Brot

Warum Brot manche Menschen krank macht

Brot beziehungsweise das darin enthaltene Getreide ist in Verruf geraten. Was ist dran an den Vorwürfen? Macht uns das Getreide wirklich krank? Möglicherweise ja – aber nur diejenigen, die an bestimmten Vorerkrankungen leiden.

Von Tanja Fieber und Christiane Streckfuß

Wer hat Probleme mit Brot?

Einige Menschen werden durch Brot und Getreide wirklich krank. Aber nur, wenn sie an folgenden Vorerkrankungen leiden:

  • Zöliakie. Ein Prozent der Bevölkerung in Deutschland leidet an der Glutenunverträglichkeit. Langfristig wird dabei die Darm-Schleimhaut zerstört.
  • 0,1 Prozent leidet an Weizenallergie.
  • Bei acht Prozent der Menschen, die auf glutenhaltiges Getreide reagieren, kennt man den Grund nicht. Wissenschaftler nennen das Phänomen deshalb Nicht-Zöliakie-Nicht-Weizenallergie-Weizensensitivität. Darunter leidet auch Nicole, deren Fall Sie im Video sehen können.

Diese Erkrankung wird erst seit ein paar Jahren anerkannt, sagt die Biologin Walburga Dieterich vom Universitätsklinikum Erlangen. Früher wurden Menschen aufgrund der unklaren Symptome als Reizdarm-Patienten erfasst – oder auf die psychosomatische Schiene geschoben.

Dieterich hält die Hysterie, die gegen Weizen aufgebaut wurde, trotzdem für falsch. Bücher, die Fakten einseitig darstellen, falsch zitieren oder aus dem Zusammenhang reißen, seien "sehr gefährlich".

Sind Pflanzen-Eiweiße schuld?

Neben Gluten stehen auch andere Proteine im Getreide in Verdacht, körperliche Beschwerden auszulösen: die so genannten Amylase-Trypsin-Inhibitoren, kurz ATIs. Diese Eiweiße sitzen im Korn, regulieren vermutlich den Stoffwechsel der Pflanze und schützen sie vor Fressfeinden.

ATIs sind schwer verdaulich und können im menschlichen Darm leichte Entzündungen auslösen, die sich verstärken und gefährlich werden können, wenn der Darm bereits entzündet ist.

Über die Lymphknoten können sich zudem überall im Körper auch andere bereits vorhandene Entzündungen und Autoimmunerkrankungen verschlimmern.

Bislang wissen Forscher, dass der ATI-Gehalt je nach Getreidesorte stark schwankt. Empfehlungen für Weizensensitive können sie aber noch nicht geben. Da neue Getreide-Züchtungen die Zusammensetzung von Eiweißen verändern, könnten sie mitverantwortlich für die Entzündungsreaktionen im Körper sein.

Weizen nicht verteufeln

Generell macht Brot nicht krank und Weizen ist ein wertvolles Nahrungsmittel. Für Menschen, die auf glutenhaltiges Getreide mit körperlichen Beschwerden reagieren (Zöliakie, Weizenallergie, Weizensensitivität), kann Brot allerdings zum Problem werden. Nur diese Gruppe muss beim Verzehr von weizenhaltigen Produkten aufpassen.

Der Rückgriff auf Roggen, Gerste, Dinkel oder auf alte Weizen-Sorten (Emmer, Kamut, Einkorn) ist kein Ausweg, denn auch sie enthalten Gluten. Emmer, Kamut und Einkorn sind zudem beim Anbau anfälliger für Krankheiten und Pilz-Befall, der ebenfalls gesundheitsschädlich sein kann.

Quelle: BR | Stand: 02.08.2019, 14:30 Uhr

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