Burschenschafter von hinten mit verschiedenen Mützen

Studentenverbindungen

Studentenverbindungs-Glossar: Buxe, Vollwichs und Co.

Verbindungsstudenten pflegen ganz eigene Rituale und benutzen dafür Sprache und Symbole, die von Außenstehenden in der Regel nicht verstanden werden. Viele Begriffe stammen aus dem Lateinischen und Französischen und haben ihren Ursprung im 19. Jahrhundert. Hier die wichtigsten.

Von Ingo Neumayer

Aktivitas

Die Aktivitas besteht aus den Mitgliedern einer Studentenverbindung, die ihr Studium noch nicht beendet haben. Die Aktiven leben in der Regel im Verbindungshaus. Eine Verbindung benötigt mindestens drei aktive Mitglieder. Hat sie diese nicht, wird sie suspendiert, das heißt: Der aktive Betrieb wird eingestellt, lediglich Veranstaltungen der Alten Herren finden statt.

Wenn wieder genug Aktive vorhanden sind, kann die Verbindung den Betrieb wieder aufnehmen. Aktive, die sich in einem höheren Semester befinden, können zu Inaktiven werden, wenn sie bestimmte Bedingungen erfüllt haben. Dies geschieht meist, um sich in der lernintensiven Schlussphase ganz auf das Studium konzentrieren zu können.

Alter Herr

Ein Alter Herr ist ein Korporierter, der sein Studium abgeschlossen hat und im Berufsleben steht. Er nimmt weiterhin an Veranstaltungen seiner Verbindung teil und unterstützt diese durch finanzielle Zuwendungen. Davon werden oft die Verbindungshäuser finanziert. Das weibliche Gegenstück bei Damen- oder gemischten Verbindungen heißt Hohe Dame.

'Alte Herren' einer Studentenverbindung

Alte Herren bei einem Ausflug

Buxe

Buxe ist ein abschätziger Ausdruck, den Corpsstudenten für Burschenschafter und andere Korporierte benutzen. Für die verschiedenen Korporationen wird der Schmähbegriff variiert: Landsmannschafter werden als Territorialbuxen bezeichnet, Turnerschafter als Kletterbuxen, Sängerschafter als Jodelbuxen und konfessionelle Verbindungsstudenten als Bibelbuxen. Auch das Adjektiv buxig ist geläufig. Im Gegenzug werden Corpsstudenten von anderen Verbindungen oft als Currys bezeichnet.

Charge

Vorstand einer Verbindung. Eine schlagende Verbindung besteht üblicherweise aus drei Chargierten: Der Senior vertritt die Verbindung nach außen. Der Consenior ist der Fechtwart, der die Mensuren betreut und organisiert, während der Drittchargierte für Kasse und Protokoll zuständig ist. Bei nichtschlagenden Verbindungen ist der Fuchsmajor das vierte Mitglied der Charge. Die Charge wird für ein Semester gewählt.

Comment

Der Comment (französisch für Regelwerk) legt Verhalten und Abläufe bei bestimmten Anlässen in Verbindungen genau fest. Wer gegen ihn verstößt, muss mit Bestrafungen rechnen; auch diese sind vorgeschrieben.

Anfangs wurde der Comment mündlich überliefert, inzwischen liegt er meist in geschriebener Form vor. Es gibt Comments für den allgemeinen Umgang, für Feiern und Veranstaltungen, für das Tragen der Verbindungsfarben und (bei schlagenden Verbindungen) für das Fechten.

Convent

Zusammenkunft der Mitglieder einer Verbindung. Dies geschieht aus verschiedenen Anlässen und in verschiedenen Zusammensetzungen. Es gibt den Convent der Aktiven, der Chargierten, der Altherren, den Generalconvent und bei schlagenden Verbindungen den Mensurconvent.

Couleur

Mit Couleur bezeichnet man alle Kleidungsstücke und Accessoires, mit denen ein Student seine Zugehörigkeit zu einer farbentragenden Verbindung demonstriert. Wichtigste Bestandteile sind Band und Mütze. Das Band, das die Farben der Verbindung zeigt, wird über die rechte Schulter gelegt und unter dem linken Arm zusammengehalten.

Fuchs

Ein Fuchs (seltener: Fux) ist ein Neuling in einer Verbindung, der sich um eine Aufnahme bemüht. Seine Probezeit beträgt ein bis drei Semester, in der er sich mit Geschichte, Bräuchen und Zielen seiner Verbindung vertraut machen muss. In schlagenden Verbindungen erlernt er außerdem das Fechten.

Ein Fuchs ist oft Ziel des Spotts und muss niedere Dienste verrichten. Erst nachdem er in einer Burschenprüfung seine Kenntnisse nachgewiesen hat und von den Bundesbrüdern für würdig erklärt worden ist, wird er mit den vollen Rechten und Pflichten ausgestattet und als Vollmitglied in die Aktivitas aufgenommen.

Fuchsmajor

Der Fuchsmajor betreut die Füchse. Er leitet die wöchentliche Fuchsenstunde, in der den Anwärtern das Wissen vermittelt wird, das nötig ist, um die Burschenprüfung zu bestehen. Außerdem ist er zuständig für das Werben neuer Mitglieder. Er gehört in der Regel einem höheren Semester an und kann unter Umständen auch ein Inaktiver oder Alter Herr sein.

Keilen

Als Keilen bezeichnet man das Werben von neuen Mitgliedern für eine Verbindung durch den Fuchsmajor. Dies geschieht oft an den Einschreibeterminen vor Semesterbeginn, wenn viele neue Studenten ein Zimmer suchen. Verbindungshäuser sind meist zentral gelegen und verlangen sehr niedrige Mieten. Dadurch lassen sich manche Studenten zu einem Besuch oder einer Probezeit überreden.

