Aids

Schutz vor Ansteckung mit Aids

Ist man erst einmal mit dem HI-Virus infiziert, trägt man es ein Leben lang in sich. Der beste Schutz ist deshalb die Vorbeugung. Und dank antiretroviraler Medikamente ist die Ansteckungsgefahr heute viel niedriger als früher.

Von Sine Maier-Bode, Hildegard Kriwet und Katrin Ewert

Medikamente senken das Ansteckungsrisiko

Seit rund 30 Jahren ist Aids behandelbar, und die Medikamente gegen das HI-Virus werden stetig weiter verbessert. Inzwischen wirkt die so genannte antiretrovirale Therapie so gut, dass HIV-positive Menschen andere so gut wie gar nicht mehr anstecken können. Wenn die Medikamente gut dosiert sind und regelmäßig vom Arzt kontrolliert werden, liegt die Viruslast unterhalb der nachweisbaren Grenze.

Für viele Betroffene bedeutet das eine große Erleichterung. Sie können dann ohne Einschränkung mit ihren Mitmenschen umgehen – auch beim Sport, beim Feiern und sogar beim Küssen ist eine Ansteckung so gut wie ausgeschlossen. Selbst Geschlechtsverkehr ohne Kondom ist mit den richtigen Medikamenten möglich.

Ein Medikament auch zur Vorsorge?

Seit dem Jahr 2012 ist bekannt, dass die beiden Wirkstoffe eines HIV-Medikaments auch vorbeugend gegen eine Ansteckung schützen. Fachleute nennen das Prä-Expositions-Prophylaxe (PREP).

Seit 2019 übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten dafür bei Personen mit einem erhöhten HIV-Infektionsrisiko. Dazu gehören zum Beispiel Partner von HIV-Positiven, bei denen die Therapie nicht richtig wirkt. Auch viele Prostituierte und Menschen mit häufig wechselnden Sexualpartnern greifen auf das Medikament zurück.

Aids-Experten hierzulande, wie etwa der HIV-Forscher Norbert Brockmeyer, halten es für eine wirksame Hilfe. Die Wissenschaftler sagen jedoch, dass die Tabletten nur wirken, wenn sie regelmäßig eingenommen werden. Sie geben auch zu bedenken, dass damit völlig Gesunde ein Medikament einnehmen, das erhebliche Nebenwirkungen wie etwa Nieren- und Knochenprobleme haben kann.

Und: Die Personen müssen weiterhin ein Kondom benutzen – es sei denn, beide Sexualpartner haben einen aktuellen negativen HIV-Test oder der Partner ist HIV-positiv, aber er lässt sich behandeln und von einem Arzt bestätigen, dass er nicht ansteckend ist.

Wer befürchtet, sich mit HIV angesteckt zu haben, hat eine weitere Möglichkeit, die Infektion zu verhindern: Die betroffene Person muss vier Wochen lang HIV-Medikamente einnehmen. Ärzte nennen das Post-Expositions-Prophylaxe (PEP). Je früher der Betroffene damit beginnt, desto besser – spätestens jedoch 48 Stunden nach der potenziellen Ansteckung. 

Wann besteht die Gefahr einer Ansteckung?

Vor allem in den ersten Jahren nach dem Auftreten des HI-Virus war das Risiko einer Ansteckung noch viel größer als heute. Antiretrovitale Medikamente waren noch nicht entwickelt oder nicht so wirksam. Deshalb waren die Ängste groß. Der Film "Philadelphia" von 1993 spiegelt den Zeitgeist wider – Tom Hanks spielt hier einen Anwalt, der aufgrund seiner Aids-Diagnose seinen Job verliert und deshalb vor Gericht zieht.

Es dauerte lange, bis die Gesellschaft verstanden hatte, dass Aids zu den relativ schwer übertragbaren Krankheiten gehört. Selbst unbehandelte HIV-Infizierte können das Virus nur über wenige Wege weitergeben: über Schleimhäute zum Beispiel, über offene Wunden und durch Körperflüssigkeiten wie Blut, Sperma oder Muttermilch.

Eine Infektion über das Blut kann dann entstehen, wenn viel infiziertes Blut in eine offene Wunde eintritt. Besonders gefährlich sind unsaubere Blutkonserven. In den 1980er-Jahren infizierten sich in Deutschland auf diesem Weg mehrere tausend Menschen. Inzwischen ist eine Übertragung durch Blutkonserven nahezu ausgeschlossen, da Blutprodukte sehr strengen Kontrollen unterliegen.

Ebenfalls gefährlich sind verunreinigte Spritzen, was ein Problem für Drogenabhängige darstellt. Wenn mehrere Abhängige dieselbe Spritze nutzen und einer mit dem Virus infiziert ist, ist die Gefahr einer Ansteckung für die anderen sehr hoch.

Eine Ansteckung auf anderem Wege ist höchst unwahrscheinlich, da das Virus nicht lange außerhalb des Körpers überlebt. Eine gemeinsame Benutzung von Geschirr, Bad oder Toilette ist daher ungefährlich.

Ist eine HIV-infizierte Frau schwanger, besteht die Gefahr, dass sich auch das Kind ansteckt: im Mutterleib, während der Geburt oder über die Muttermilch. Inzwischen kann eine Ansteckung des Kindes in vielen Fällen verhindert werden, indem die Mutter regelmäßig antiretrovirale Medikamente einnimmt. Auch eine Geburt per Kaiserschnitt kann das Übertragungsrisiko senken. Trotzdem sollten HIV-positive Mütter ihr Kind nicht stillen.

Größtes Risiko: ungeschützter Geschlechtsverkehr

Die meisten Menschen infizieren sich mit dem Virus während des Geschlechtsverkehrs. Hier kann sowohl die Samenflüssigkeit des Mannes als auch die Scheidenflüssigkeit der Frau ansteckend wirken, vor allem wenn Infizierte keine antiretroviralen Medikamente nehmen.

Auch beim Oralverkehr oder bei Zungenküssen besteht theoretisch eine Ansteckungsgefahr. Voraussetzung ist immer, dass die infizierte Flüssigkeit auf die Schleimhaut oder in eine offene Wunde des gesunden Menschen gelangt.

Gegen den häufigsten Ansteckungsweg, nämlich den über Sexualkontakte, schützt am einfachsten das Kondom. Viele Menschen wissen oft jahrelang nicht, dass sie infiziert sind, und können andere anstecken. Daher gilt immer noch: kein Sex ohne Kondom. Außer vor Aids schützen Kondome auch vor anderen sexuell übertragbaren Krankheiten wie etwa Chlamydien oder Gonorrhoe.

Ärzte und Beratungsstellen empfehlen zudem, dass beide Sexualpartner einen HIV-Test machen, bevor sie Geschlechtsverkehr ohne Kondom haben.

Viele stecken sich beim Geschlechtsverkehr an | Bildquelle: picture alliance/dpa

(Erstveröffentlichung: 2004. Letzte Aktualisierung: 04.03.2021)