Historischer Stich von Martin Behaim

Kartografie

Martin Behaim und der Globus

Von 1491 bis 1493 fertigte der Kartograf und Astronom Martin Behaim einen Globus an, der bis heute als die älteste erhaltene Darstellung der Erde in Kugelform gilt, der sogenannte "Behaimsche Erdapfel".

Von Beatrix von Kalben und Tobias Aufmkolk

Ein rastloses Leben

Martin Behaim wird am 6. Oktober 1459 als Sohn einer alten Kaufmannsfamilie in Nürnberg geboren. Mit 17 Jahren wird er zur praktischen Berufsausbildung zu einer Tuchkaufmannsfamilie in die Niederlande geschickt. Danach geht er nach Antwerpen, um eine Lehrstelle bei einem Nürnberger Kaufmann anzutreten.

In Antwerpen ist er den Durchgangsstraßen des Weltmarktes näher und erfährt von den Problemen der Seefahrer durch die unsicheren Navigationsmöglichkeiten.

Es zieht ihn nach Lissabon, wo er unter anderem Christoph Kolumbus kennenlernt. 1483 wird Behaim vom portugiesischen König in die Kommission zur Anfertigung eines Astrolabiums berufen – einem Messgerät zur Winkelmessung am Himmel.

Der Posten in der obersten nautischen Behörde Portugals verhilft ihm wahrscheinlich zu seiner Seereise an die afrikanische Westküste, die er 1484 als Kosmograph unter Admiral Diogo Cão unternimmt. Nach seiner Rückkehr wird Behaim 1485 vom portugiesischen König zum Ritter geschlagen und heiratet auf der Azoreninsel Fayal in den portugiesischen Adel ein. Erbstreitigkeiten führen ihn 1490 zurück nach Nürnberg.

Die nächsten drei Jahre lebt er in Nürnberg, wo er zusammen mit dem Maler Georg Albrecht Glockenthon das Werk schafft, das ihm den Ruhm der Nachwelt einbringen wird: den "Behaimschen Erdapfel".

Der Behhaimsche Erdapfel in einem Museum

Der "Erdapfel" war Behaims Meisterwerk

1493 kehrt er zurück nach Portugal, wo er die letzten Jahre seines Lebens verbringt. In dieser Zeit scheitert seine Ehe und er fällt am portugiesischen Hof in Ungnade. 1507 stirbt er verarmt in einem Hospital in Lissabon.

Der "Behaimsche Erdapfel"

Aus Portugal bringt Martin Behaim neues Kartenmaterial mit, das er in Nürnberg mit den modernen Drucktechniken zur Herstellung mehrerer Globen nutzen will. Der "Behaimsche Erdapfel" stellt einen Prototypen dieses ehrgeizigen Projektes dar.

Zwischen 1490 und 1493 lässt Behaim den kleinen Erdglobus bauen, der seinen späteren Ruhm begründet. Er fertigt den Globus nicht selbst an, sondern gibt nur die nötigen Anweisungen an die Handwerker.

Die Kugel besteht aus geleimten Holzstreifen, ist mit Papier und Gips überzogen und mit bemaltem Pergament überspannt. Sie ruht auf einem Dreifuß und dreht sich um eine schief gestellte Achse. Die erheblichen Herstellungskosten übernimmt der Rat der Stadt Nürnberg.

Als Behaim 1493 seinen Globus herausbringt, ist Kolumbus gerade erst in Amerika gelandet. Behaim stellt auf diesem Abbild der Erde ihre Oberfläche so dar, wie die Studierstuben, Gelehrten und Kartenzeichner sie zu dieser Zeit sehen.

Der Globus enthält die Annahme, Eurasien, die bewohnte Welt, erstrecke sich 234 Längengrade von West nach Ost, wogegen es in Wirklichkeit nur 131 sind. Dieser Fehler ließ Kolumbus bis zu seinem Tode vermuten, er habe den Seeweg nach Ostasien entdeckt.

Schwarzweiß-Zeichnung beider Seiten des Behaimschen Globus. Amerika fehlt

Der amerikanische Kontinent fehlt auf dem Behaimschen Globus

Den Gebräuchen der Kartografen seiner Zeit folgend, stellt Behaim auf seinem "Erdapfel" die großen, vermuteten, aber noch unentdeckten Gebiete nicht etwa als weiße Flecken mit der Inschrift "unerforscht" dar, sondern belebt sie mit allerlei Fabelgestalten, Märchen und Legenden.

Nicht nur die unbekannten Gebiete werden fehlerhaft dargestellt, auch viele bereits bekannte Gebiete in Europa gibt Behaim falsch wieder. Bei aller Unvollkommenheit bleibt Ritter Behaims Globus aber unter allen kartografischen Darstellungen der Erde das älteste erhalten gebliebene Abbild in Kugelform und zugleich das letzte Erdabbild vor der Entdeckung Amerikas.

(Erstveröffentlichung 2003. Letzte Aktualisierung 02.12.2019)

Quelle: WDR

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