Kneipe

Die Kneipe ist eine verbindungsstudentische Feier, die nach festgelegten Regeln abläuft. Es werden Reden gehalten, Lieder gesungen, Diskussionen geführt, mitunter kommt es auch zu kleinen Aufführungen. Oft teilt sich die Kneipe in einen offiziellen und einen inoffiziellen Teil auf.

Archivbild: Studentenverbindung bei einer Feier

Die Kneipe ist eine streng geregelte Feier

Kommers

Der Kommers ist eine festliche und besonders ernsthafte Form der Kneipe. Meist gibt es einen besonderen Anlass wie ein Universitäts- oder Stadtgründungsjubiläum, den Stiftungstag der Verbindung oder eine bestimmte Person, die man damit ehren will.

Leibverhältnis

Ein Fuchs sucht sich in einer Verbindung einen älteren Studenten, zu dem er viel Vertrauen hat und Sympathie verspürt, als Mentor. Dieser, Leibbursch genannt, steht seinem Leibfuchs zur Seite, berät ihn und spricht für ihn auf dem Convent. Aus diesem Leibverhältnis entstehen oft besonders enge Freundschaften.

Wenn ein Leibfuchs später selbst zum Leibbursch wird, wird dessen Leibfuchs Teil der Leibfamilie und somit zum Leibenkel des ursprünglichen Leibburschen. Manchmal spricht man auch von der Bierfamilie, entsprechend gibt es einen Biersohn, Biervater und Bieropa.

Mensur

Mensur (lateinisch mensura = Maß, Abmessung) bezeichnet im Sportfechten den Abstand zwischen zwei Kontrahenten. Bei schlagenden Studentenverbindungen ist damit der Fechtkampf an sich gemeint. Hervorgegangen ist er aus dem Duellwesen.

Schon im Mittelalter griffen Studenten bei Streitigkeiten schnell zur Waffe. Im Laufe der Zeit wurde das studentische Duell mehr und mehr zu einem formalisierten Zweikampf, um tatsächliche oder vermeintliche Kränkungen der Ehre beizulegen.

Ab 1850 setzte sich bei den Verbindungen immer mehr die Bestimmungsmensur durch. Diese hat keinen Duellcharakter. Es geht nicht um Ehrstreitigkeiten, stattdessen soll sie die Persönlichkeit des Fechtenden festigen und die Verbundenheit mit seiner Korporation zeigen.

Historischer Stich einer Mensur

Eine Mensur unterliegt strengen Regeln

Pauken

Pauken wird das Fechttraining genannt. Es findet in der Paukstunde statt, die bei den meisten schlagenden Verbindungen täglich abgehalten wird. Das Pauken soll meist auf die Mensur vorbereiten, es werden Kopfschutz und stumpfe Klingen benutzt.

Im 19. Jahrhundert wurde nicht nur das Einüben, sondern auch das Mensurfechten selbst als "Pauken" bezeichnet. Viele der Mensurbegriffe haben deshalb diese Sprachwurzel: Die Gegner nennt man Paukanten, gefochten wird am Pauktag im Pauklokal, die Wunden versorgt der Paukarzt.

Schläger

Als Schläger bezeichnet man die Fechtwaffe, mit der gepaukt und die Mensur gefochten wird. Je nach Region werden Korbschläger oder Glockenschläger benutzt.

Schmiss

Ein Schmiss ist eine Verletzung sowie die Narbe, die durch einen Fechthieb bei der Mensur entstanden ist. Bis in die 1930er-Jahre galten Schmisse als Statussymbole unter Akademikern, sie standen für Mannhaftigkeit und Entschlossenheit. Manche Studenten zogen sogar ihre Wunden immer wieder auseinander, damit größere Narben zurückblieben.

Inzwischen sieht man kaum noch Studenten mit Schmiss. Zum einen ist die Zahl der scharfen Partien, die ein Student in seiner akademischen Laufbahn austrägt, stark gesunken. Andererseits wird heute bei der Mensur mehr Wert auf Deckung und Defensive gelegt. Einen Schmiss, der mindestens ein Zoll lang war und blutete, bezeichnete man früher als Anschiss. Hier hat die Redewendung "einen Anschiss erteilen" ihren Ursprung.

Stiftungsfest

Mit dem Stiftungsfest wird der Tag der Verbindungsgründung gefeiert. Es ist in den meisten Verbindungen das größte und wichtigste Fest des Jahres, zu dem auch viele Alte Herren mitsamt Familien anreisen.

Das Stiftungsfest geht meist über mehrere Tage und besteht aus Festball, Kommers und diversen anderen Veranstaltungen. Wenn ein rundes Jubiläum gefeiert wird oder die Zahl der bestehenden Jahre auf fünf endet, wird ein sogenanntes großes Stiftungsfest begangen.

Vollwichs

Als Vollwichs bezeichnet man die Kleidung des Verbindungsstudenten zu besonders festlichen Anlässen wie großen Stiftungsfesten, Universitätsjubiläen oder Hochzeiten. Er besteht aus Uniformjacke (Pekesche), schräg getragener Kopfbedeckung (Cerevis), Schärpe, Handschuhen, Gamaschen und Paradeschläger.

Ein Burschenschafter mit Mütze, Schärpe und Handschuhen trägt eine Fahne

Vollwichs wird bei besonders festlichen Anlässen getragen

(Erstveröffentlichung: 2008. Letzte Aktualisierung: 17.12.2019)

Quelle: WDR

Darstellung: