Modell des Transrapids

Modellbau

Modellbau als Werkzeug in der Industrie

Mein Handy, mein Auto, meine Wohnung – alles existierte irgendwann einmal nur als Modell. Wenn ein Endprodukt zu groß, zu teuer oder zu kompliziert ist, um damit herumzuprobieren, werden in der Industrie Modelle eingesetzt.

Von Christine Buth

Modellautos im Windkanal

Die meisten Modelle, die in der Industrie eingesetzt werden, sind vereinfacht. So sehr, dass keine Details von den wesentlichen Eigenschaften ablenken. Gleichzeitig muss das Modell aber komplex genug sein, dass mit seiner Hilfe Entscheidungen getroffen werden können.

Vergleichbar ist das etwa mit dem Unterschied zwischen einer Fotografie und einer anatomischen Zeichnung. Während ein unbearbeitetes Foto alles wiedergibt, zeigt die Zeichnung nur das, worauf es in dem Moment ankommt: Wie die Muskeln zusammenhängen zum Beispiel, oder wie die Blutbahnen im Körper verlaufen.

Heute entstehen Modelle meist im Computer. Aber die Autohersteller lassen auch Modelle aus Ton bauen – für Strömungstests im Windkanal. Der Vorteil dieses Materials ist, dass es sich gut formen lässt und deshalb nach jedem Test neu bearbeitet werden kann. Erst wenn das Modell die Aerodynamiker zufriedenstellt, wird ein Prototyp gebaut.

Das Eigenheim in klitzeklein

Auch die meisten Architekturmodelle sehen überhaupt nicht aus wie die Gebäude, die einmal aus ihnen werden sollen. Sie sind eher abstrakt, um eine Grundidee zu vermitteln. Über die meisten Details, die später am Gebäude zu sehen sind, wird erst danach entschieden.

Sieger-Entwurf im Wettbewerb "Bauhaus-Archiv/Museum für Gestaltung, Berlin"

Architekten planen erst im Kleinen

Modelle sind ein wichtiges Hilfsmittel für den Architekten. Vor allem helfen sie ihm, den Bauherren von seiner Idee zu überzeugen. Den meisten Laien fällt es schwer, sich in einer Bauzeichnung zu orientieren. Ein einfaches dreidimensionales Modell erleichtert die Vorstellung.

Außerdem bietet ein räumliches Modell andere Möglichkeiten: Zum Beispiel kann der Lichteinfall in ein Gebäude demonstriert werden.

Welches Material ein Architekt für sein Modell wählt, hängt von seinem Geschmack ab und vom Anlass: Wenn das Modell nur zur Überprüfung eines Entwurfs gedacht ist, wird es aus preiswerten Materialien hergestellt, zum Beispiel aus Pappe.

Präsentationsmodelle dagegen sind oft sehr sorgsam gefertigt und aus dauerhaften Materialien wie Holz oder Kunststoff hergestellt, schließlich soll damit eine Idee verkauft werden.

Modellbauer – ein Ausbildungsberuf

Während die Einhaltung eines bestimmten Maßstabs im Hobbymodellbau eher eine ideelle Rolle spielt, ist Maßstabstreue im professionellen Modellbau entscheidend für die Qualität des Produktes.

Gelernte Modellbauer schaffen exakt verkleinerte Nachbildungen, wie sie in Museen gebraucht werden. Oder maßstabsgetreue Vorlagen für größere Konstruktionen, die erst noch geschaffen werden sollen. Oder sie produzieren im Maßstab 1:1 mit Materialien, die billiger oder formbarer sind als das Endprodukt.

Die Ausbildung zum Modellbauer dauert dreieinhalb Jahre und ermöglicht verschiedene Spezialisierungen. Zum Beispiel auf eine Tätigkeit in Gießereien: Hier werden gewaltige Modelle erstellt, um später Sandformen zu erzeugen, in denen das flüssige Metall in der gewünschten Gestalt erstarren kann. Abweichungen darf es dabei natürlich nicht geben, der Modellbauer muss den Materialschwund beim Erkalten also mit einberechnen.

Genauso ist eine Spezialisierung auf den Einsatz in der Autoproduktion oder auf die Fertigung von Anschauungsobjekten möglich.

Modellbauer arbeiten an der Schnittstelle zwischen einer Idee und ihrer seriellen Umsetzung. Sie müssen Zeichnungen verstehen und dreidimensional umsetzen können und ihre Materialien genau kennen. Mathematisches Verständnis und handwerkliches Geschick sind also wichtig.

(Erstveröffentlichung 2010. Letzte Aktualisierung 23.07.2019)

Quelle: WDR

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