TransFair-Siegel auf einer Kaffeepackung.

Kaffee

TransFair – Kaffee zu fairen Preisen

Kaffee ist bei uns beliebt und günstig. Doch die Verarbeitung der Bohnen ist aufwändig und die Feldarbeiter verdienen wenig daran. Die Initiative "TransFair" mit dem Fairtrade-Siegel will die Arbeitsbedingungen der Kaffeebauern verbessern.

Von Götz Bolten

Was genau ist "TransFair"?

"TransFair" ist ein gemeinnütziger Verein, der von zahlreichen angesehenen Institutionen unterstützt wird. Zu den Förderern gehören unter anderem die Bundesregierung, die Europäische Union, Organisationen von Entwicklungshilfe, vom Verbraucherschutz und vor allem engagierte Einzelpersonen.

TransFair führt selbst keinen Kaffee ein und verarbeitet ihn auch nicht, sondern vergibt Siegel für Händler von fair gehandelten Produkten. Hierbei ist es egal, ob die Händler das Siegel aus Idealismus beantragen oder als verkaufsförderndes Argument.

Wichtig ist, dass die Kriterien des fairen Handels erfüllt werden, die von der "Fairtrade Labelling Organizations International" (FLO) festgesetzt werden. Nur dann bekommen die Produkte das Siegel "Fairtrade".

TransFair überprüft regelmäßig die Firmen, die das Siegel tragen dürfen. Diese müssen einen Teil ihrer Gewinne an TransFair auszahlen. Mit dem Geld finanziert der Verein die Betreuung und Kontrolle der Vertragspartner, das Siegel-Marketing sowie eine umfangreiche Öffentlichkeitsarbeit. Denn trotz aller Anstrengungen können viele Deutsche mit dem Begriff TransFair nichts anfangen.

Etappenziel erreicht

Als TransFair 1992 gegründet wurde, war es das erklärte Ziel, fair gehandelten Kaffee in ganz normalen Supermärkten zu verkaufen. Bis dahin war er nur in so genannten Weltläden erhältlich gewesen, die aber mit ihrem Angebot nicht die breite Masse der Gesellschaft erreichten.

Mittlerweile wird der faire Kaffee bundesweit in Supermärkten und Weltläden angeboten. Allein damit setzte TransFair in den ersten zehn Jahren 150 Millionen Euro um. Und der Umsatz steigt stetig: 2020 wurde mit allen fair gehandelten Produkten in Deutschland zusammen ein Umsatz von 1,94 Milliarden Euro gemacht.

Auf der anderen Seite des Globus', in den Produzentenländern, stützt ein Teil dieses Geldes die Existenz von mehr als einer Million Pflücker- und Bauernfamilien in etwa 70 afrikanischen, lateinamerikanischen und asiatischen Ländern.

Trotz dieser enormen Zahlen ist die Bilanz auch ernüchternd: Vom gesamten Umsatz, der in Deutschland mit Kaffee erzielt wird, entfällt nur ein geringer einstelliger Prozentsatz auf den fair gehandelten und bezahlten Kaffee.

Kaffeepflückerin

Schwere Arbeit – meist schlecht bezahlt

Wer profitiert vom fairen Handel?

Kaffee ist nach wie vor eine Kolonialware: Er wird in den Ländern der Dritten Welt angebaut – konsumiert wird er jedoch in den wohlhabenden Industriestaaten. Hier werden auch die größten Gewinne mit dem Kaffee erzielt. Der Kaffeebauer in Lateinamerika oder in Afrika erhält von dem gezahlten Weltmarktpreis höchstens die Hälfte, meist jedoch nur etwa ein Viertel.

Die Armut der Kaffeebauern hat strukturelle Gründe. Ein Großteil des Kaffees wird auf riesigen Plantagen angebaut, die wenigen wohlhabenden Besitzern gehören. Die Volkswirtschaften vieler Länder hängen vom Kaffee ab, zum Beispiel in Ruanda, Uganda oder Burundi. Fast alle Arbeitsplätze sind direkt mit dem Kaffeeanbau verbunden.

Darum bleibt vielen Arbeitern nichts anderes übrig, als ihre Arbeitskraft für einen Hungerlohn an einen dieser Großgrundbesitzer zu verkaufen. Den Großgrundbesitzern gehört fast das gesamte Anbauland. Es gilt das Motto: Wenige haben viel, viele haben wenig.

Diese vielen, die wenig haben, will TransFair unterstützen. Die Siegelinitiative hilft nicht den Kaffeebaronen, sondern den Kleinbauern, sofern diese in demokratischen Genossenschaften organisiert sind. Als Kleinbauern gelten solche Produzenten, die nicht ständig Lohnarbeiter beschäftigen, sondern ihren Betrieb durch die eigene Arbeitskraft und mit Hilfe der Familie bewirtschaften.

Die Genossenschaften, die gefördert werden, dürfen keiner Partei angehören und müssen ihr Management und die Verwaltung so transparent führen, dass jedes Mitglied den Finanzhaushalt durchschauen und mitbestimmen kann.

Fabrikarbeiterinnen sortieren am Fließband ungeröstete Kaffeebohnen

TransFair will die Arbeitsbedingungen und Löhne verbessern

TransFair ist nicht allein

Neben TransFair gibt es viele andere Organisationen des fairen Handels, wie die "Gesellschaft zur Förderung der Partnerschaft mit der Dritten Welt mbH" (gepa) oder die "Entwicklungszusammenarbeit mit der Dritten Welt GesmbH" (EZA).

Kaffee ist längst nicht mehr das einzige Produkt, dessen fairen Handel diese Gesellschaften unterstützen. Seit 1994 gibt es auch fair gehandelten Tee und seit 1996 fair gehandelte Schokolade und Kakao.

Die Gesamtumsätze für fair gehandelte Waren stiegen in den vergangenen Jahren rasant an: Allein 2019 wuchs der Konsum in Deutschland um mehr als 25 Prozent gegenüber dem Vorjahr an und erreichte mehr als zwei Milliarden Euro. Als Erfolgsfaktoren sieht TransFair unter anderem die gestiegene Verbrauchernachfrage und eine stetig wachsende Produktvielfalt an.

(Erstveröffentlichung 2002. Letzte Aktualisierung 12.08.2021)

Quelle: WDR

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