Der Audruck eines EKG-Gerätes

Psychosomatik

Biofeedback

Die Signale des eigenen Körpers verstehen und den Körper gezielt beeinflussen – das ist der Grundgedanke des Biofeedback, der Rückmeldung biologischer Signale. Eine Behandlungsmethode, die vor allem bei psychosomatischen Beschwerden erfolgreich zum Einsatz kommt.

Von Martina Frietsch

Wie funktioniert Biofeedback?

Viele Vorgänge im Körper sind für den Menschen kaum oder gar nicht wahrnehmbar: kleinste Muskelanspannungen, eine Veränderung des Blutdrucks, der Atmung, des Herzschlags und vieles mehr. Manches Signal wird zwar wahrgenommen, aber falsch verstanden.

Hier kommt das Biofeedback ins Spiel: Mithilfe von Elektroden auf der Haut und hoch empfindlichen Messgeräten werden biologische Vorgänge im Körper registriert.

Die Daten werden an einen Computer gesendet, der sie in Töne oder Kurven auf einem Bildschirm verwandelt. So kann der Patient auch kleinste Veränderungen sofort erkennen und im Idealfall selbst beeinflussen.

Beispiel Muskulatur: Erhöht sich die Muskelanspannung, erfährt der Patient dies über den lauteren Ton oder die sichtbar höhere Kurve sofort. Daraufhin kann er versuchen, die entsprechende Muskulatur zu entspannen. Gelingt dies, wird der Ton leiser oder die Kurve wieder flacher.

Was der Patient in der Therapie gelernt hat, kann er dann später selbst anwenden, ohne an die Messgeräte angeschlossen zu sein. Dieses Prinzip funktioniert für Blutdruck, Herzfrequenz, Atmung, die Aktivität der Schweißdrüsen und anderes. Wichtige Voraussetzung: Die Vorgänge, um die es geht, müssen messbar sein.

Eine Frau stützt sich am Schreibtisch ab, vor ihr ein Haufen von Arbeit

Stress kann Krankheiten auslösen

Einsatzgebiete von Biofeedback

Typische Anwendungsgebiete des Biofeedback sind Stress und seine Folgen, chronische Schmerzen, Bluthochdruck, Durchblutungsstörungen, Inkontinenz, Schlafstörungen, Asthma, Angstzustände und ADHS. Selbst bei Querschnitts- und anderen Lähmungen wird das Biofeedback genutzt, um scheinbar gelähmte Muskeln wieder zu aktivieren.

Je nachdem, welche Erkrankung beziehungsweise Beschwerden vorliegen, werden unterschiedliche Geräte kombiniert: Die Muskelanspannung wird mittels Elektromyogramm gemessen. Dabei registrieren Elektroden auf der Haut Muskelaktivitäten, die sich im Bereich von Millionstel Volt bewegen.

Verspannungen der Muskulatur führen zu zahlreichen Störungen wie beispielsweise chronischen Kopf- und Rückenschmerzen, Kieferschmerzen, Inkontinenz oder Tinnitus.

Eine junge Frau legt die Finger an die Schläfen.

Verspannungen der Muskulatur können zu Kopfschmerzen führen

Mit der EDA-Messung (elektrodermale Aktivität) wird die Aktivität der Schweißdrüsen gemessen, was wiederum viel über die innere Anspannung des Patienten verrät.

Bekannter sind das Elektrokardiogramm (EKG), mit dem die elektrischen Aktivitäten aller Herzmuskelfasern gemessen werden, oder das Blutdruckmessgerät. Mithilfe eines so genannten "Atemgurts" werden Atemmuster gemessen und beeinflusst.

Doch man braucht nicht krank zu sein, um die Biofeedback-Methode für sich zu nutzen: Bereits einige Sitzungen genügen, um auf diese Weise Prozesse im eigenen Körper besser zu verstehen. Warnhinweise werden danach eher wahrgenommen und das Gelernte kann zum Beispiel in Stress- oder Angstsituationen oder zur Verbesserung der Entspannungsfähigkeit eingesetzt werden.

Beim Therapeuten

Die moderne Technik eröffnet viele neue Möglichkeiten, doch am Anfang einer Behandlung steht der Therapeut. Im Gespräch mit seinem Patienten macht er sich ein Bild der Lebenssituation, -geschichte und der medizinischen Vorgeschichte. Auf dieser Basis entscheidet er, welche Messungen er nutzt.

Nun wird der Patient verkabelt: Die Elektroden werden auf der Haut angelegt und mit den Messgeräten verbunden. Danach folgt eine Entspannungsphase mit Musik oder Bildern, bei der bereits Messungen aufgezeichnet werden.

Für die nächste Phase setzt der Therapeut seinen Patienten für einige Minuten unter Stress, zum Beispiel mit Denksportaufgaben oder auch persönlichen Fragen. Dann folgt erneut eine Phase der Entspannung.

Erst nach der Auswertung der Daten sieht der Patient, wie er auf den Stress reagiert und wie gut er sich wieder entspannen konnte. Damit ist die Grundlage für eine gezielte Beeinflussung seiner Werte geschaffen.

Wie lange die Biofeedback-Therapie dauert, hängt von der Art der Erkrankung ab. Erste Erfolge können sich schon nach einem knappen Dutzend Sitzungen einstellen; nötig sind auch immer die Übungen, die der Patient dazu zu Hause macht.

Wer sich für eine Biofeedback-Therapie interessiert, sollte vorher bei seiner Krankenkasse anfragen, ob die Kosten übernommen werden. Das variiert je nach Erkrankung und Krankenkasse. Möglich ist es auch, zusätzlich zu den Sitzungen Geräte zu leihen, die zu Hause genutzt werden können.

Quelle: SWR | Stand: 07.01.2020, 13:51 Uhr

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