Gemälde von Ludwig XIV.

Tischetikette

Warum heißt es "Besteck" und "Etikette"?

Wer bei einem offiziellen Treffen wen begrüßt und welches Besteck man wann benutzt – das alles und noch viel mehr versteht man unter Etikette. Doch woher stammen diese Begriffe?

Von Birgit Amrehn und Marika Liebsch

Woher kommt das Wort "Etikette"?

Im 17. Jahrhundert zog es alle, die Rang und Namen hatten, an den Hof des französischen Sonnenkönigs Ludwig XIV. Rund 10.000 Personen, darunter Hunderte aus dem französischen Adel und Hochadel, hielten sich im Versailler Schloss auf und buhlten um die Aufmerksamkeit des Königs.

Um den Adel zu beschäftigen und bei Laune zu halten, wurde jede noch so kleine Handlung des Königs zur Zeremonie hochstilisiert.

Aufstehen, Schlafengehen, Abendessen, Kirchgang oder Spaziergang: Es war genau geregelt, wer woran teilnehmen durfte und welchen Abstand zum König er einzuhalten hatte.

Selbst den Stuhlgang verrichtete Ludwig XIV. in Anwesenheit seiner Mätresse Madame Maintenon sowie der Würdenträger, Fürstinnen und Fürsten von Geblüt und Minister.

Eifersüchtig wachten die Adeligen am Hof über solche Privilegien. Man stritt darüber, ob ein bestimmter Fürst beim Aufstehen der Majestät dessen Hand berühren durfte oder ob ein bestimmter Adeliger tatsächlich so nah an der königlichen Tafelrunde speisen konnte.

Durch die Vielzahl der Adeligen kam es immer wieder zu Verwechslungen, die für böses Blut sorgten. Um dies in Zukunft zu verhindern, heftete man den Höflingen Zettel an die Kleidung, auf denen ihr Rang verzeichnet war.

Diese Zettel – auf Französisch: "étiquette" – sind der Grund, warum wir heutzutage noch bei gutem Benehmen von "Etikette" sprechen.

Woher kommt das Wort "Besteck"?

Ein zusammenhängendes Besteck aus Messer, Gabel und Löffel, so wie wir es heute kennen, gab es erst ab etwa dem 16. Jahrhundert und in dieser Zeit auch nicht für jeden und überall. In der Regel teilte man bei Tisch Messer, Löffel, Schüssel und Becher.

Als Fertigungsmaterial für das Besteck diente bis zum Zeitalter der industriellen Revolution Edelmetall. Besteck wurde als aufwendige Handarbeit aus Gold oder Silber hergestellt, oftmals noch reich verziert mit Edelsteinen, Perlmutt oder Elfenbein. So war ein Besteck ein Wertgegenstand, den sich zunächst nur Adelige leisten konnten.

Dieser Wertgegenstand wurde in ein Futteral hineingesteckt und am Gürtel stets als persönliches Reisebesteck mitgeführt. In dieser Zeit sagte man noch nicht "hineinstecken", sondern das verwendete Verb hieß "bestecken" und davon leitete sich das Wort "Besteck" für das Esswerkzeug ab.

(Erstveröffentlichung 2004. Letzte Aktualisierung 22.07.2019)

Quelle: WDR

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