnot während des Ersten Weltkriegs zu mildern. Zum größten Teil besteht dieses Brot aus rumänischem Maismehl, hinzu kommen Gerste, Reismehl und Kleie – eine günstige und nahrhafte Alternative zu Weizen.

Trotzdem dauerte es wieder eine Weile, bis der Kölner Politiker das Patent vom Kaiserlichen Patentamt erhielt. 1915 war es so weit. Darauf folgte ein Patent aus Ungarn und 1917 patentierten auch die Niederlande die Rezeptur.

Doch kurz vor der ersten gewerblichen Produktion des Rheinischen Schrotbrots zog Rumänien in den Krieg gegen Deutschland. Die günstigen Maisquellen versiegten und das Brot geriet in Vergessenheit.

Erst in den 1980er-Jahren tauchte das Rezept wieder auf, als in Adenauers Wohnort Rhöndorf ein Film über den ehemaligen Kanzler gedreht wurde. Da begann eine Bäckerei im Ort, das Schrotbrot nach Konrad Adenauers Rezept zu backen.

In der Auslage einer Bäckerei liegt ein Brot mit einem Schild "Adenauerbrot"

Das patentierte "Rheinische Schrotbrot"

Die Phasen des Tüftlers Adenauer

Das kreative Schaffen Adenauers lässt sich grob in drei Phasen einteilen. Die erste Erfinderphase ging etwa von 1902 bis 1909. Konrad Adenauer stammte aus bescheidenen Verhältnissen und der Jungakademiker hatte kaum Geld. Er hoffte, mit seinen Erfindungen gut zu verdienen. Doch der Erfolg blieb aus.

In der zweiten Phase beschäftigte er sich mit Nahrung: Zur Zeit des Ersten Weltkrieges war Adenauer Erster Beigeordneter der Stadt Köln, ab 1916 Oberbürgermeister der Stadt. Die Bevölkerung litt Hunger und es mangelte an Lebensmitteln. Adenauer war zuständig für die Versorgung. Viele seiner Erfindungen aus dieser Zeit haben daher etwas mit Nahrung zu tun, etwa die Sojawurst und das Schrotbrot.

1933 setzte die letzte Phase ein. Die Nationalsozialisten setzten Adenauer als Oberbürgermeister von Köln ab und schickten ihn bis 1945 quasi in die Zwangspensionierung. Adenauer lebte abgeschieden in Rhöndorf.

Dort erfand er allerlei Skurriles, von dem vieles mit seinem Alltag zu tun hatte. Zum Beispiel einen von innen beleuchteten Toaster, ein leuchtendes Stopfei und eine Gartenharke, die Steine zerkleinern konnte.

Für den Straßenverkehr entwickelte er eine "Vorrichtung zur Verhinderung des Überfahrenwerdens durch Straßenbahnwagen" und eine "Blendschutzbrille für Fußgänger".

Als begeisterter Gärtner ärgerte er sich über Schädlinge, wollte aber keine Pestizide einsetzen. Er baute einen "elektrischen Insektentöter". Dieser sieht aus wie ein großer, breiter Pinsel.

Der Gärtner taucht die Borsten in eine Lauge, setzt den Pinsel unter Strom und streicht damit über die Baumrinde. Die Schädlinge unter der Rinde sterben infolge des Stromschlags. Das Gerät ging allerdings nie in Serie. Die Stromstöße schadeten nicht nur den Insekten, sondern auch den Bäumen und gefährdeten zudem den Anwender.

Der 'elektrische Insektentöter' von Konrad Adenauer sieht aus wie eine Bürste mit Metall-Spiralen-Borsten

Kein Erfolg: der "elektrische Insektentöter"

(Erstveröffentlichung: 2005. Letzte Aktualisierung: 30.03.2020)

Quelle: WDR

Darstellung: