Das Bild zeigt viele Panamahüte - Herrenhüte aus besonderen Palmenblättern - auf Ständern in einem Schaufenster.

Hüte

Hutlexikon

Wissen Sie, was man unter einem Bowler versteht? Oder was der Dreispitz mit Perücken zu tun hat? Unser Hutlexikon gibt die Antwort.

Von Alexandra Stober

Barett (lateinisch, von "birrus": kurzer Mantelumhang mit Kapuze)

Halbkugelige Kappe (Ende 12. bis 14. Jahrhundert). Ab der Synode von Bergamo 1311 auch liturgische Kopfbedeckung. Ende des 15. Jahrhunderts wurde das Barett als flache, meist runde Kopfbedeckung aus Samt, Seide oder Tuch von Männern und Frauen der Oberschicht getragen. Den unteren Ständen wurde es in Deutschland mehrmals verboten oder nur in einfacher Ausführung erlaubt.

Zu dieser Zeit wurde das Barett breiter, so entwickelte sich das platte Tellerbarett. In den europäischen Ländern entstanden verschiedene, ständig wechselnde Formen des Baretts (siehe Baskenmütze). Ende des 16. Jahrhunderts kam das Barett aus der Mode.

Baseballkappe

Steife Kappe, die US-Baseballspieler seit Mitte des 19. Jahrhunderts als Schutz tragen. Die Baseballkappe entwickelte sich aus dem Bowler. Seit den 1980er-Jahren bei jungen Männern und teilweise auch Frauen immer wieder in Mode.

Baskenmütze

Schirm- und randlose Filzmütze mit dünnem Zipfel in der Mitte. Die Baskenmütze entwickelte sich wahrscheinlich Ende des 16. Jahrhunderts aus dem Barett. Sie wurde zur nationalen Kopfbedeckung der Basken, aber auch allgemein der Fischer. Die Baskenmütze ist meist dunkelblau. Seit den 1920er-Jahren zeitweilig bei Männern wie Frauen in Mode.

Das Bild zeigt einen älteren Mann im Bistro. Er trägt eine Baskenmütze und trinkt einen Drink.

Mit Baskenmütze und Aperitif lässt sich's leben

Boater (englisch: "Bootsfahrer")

Steifer, mit Schellack überzogener Strohhut. Der Boater wurde von Admiral Nelson um 1800 als Sommerhut für Matrosen eingeführt. Nelson zur Ehre wird er von den Schülern des britischen Eton College jährlich zum "Boat Day" getragen. Ende des 19. Jahrhunderts Herrensommerhut in England und den USA.

Borsalino

Weicher, handgearbeiteter, eleganter Herrenhut, dessen Filz aus drei Jahre gereiftem Naturfell besteht. Benannt nach dem italienischen Hutmacher Giuseppe Borsalino, der 1857 eine Hutfabrik bei Mailand gründete. Bis in die 1930er-Jahre waren Borsalinos weltweit sehr begehrt.

Mann mit Borsalino

Der Borsalino als Mode-Statement für den Mann

Bowler

Steifer Herrenhut aus schwarzem Filz mit halbkugelförmigem Kopf, der 1850 von Thomas William Bowler & Son in London entworfen wurde (in Deutschland später "Melone" genannt). Der Bowler wurde zunächst mit Schellack versteift und hatte eine steife Krempe mit aufgebogenem Rand. Er sollte als Hutform nicht so provokant sein wie der Zylinder nach der 1848er-Revolution, sich aber dennoch klar vom Schlapphut unterscheiden.

Der Bowler wurde bei halboffiziellen Anlässen zu bestimmten Anzügen getragen. Seit 1933 ist er in Deutschland aus der Mode.

Das Bild zeigt einen Mann vor der Flagge Großbritanniens. Er trägt einen eleganten, schwarzen Anzug und einen Bowler, einen steifen Herrenhut aus schwarzem Filz mit halbkugelförmigem Kopf. In der Hand hält er eine Tasse.

Der Gentleman trägt Bowler

Chapeau bras (französisch: "Arm-Hut")

Dreispitz zur Zeit der aufwendigen Perücken (Ende des 17. Jahrhunderts), der unter den linken Arm geklemmt wurde, um die Frisur nicht in Unordnung zu bringen.

Chapeau claque (französisch: "Klapphut")

Ein mittels einer Feder zusammenklappbarer, mit Seide überzogener Zylinder; erfunden 1823 vom Pariser Hutmacher Gibus; 1837 patentiert. Ein Pariser Kollege perfektionierte einige Jahre später das Klappsystem durch eine bessere Feder. Der Chapeau claque wurde bis zum Ersten Weltkrieg bei Bällen zum Frack und im Theater unter dem Arm getragen.

Das Bild zeigt einen Mann, der einen roten Zylinder trägt. In beiden Händen hält er weitere Zylinder in verschiedenen Farben.

Wird noch heute hergestellt: der Klappzylinder

Chapka (polnisch, von "czapka": "Mütze")

Ursprünglich polnische Militärmütze. Es gab verschiedene Formen, doch die Chapka hatte immer einen viereckigen Deckel als Kopfabschluss. Im 20. Jahrhundert wurde Chapka zur allgemeinen Bezeichnung für die Pelzmütze des sowjetischen Militärs.

Bei Männern und Frauen kam sie in den späten 1960er-Jahren durch den Film "Dr. Schiwago" in Mode. Seitdem ist sie immer wieder mal modern – besonders bei jungen Frauen.

Dreispitz

Ende des 17. Jahrhunderts aufgekommener, steifer Herrenhut aus Filz, dessen Krempe auf drei Seiten aufgeschlagen ist. Der Dreispitz entwickelte sich aus dem Schlapphut des 17. Jahrhunderts, der durch seine große Krempe unbequem zu tragen war. Der Rand des Dreispitzes war mit Borten und zeitweise mit einer Kokarde (Rosette) verziert.

Zur Zeit der Perücken wurde er meist als Chapeau bras unter dem linken Arm getragen. Der Dreispitz wurde ursprünglich von den oberen Ständen getragen; nach 1720 wurde er auch Hut der unteren Schichten. Bei den Damen war der Dreispitz zeitweise Teil der Reitkleidung.

Fes/Fez: (persisch: "Tarbusch")

Kegelförmige, meist rote oder schwarze Filzkappe mit schwarzer oder blauer Quaste; nach der marokkanischen Stadt Fes benannt, in der er zuerst hergestellt worden sein soll. Ursprünglich wurde der Fes im Orient und in Nordafrika getragen. Nach der Eroberung Konstantinopels durch die Türken (1453) kam er nach Europa und war dort zunächst die Kopfbedeckung der Diener.

Zur modischen Kopfbedeckung des Mannes wurde er in abgewandelter Form in der Renaissance. 1832 ersetzte der Fes den Turban bei türkischen Staatsbeamten und Soldaten. Abgeschafft wurde er 1926 in der Türkei und 1953 in Ägypten. In Marokko und in der albanischen und griechischen Tracht wird der Fes noch heute getragen.

Flügelhaube

Niederländische Kopfbedeckung der bürgerlichen Frauen im 17. Jahrhundert. Die Flügelhaube setzte sich aus einer Ober- und einer Unterhaube zusammen; eine der Hauben berührte die Stirn der Trägerin in Bogenform. Die Oberhaube war aus gestärktem Leinen und stand an beiden Seiten des Gesichtes flügelartig ab (durch eine eingearbeitete Metallfeder). Charakteristisch war die Flügelhaube für die Kleidung der wohlhabenden holländischen Patrizierinnen.

Dame mit Flügelhaube

Dame mit Flügelhaube

Hennin (französisch; von arabisch "hanîn": "lieblich tönend")

Kopfbedeckung der Frau in Form eines hohen, spitzen Kegels aus Metall, Pappe oder steifem Leinen und mit kostbarem Stoff überzogen. Die hoch ausrasierte Stirn wurde von einem Tuch bedeckt; von der Spitze fiel ein oft bodenlanger Schleier herab. Der Hennin wurde rund 100 Jahre (etwa 1385-1483) in fast ganz Europa getragen.

Die verschiedenen Gesellschaftsschichten spiegelten sich in der Höhe der Kopfbedeckung wider: je höher der Stand, desto höher der Hennin. Bereits vor 1385 soll ihn auch eine spanische Königin getragen haben. Besonders extravagant war der Doppelhennin, auch Hörnerhaube genannt: Er bestand aus zwei hörnerartigen Kegeln über den Schläfen, zwischen die oft ein Schleier gespannt war, der über den Rücken herabfiel.

