Frau hält die Hand an die Stirn

Migräne und Kopfschmerz

Kopfschmerzarten und ihre Behandlung

Kopfschmerz ist nicht gleich Kopfschmerz. Denn die Ursachen sind vielseitig. Kopfschmerzen sind zum Teil genetisch bedingt, werden aber auch durch Stress, Verspannung, Überlastung oder eine organische Störung ausgelöst.

Von Andrea Wengel

Die richtige Diagnose

In Deutschland leiden Millionen von Menschen unter Kopfschmerzen. Nur jeder dritte Betroffene lässt sich vom Arzt behandeln. Ein Grund dafür ist, dass Kopfschmerzen in der Gesellschaft oft nicht ernst genommen werden. Dabei gibt es gute Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten.

Zwar erfordert die Diagnose viel Zeit und Erfahrung, doch immer mehr Ärzte und Kliniken haben sich auf Kopfschmerzen spezialisiert und bieten entsprechende Unterstützung an.

Als erstes versuchen die Fachleute herauszufinden, unter welcher Art von Kopfschmerzen die Patienten leiden. Dabei spielen die Dauer und die Art der Schmerzen sowie die Begleiterscheinungen eine wichtige Rolle.

Spannungskopfschmerz

Der Spannungskopfschmerz ist die häufigste Kopfschmerzart. Er tritt fast doppelt so häufig auf wie Migräne, manche Menschen haben ihn fast ununterbrochen. Von einem chronischen Spannungskopfschmerz spricht man, wenn ihn die Patienten an mehr als 14 Tagen im Monat und mehr als 180 Tage im Jahr aushalten müssen.

Der Schmerz ist nicht so heftig wie bei einer Migräne und die Arbeitsfähigkeit wird weniger beeinträchtigt. Aber die häufigen oder ständigen Kopfschmerzen sind zermürbend. Betroffene schildern den Schmerz als dumpf-drückend bis ziehend, aber nicht pulsierend. Es ist, als habe man den Kopf in einem Schraubstock eingeklemmt oder als würde ein enger Gürtel den Kopf einschnüren.

Meist tritt der Schmerz im ganzen Kopf auf. Häufig breitet er sich vom Nacken zur Stirn oder umgekehrt aus und strahlt auch in die Augen oder Wangen.

Migränetypische Symptome wie Übelkeit, Erbrechen, Licht-, Lärm- und Geruchsempfindlichkeit fehlen meist und der Schmerz entwickelt sich im Laufe des Tages. Und noch etwas unterscheidet den Spannungskopfschmerz von der Migräne: Er wird bei Bewegung nicht stärker.

Obwohl Wissenschaftler bis heute nicht die genauen Ursachen für den Spannungskopfschmerz kennen, gehen sie davon aus, dass viele Faktoren verantwortlich sind. Stress und Überforderung scheinen dabei eine wichtige Rolle zu spielen, da sie Einfluss auf den Stoffwechsel im Gehirn haben.

Auch einseitige körperliche Belastung, zum Beispiel bei der Arbeit am Computer, ständige Fehlhaltung des Körpers, anstrengende Konzentrationsleistungen und Alkohol- oder Nikotinmissbrauch können den Spannungskopfschmerz auslösen.

Blaugraue Zigarettenrauchwolke, am rechten Bildrand ein Gesicht im Profil im Großformat.

Nikotin kann eine Ursache für Spannungskopfschmerz sein

Behandlung von Spannungskopfschmerzen

Da man nicht genau weiß, wie Spannungskopfschmerzen zustande kommen, ist es auch nicht einfach, sie zu behandeln. Akutmedikamente wie Acetylsalicyl-Säure, die bei Migräne gut funktionieren, helfen bei Spannungskopfschmerzen nicht.

Dagegen haben prophylaktische Medikamente, wie Antidepressiva in geringer Dosierung, eine gute Wirkung. Sie wirken über den Hirnstamm und das Zwischenhirn, heben die Schmerzschwelle an und greifen positiv in den Auf- und Abbau von bestimmten Botenstoffen ein. Im Gegensatz zu den Akutmitteln machen sie auch nicht abhängig, die Gefahr eines medikamenteninduzierten Kopfschmerzes besteht hier also nicht.

Eine weitere Säule der Behandlung ist Entspannung. Hier hat sich das Muskelrelaxationstraining nach Jacobsen bewährt. Regelmäßige Bewegung an der frischen Luft ist ebenfalls sehr hilfreich. Hierzu eignen sich ruhige Ausdauersportarten wie Nordic Walking.

Auch regelmäßige Spaziergänge fördern das Wohlbefinden. Durch die ausdauernde Bewegung wird die Schmerzschwelle im Gehirn wieder angehoben. Die höchste Erfolgsquote bei Spannungskopfschmerzen hat die Kombination aus Sport, Entspannung und Medikamenten.

Mutter und Tochter beim Nordic Walking in einer grünen Landschaft

Sport ist eine Säule der Behandlung

Clusterkopfschmerz

Clusterkopfschmerz ist ein sehr seltener Kopfschmerz. Unter 10.000 Menschen betrifft er höchstens vier. Männer sind sechsmal häufiger davon betroffen als Frauen. Diejenigen, die darunter leiden, gehen durch die Hölle. Der Schmerz kommt plötzlich, innerhalb weniger Minuten und ist extrem stark. Viele Patienten fühlen sich so, als würde ihnen ein glühendes Messer in den Kopf gebohrt.

Die Clusterattacken dauern im Schnitt eine Stunde. Am häufigsten treten sie zwischen ein und zwei Uhr nachts auf und setzen sich dann fort, schlimmstenfalls bis zu achtmal am Tag. Mehrwöchige aktive Phasen wechseln sich mit schmerzfreien Phasen ab, die ein Jahr und länger dauern können.

Der Clusterkopfschmerz beginnt beim größten Teil der Patienten in der Augenregion und kann dann weiter in den Kopf ausstrahlen. Typische Begleiterscheinung sind tränende und rote Augen, eine laufende Nase, verengte Pupillen und Schwitzen. Manchmal hängt auch ein Augenlid herunter.

Tränendes Auge

Typische Begleiterscheinung

Im Gegensatz zur Migräne sehnen sich die Patienten nicht nach Ruhe, sondern laufen ruhelos umher. Wie bei den anderen Kopfschmerzarten auch, weiß man über die Ursachen von Clusterkopfschmerzen wenig. Experten gehen davon aus, dass der Hirnstamm beim Clusterkopfschmerz eine zentrale Rolle spielt.

Behandlung von Clusterkopfschmerzen

Herkömmliche Schmerzmittel sind bei Clusterkopfschmerzen wirkungslos, da sie zu langsam wirken. Während der Anfälle bringen starke Sauerstoffzufuhr und Kühlung etwas Erleichterung.

Es gibt zudem diverse Medikamente, mit denen sich eine Attacke unterbrechen lässt und die auch zur Vorbeugung eingesetzt werden können. Sie werden in der Regel in Form von Injektionen oder als Nasenspray verabreicht.

Quelle: SWR | Stand: 25.05.2020, 14:03 Uhr

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