Porträt Frank Busemann.

Leistungssport

Zehnkämpfer Frank Busemann

Mit seinem Erfolg bei den Olympischen Spielen 1996 in Atlanta überraschte Frank Busemann die Sportwelt. Er erkämpfte sich die Silbermedaille im Zehnkampf. Und das auch noch mit einem verstauchten Fuß. Der Leichtathlet aus Recklinghausen hatte es an die Leichtathletik-Spitze geschafft. Weitere Siege folgten, aber auch weitere Verletzungen. 2003 beendete Busemann seine sportliche Karriere aus gesundheitlichen Gründen und startete seine zweite erfolgreiche Laufbahn als Kommentator, Buchautor und als Referent.

Von Martina Schuch

Die sportliche Erfolgsleiter

Bereits am Tag seiner Geburt meldeten seine Eltern Frank Busemann im Sportverein an, beim Recklinghäuser Leichtathletik Club (RLC). Seine Mutter war Diplomsportlehrerin, der Vater Hauptschullehrer – beide Sporttrainer. "Sport hatte bei uns in der Familie einen sehr, sehr hohen Stellenwert", erzählt er im Interview mit Planet Wissen.

"Ich musste nicht darum kämpfen, dass sie mich zum Training bringen. Ich musste nicht darum kämpfen, dass ich neue Sportschuhe kriegte. Wenn etwas gebraucht wurde, dann sind wir halt nicht in Urlaub gefahren, sondern haben neue Stabhochsprungstäbe gekauft."

Seinen ersten Leichtathletik-Wettkampf absolvierte Busemann 1982 für den FC Schalke 04. Im Alter von 17 Jahren wurde er in den Bundeskader Hürdensprint aufgenommen. Mit 18 Jahren wechselte Busemann zur LG Olympia Dortmund und verdiente sein erstes Geld mit der Leichtathletik: 250 Mark im Monat.

Es folgte eine erfolgreiche Zeit: 1994 wurde Busemann Juniorenweltmeister über 110 Meter Hürden, 1995 Deutscher Hallenmeister über 60 Meter Hürden und Deutscher Juniorenmeister im Zehnkampf.

1996 wurde dann zum Erfolgsjahr des Frank Busemann: Bei den Olympischen Spielen in Atlanta gewann der Newcomer mit eisernem Siegeswillen die Silbermedaille im Zehnkampf. Frank Busemann wurde zum Sportler und Leichtathleten des Jahres gewählt und mit dem Silbernen Lorbeerblatt des Bundes ausgezeichnet. Das ist die höchste Auszeichnung für sportliche Leistungen in Deutschland.

1997 erkämpfte sich Busemann den 3. Platz im Zehnkampf bei der Weltmeisterschaft in Athen und er wurde U23-Europameister über 110 Meter Hürden. 2000 dann der 7. Platz im Zehnkampf bei den Olympischen Spielen in Sydney. 2002 stellte Busemann den Deutschen Hallenrekord im Siebenkampf auf.

Der Alltag als Leistungssportler

Während sich Frank Busemann an die Spitze der Leichtathletik kämpfte, absolvierte er gleichzeitig von 1995 bis 1998 eine Ausbildung zum Bankkaufmann. In dieser Zeit arbeitete er werktags von morgens bis nachmittags in der Sparkasse. Anschließend trainierte er mit seinem Vater noch einmal für rund zweieinhalb Stunden.

Und je erfolgreicher er wurde, desto stressiger wurde auch sein Alltag während der Ausbildung. Denn zum Sport und der Arbeit kamen auch noch Sponsorentermine. So konnte es durchaus vorkommen, dass er nach der Arbeit zu einem Termin beispielsweise nach Frankfurt reiste, in der Nacht heimkam, um morgens wieder in der Bank zu stehen.

"Das war eine richtig heftige Zeit. Das will ich auch nicht noch einmal erleben. Das hat mich geprägt fürs Leben. Das hat mir gezeigt, wie belastbar der Mensch ist," erinnert sich Busemann.

Nach seiner Ausbildung konzentrierte sich Busemann ausschließlich auf den Sport. Und war dabei zielstrebig: "Ich wollte immer mehr, als eigentlich möglich schien", sagt er heute.

"Im Training war ich zwar motiviert, konnte aber nie das abrufen, was ich eigentlich konnte. Dafür brauchte ich den Wettkampf. Und für diesen Wettkampf, für diesen Nervenkitzel habe ich gelebt." Sein Vater war während dieser Zeit sein Trainer und Manager.

Körperliche Belastungen – das Karriereende

Doch Frank Busemann hatte immer wieder auch mit seinem Körper zu kämpfen. Schon als Jugendlicher rieten ihm Ärzte und Physiotherapeuten davon ab, mit seinem Körperbau Leichtathlet zu werden. Die Beine waren sehr kräftig. Der Oberkörper im Vergleich relativ schwach.

"Die Beine konnten eine Kraft ausüben, die der restliche Körper nicht abfangen konnte. Dementsprechend war ich eigentlich vom Körperbau nicht für den Zehnkampf gemacht", sagt Busemann.

Mehr als zweieinhalb Stunden Training am Tag habe sein Körper nicht ausgehalten. Immer wieder plagten ihn Probleme im Halteapparat. Immer wieder hatte der Zehnkämpfer mit Verletzungen zu kämpfen. Bei den Olympischen Spielen 1996 in Atlanta stieg er mit einem verstauchten Fuß aufs Treppchen.

Bei den Weltmeisterschaften 1999 riss er sich ein paar Minuten vor dem 100-Meter-Lauf eine Muskelhülle im Oberschenkel. Und trotzdem spurtete er schneller als ein Jahr später bei den Olympischen Spielen in Sydney.

2001 riss er sich beim Speerwerfen Bänder, Sehnen und Muskeln im Ellbogen. Es folgten ein gebrochener Fuß und ein schlecht verheilter Leistenbruch. Im Juni 2003 beendete er seine sportliche Karriere.

Zehnkämpfer Frank Busemann beim Hochsprung.

"Immer mehr als möglich schien"

Das Leben nach dem Sport

Auch die Karriere nach dem Leistungssport begann erfolgreich. Gleich nach seinem Rücktritt fragte das Morgenmagazin der ARD an, ob Busemann nicht als Kommentator mit zur Weltmeisterschaft nach Paris reisen wolle.

Bis heute unterstützt er das Morgenmagazin bei entsprechenden Ereignissen. Ebenso klopfte nach seinem sportlichen Aus eine Unternehmensberatung zwecks Zusammenarbeit bei ihm an. Und so sei eines zum anderen gekommen, sagt er.

Mittlerweile bietet Frank Busemann vor allem Seminare an, schult beispielsweise Vorstandsassistenten oder referiert etwa zum Thema: "Wie motiviere ich mich für den Alltag?" Außerdem hat Busemann mehrere Bücher veröffentlicht. Er ist verheiratet und hat einen Sohn.

Auf seine Zeit als Leistungssportler blickt er gern zurück. "Ich bin für jeden Tag dankbar", so Busemann. "Ich sage immer, das war mein Hobby, was bezahlt wurde. Wer kann das von sich behaupten, eine Sache, die er so sehr liebt, jeden Tag machen zu dürfen und dafür auch noch Geld zu bekommen?"

(Erstveröffentlichung 2010. Letzte Aktualisierung 22.07.2019)

Quelle: WDR

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