Mittelalterliche Dame mit einem Hennin

Je höher der Hennin, desto höher der Stand

Homburg

Eleganter, steifer Herrenhut aus schwarzem oder grauem Filz mit hochgerollter und bordierter Krempe; in der Mitte hatte der Homburg eine dreieckige Einkerbung, verziert wurde er durch ein Schmuckband. Ursprünglich wurde dieser Herrenhut in Bad Homburg hergestellt und um 1900 vom Prince of Wales, der oft dort kurte, in Mode gebracht. Getragen wurde der Homburg bis in die 1950er-Jahre bei offiziellen Anlässen zum eleganten Anzug.

Jakobinermütze

Rote, mit einer blau-weißen Kokarde (Rosette) geschmückte, leicht abgewandelte Form der phrygischen Mütze, einer kegelförmigen Mütze mit weicher, nach vorn fallender Spitze. Diese wurde von den Galeerensklaven getragen und deshalb der Symbolik wegen übernommen von den Jakobinern, den radikalen Republikanern während der Französischen Revolution.

Kalabreser

Weicher Filzhut mit breiter Krempe und rundem oder spitzem Kopf. Der Kalabreser wurde nach den kalabrischen Republikanern benannt. 1848 trugen ihn Revolutionäre als Gesinnungszeichen. Später trugen viele Künstler den Kalabreser.

Mitra (griechisch: "Gurt", "Einschlagfaden")

Ursprünglich Bezeichnung für Binde. Im Mittelalter wurden verschiedene Kopfbedeckungen unter dem Ausdruck Mitra zusammengefasst. Heute wird die liturgische Kopfbedeckung der Kardinäle, Bischöfe und Äbte so bezeichnet.

Napoleonhut

Form des Zweispitzes mit emporstehender hinterer und in der Mitte stark ausgebuchteter vorderer Krempe; getragen zur Zeit Napoleons.

Panamahut

Herrenstrohhut aus den Blättern der Kolbenpalme, die in Ecuador wächst. Benannt nach Panama, dem Umschlagplatz dieser Palmenblätter. Zur Herstellung werden nur ausgesuchte Blätter verwendet, die geteilt und unter Wasser geflochten werden, um Brüche im Material zu vermeiden.

Es gibt den Panamahut in verschiedenen Formen: mit breiter, schlaffer oder geformter Krempe, mit ovalem Kopf mit Scheitelkniff oder Seitendelle; verziert mit einem farbigen Band. Der Panamahut war Ende des 19./Anfang des 20. Jahrhunderts stark in Mode – er wurde zur Tenniskleidung und im Sommer auch zum Frack getragen. Es gab und gibt oft auch Imitate aus billigerem Material.

Schlapphut

Dunkler Hut aus Biberfilz mit breiter weicher Krempe und rundem nicht steifem Kopf. Die Krempe ließ sich seitlich hochschlagen und wurde zum Teil mit einer nach hinten wehenden Straußenfeder oder einem Fuchsschwanz verziert. Den Kopf des Schlapphuts konnte ein Hutband zieren.

In der Renaissance trugen die Bauern den Schlapphut, außerdem fand man ihn in der Kleidung der Landsknechte. Anfang bis Mitte des 17. Jahrhunderts wurde er von Männern als Kavaliershut und von einigen adligen Damen als Symbol ihrer Emanzipation getragen.

Sombrero (von spanisch "sombra": "Schatten")

Breitkrempiger Hut als Sonnenschutz, bereits im Mittelalter von Frauen getragen. Heute versteht man unter einem Sombrero einen breitkrempigen Strohhut mit spitzem Kopf, der häufig in Mittel- und Südamerika vorkommt. Er diente als Vorbild für den Stetson, den nordamerikanischen Cowboyhut.

Stetson

Breitkrempiger Filzhut, meist Cowboyhut. Ähnlich der Form des Sombreros. Benannt wurde er nach dem Hersteller John B. Stetson, der in den 1870er-Jahren diese bequeme Form des Huts für Cowboys einführte. Zeitweilig auch bei Männern und Frauen im Alltag in Mode.

Tiara (von lateinisch "triregnum": "drei Königreiche")

Dreifachkrone des Papstes, die bei feierlichen Anlässen ab Mitte des 11. Jahrhunderts bis 1964 getragen wurde. Papst Paul VI. schenkte seine Tiara den amerikanischen Katholiken als Dank für ihre Spenden. Seine Nachfolger trugen die Tiara nicht mehr. Sie gilt jedoch noch immer als bedeutendes päpstliches Symbol.

Turban (von persisch "dulband": "Schärpe")

Orientalische Kopfbedeckung, die aus einem sehr langen Stoffstreifen aus Leinen, Seide, Baumwolle oder Wolle besteht, der je nach Region, religiöser Zugehörigkeit oder Gesellschaftsschicht entweder um den Kopf selbst oder um eine Kappe gewickelt wird. Nach Europa gelangte der Turban durch die Kreuzfahrer. Er beeinflusste Ende des 14. und im Lauf des 15. Jahrhunderts die Kopfbedeckungen von Männern und Frauen. Kurzzeitig war der Turban in Europa eine modische Frauenkopfbedeckung.

Wellingtonhut

Zweispitz, der mit nach vorne und hinten zeigenden Spitzen getragen wurde und oft aus Biberfilz gearbeitet war; modern Anfang des 19. Jahrhunderts. Sein Name stammt vom britischen Feldmarschall Arthur Wellesley Herzog von Wellington (1769-1852).

Zipfelmütze (von mittelhochdeutsch "zipf": "Spitze", "Ende")

Kegelförmige Kopfbedeckung ohne Schirm und Krempe, deren nach hinten oder zur Seite fallende Spitze mit einem Pompon oder einer Quaste geschmückt ist. Ursprünglich war die Zipfelmütze eine Männerkopfbedeckung. Sie wurde vom Anfang des 16. bis Anfang des 19. Jahrhunderts als Hausmütze und bis Anfang des 20. Jahrhunderts als Schlafmütze getragen. Im 20. Jahrhundert kam die gestrickte Zipfelmütze als Kopfbedeckung für den Wintersport in Mode (für Männer und Frauen).

Zweispitz

Hut mit aufgeschlagenen Krempen an zwei gegenüberliegenden Seiten; so entstehen zwei Spitzen. Der Zweispitz entwickelte sich Ende des 18. Jahrhunderts aus dem Dreispitz. Er konnte auch zusammengeklappt unter dem Arm getragen werden. Man unterscheidet zwischen dem Zweispitz, bei dem die Spitzen zur Seite weisen (Napoleonhut) und dem Zweispitz, bei dem die Spitzen nach vorne und hinten zeigen (Wellingtonhut). Unmodern wurde der Zweispitz in den 1820er-Jahren.

Zylinder

Herrenhut mit zylindrischem, steifem, verschieden hohem Kopf; die Krempe des Zylinders ist rund und steif. Der heute als Zylinder bezeichnete Hut ist wahrscheinlich eine abgewandelte Form des Ende des 18. Jahrhunderts getragenen zylinderähnlichen Wollfilzhuts oder des Biberhuts des englischen Landedelmannes. Zunächst wurde er Hoher Hut genannt. Mit oben schmaler werdendem Kopf war er ein Symbol der französischen Revolutionäre.

Der Seiden-Zylinder wurde angeblich zum ersten Mal am 16. Januar 1797 vom englischen Hutmacher John Hetherington getragen, der damit öffentliches Ärgernis erregt haben soll. Der elegante Herr trug den Zylinder allerdings erst ab den 1830er-Jahren; damit wurde er zum bürgerlichen Hut. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde der Zylinder als eleganter Abendhut aus schwarzer, glänzender Seide getragen. In Grau trug man ihn tagsüber bei feierlichen Anlässen.

Ab dem Ende des 19. Jahrhunderts veränderte sich die Form des Zylinders nicht mehr maßgeblich; der Kopf war inzwischen relativ niedrig. Bis Ende der 1920er-Jahre wurde der Zylinder als Hut für abendliche Anlässe in Form des Chapeau claque getragen. In den 1950er-Jahren sah man den Zylinder nur noch zu höchst feierlichen, offiziellen Anlässen. Heute ist er unter anderem Symbol für den Schornsteinfeger.

Männlicher und weiblicher Schornsteinfeger mit Zylinder. Die Frau grüßt mit ihrem Zylinder lächelnd in die Kamera.

Der Hut der Schornsteinfeger

(Erstveröffentlichung 2007. Letzte Aktualisierung 10.01.2020)

Quelle: WDR

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