Regenschirm mit der Aufschrift "We shall overcome"

Martin Luther King

Protestsong "We Shall Overcome"

Gesungen wurde viel bei den Protestaktionen der Schwarzen in den 1950er- und 1960er-Jahren. Singen verringerte die Angst, schweißte zusammen und es machte Mut. Ein Lied entwickelte sich dabei zur Hymne der US-Bürgerrechtsbewegung.

Von Birgit Amrehn

Der Einfluss der Kirche war groß bei den schwarzen Amerikanern. Oft versammelte man sich zunächst im Gotteshaus, um von dort aus in den gewaltfreien Kampf hinauszuziehen. So ist es nicht verwunderlich, dass fast alle Lieder religiöse Gospels sind.

Vor allem der Song "We Shall Overcome" ist bis heute untrennbar mit der Bürgerrechtsbewegung verbunden: "Wir werden überwinden, wir werden überwinden, wir werden eines Tages überwinden, oh oh tief in meinem Herzen weiß ich, dass wir eines Tages überwinden werden."

Gospelchor in einer Kirche

Viele Protestlieder waren Gospelsongs

Das Lied drückt, wie kaum ein anderes, die Hoffnung auf einen Sieg gegen Rassismus und Ungerechtigkeit aus. Seit den 1960er-Jahren durfte es bei keiner Demonstration fehlen.

Den Ursprung der Melodie vermuten Musikwissenschaftler in dem lateinischen Kirchenlied "O Sanctissma" von Michael Praetorius (1571 bis 1621). Einwanderer brachten es mit nach Amerika. In Deutschland entwickelte sich daraus das Weihnachtslied "O du fröhliche". In Amerika wurde in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts die Musik des weißen Kirchenliedes mit dem Text eines alten Gospelsongs zusammengeführt.

Im feuchten und kalten Winter 1945/46 tauchte es dann zum ersten Mal als Protestlied auf. In South Carolina streikten die vorwiegend schwarzen, weiblichen Arbeiter gegen die American Tobacco Company. Zur Aufmunterung der durchgefrorenen Streikposten sang die Amerikanerin Lucille Simmons das Lied bei deren Ablösung. So wurde es in Gewerkschaftskreisen schnell beliebt.

Spätestens nachdem der bekannte amerikanische Folksänger Pete Seeger das Lied in sein Repertoire aufnahm, war es als Protestlied gegen Ungerechtigkeit nicht mehr zu stoppen. Viele Interpreten wie Frank Hamilton, Guy Carawan oder Joan Baez folgten. 2006 veröffentlichte Bruce Springsteen seine Version des Songs auf dem Album "We Shall Overcome: The Seeger Sessions".

Pete Seeger 1967

Pete Seeger machte den Song als Protestlied populär

Aber nicht nur in den USA wurde es als Protestlied für Bürgerrechte angestimmt. In den jeweiligen Landessprachen kam es zum Beispiel während des Unabhängigkeitskampfes in Bangladesch zum Einsatz, in der Anti-Apartheidsbewegung in Südafrika und bei der Revolution in Prag 1989.

(Erstveröffentlichung 2008. Letzte Aktualisierung 02.04.2020)

Quelle: WDR

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