Champagnerflasche mit Glas

Champagner

Champagner und Silberlöffel

Von Bärbel Heidenreich

Bleibt der geöffnete Champagner länger frisch, wenn man einen silbernen Löffel in den Flaschenhals hängt?

Hängt man einen Silberlöffel in den Flaschenhals und stellt die Flasche in den Kühlschrank, soll angeblich die warme Luft im Flaschenhals schneller abgekühlt werden, weil Silber sehr gut Wärme leitet. Wissenschaftliche Untersuchungen haben jedoch gezeigt, dass die schnellere Abkühlung nicht stattfindet. Die Luft in einer offenen Flasche Champagner ohne Silberlöffel kühlt genau so schnell ab.

Frisch bleibt der Champagner unter ganz anderen Bedingungen: In der Flasche herrscht ein Druck von etwa sechs Bar. Nur unter dem hohen Druck kann sich die Kohlensäure überhaupt lösen. Weil zudem mehr Kohlensäure im Champagner enthalten ist, als die Flüssigkeit aufnehmen kann, kommt es zum Sprudeln. Das heißt, die Flüssigkeit ist mit Kohlensäure übersättigt.

Wenn die Flasche warm geworden ist und man sie dann auch noch schüttelt, sprudelt es besonders üppig heraus. Die Kohlensäure braucht den Störfaktor Schütteln, damit die einzelnen Bläschen nach oben steigen. Dazu kommt, dass in der Wärme das Gas nicht so gut gebunden werden kann.

Wenn die Flasche dagegen ruhig und kühl steht, entweicht die Kohlensäure nur langsam. Selbst nach zwölf Stunden steigen aus der geöffneten Champagnerflasche immer noch Bläschen – ganz gleich, ob mit oder ohne Silberlöffel im Flaschenhals. Mit einem Druckverschluss kann die angebrochene Flasche aber gut noch ein paar Tage lang im Kühlschrank aufbewahrt werden.

Eine angebrochene Champagnerflasche sollte im Kühlschrank aber auf jeden Fall verschlossen werden. Nur so hält sich die Kohlensäure in der Flasche und die ist vor allem für das Aroma wichtig. Wenn die Bläschen beim Öffnen der Flasche nach oben steigen, reißen sie Aromamoleküle mit.

Das hat übrigens auch mit der Größe der Bläschen zu tun. Ein französischer Forscher der Universität von Reims-Champagne-Ardenne fand heraus, dass die Bläschen im Champagner trotz gleicher Kohlendioxidmenge immer kleiner sind, als die Bläschen in einem herkömmlichen Mineralwasser.

Der Grund dafür liege darin, dass im Champagner bestimmte gelöste Salze, Kohlenhydrate und Mineralien enthalten sind, die das Gas statt in großen Blasen in winzigen Perlen nach oben steigen lassen. Das ist nicht nur ein optischer Effekt, sondern zahlt sich auch im Genuss aus: Viele kleine Bläschen reißen mehr Aromamoleküle mit, weil eine Flasche bei gleicher Gasmenge mehr kleine als große Moleküle aufnehmen kann.

Durch die vielen kleinen Bläschen kommt der Geschmack des Getränks erst zur vollen Entfaltung. Sind die Bläschen nach rund 24 Stunden aus der geöffneten Flasche entwichen, schmeckt auch der Champagner nicht mehr.

(Erstveröffentlichung: 2009. Letzte Aktualisierung: 21.09.2018)

Quelle: WDR

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