Eine Frau mit Helm fährt in einer Seifenkiste ein Gefälle hinab.

Seife

Seifenkiste – die Formel 1 der Knirpse

So genannte Seifenkisten sind im Prinzip selbst gebaute Rennwagen für Kinder und Jugendliche. 1904 fand in Hessen das erste "Kinderautomobilrennen" der Welt statt. Danach verbreitete sich der Kinder-Rennsport in ganz Deutschland und auch in den USA.

Von Johannes Eberhorn

Von der Seifenpackung auf die Straße

Es war ein amerikanischer Seifenhersteller, der den Namen "Seifenkiste" in den 1930er-Jahren prägte. Das Unternehmen druckte auf seine Verpackungskisten den Bauplan für einen Kinder-Rennwagen, der fortan nur noch "soap box" genannt wurde.

Bereits 1935 fanden im US-Bundesstaat Ohio die ersten "All-American Soap Box Derbys" statt. Noch heute werden dort die Weltmeisterschaften im Seifenkisten-Fahren ausgetragen.

Die Industrie steigt als Sponsor ein

Nach dem Zweiten Weltkrieg fanden die Seifenkisten auch in Deutschland viele Fans. Besonders in den 1950er-Jahren erlebte der Sport einen großen Aufschwung. 1950 kamen zu einem Rennen in Stuttgart rund 20.000 Zuschauer.

Bei einem solchen Zuspruch war es nicht schwer, potente Geldgeber aus der Industrie zu finden. Die Adam Opel AG trat als Hauptsponsor für die Seifenkisten-Rennen auf und dehnte sie so auf das gesamte Bundesgebiet aus.

Als Opel sich 1971 überraschend aus dem Seifenkisten-Sport zurückzog, brach der Dachverband zusammen, dem zu diesem Zeitpunkt nur noch rund 50 Vereine angehörten. Zwei Jahre später wurde in Frankfurt mit dem "Deutschen Seifenkisten Derby" (DSKD) eine neue Dachorganisation gegründet.

Inzwischen gab es auch feste Bauregeln, die im Reglement des Verbandes festgeschrieben wurden.

Kinder bauen eine Seifenkiste zusammen - historische Aufnahme

In den 1950er-Jahren grassierte das Seifenkisten-Fieber

Im Liegen fährt es sich am besten

Heute wird bei den Rennen des DSKD in vier Klassen gestartet. In der Junior-Klasse treten 8- bis 12-Jährige gegeneinander an, die Senior-Klasse ist Fahrern zwischen 11 und 18 Jahren vorbehalten.

In den Elite-XL-Klassen gelten die gleichen Vorschriften wie in der Seniorklasse. Diese Klassen sind jedoch größeren und schwereren Fahrern vorbehalten. Die Elite-XL-Klassen sind noch mal unterteilt in eine Jugendklasse (13 bis 18 Jahre) und eine Erwachsenenklasse (über 18 Jahre).

Und dann gib es noch die Open-Klasse, die sowohl Fahrer als auch Konstrukteur möglichst viele Freiheiten lässt.

Während die Piloten in den Junior-Kisten meistens sitzen, handelt es sich bei den Fahrzeugen der höheren Klasse vorwiegend um "Liegekisten", das heißt, die Fahrer liegen während dem Rennen auf dem Rücken und sind so noch windschnittiger.

Sicherheit steht an erster Stelle

Die Rennstrecken sind im Schnitt etwa 300 Meter lang und haben in der Regel ein Gefälle von vier bis fünf Prozent. So erreichen viele Kisten beträchtliche Geschwindigkeiten von bis zu 60 Kilometern pro Stunde. Eine höhere Geschwindigkeit ist nicht erlaubt, um die Fahrer nicht zu sehr zu gefährden.

Auch vor dem Wettkampf legt das DSKD großen Wert auf die Sicherheit. Jedes Fahrzeug muss sich vor dem Rennen einer technischen Inspektion unterziehen und darf nur an den Start, wenn es für sicher befunden wurde.

Inzwischen werden in Deutschland auch noch Rennen in anderen Klassen gefahren, die aber meist regional begrenzt sind und nicht vom DSKD unterstützt werden. Dazu gehören zum Beispiel die Spaß-Rennen, bei denen es neben Geschwindigkeit auch darum geht, in einer möglichst ausgefallenen Kiste anzutreten.

(Erstveröffentlichung 2007. Letzte Aktualisierung 03.11.2020)

Quelle: WDR

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