Badezimmer

Badekultur

Das Badezimmer

Bis zu den 1950ern war ein eigenes Badezimmer ein großer Luxus und nur Kaisern, Fürsten und Adeligen vorbehalten. Mit dem Wirtschaftswunder wurde es zum Standard in jeder Wohnung. Heute geht der Trend zum Badezimmer als privaten Wellnesspalast.

Von Andrea Schultens

Private Badegemächer in Antike und Mittelalter

Schon im antiken Rom gab es neben zahlreichen öffentlichen Badehäusern, in denen sich Vertreter aller Gesellschaftsschichten trafen, auch private Badezimmer. Doch diese waren den Wohlhabenden vorbehalten, etwa dem römischen Kaiser Augustus.

Julia, Augustus' Tochter, war für ihre rauschenden Feste bekannt, die sie im privaten Bad feierte – sehr zum Unmut ihres Vaters, der sich ein züchtigeres Verhalten seiner Tochter gewünscht hätte.

Octavian, Bronze Statur

Augustus besaß ein eigenes Badezimmer

Auch nach dem Untergang des Römischen Reiches gab es in wohlhabenden Adelskreisen private Badezimmer. In mittelalterlichen Burgen galt der Empfang im herrschaftlichen Bad ohne Schamgefühl als Zeichen der Gastfreundschaft. Am Hof lud man wichtige Gäste vor dem Festmahl zu einem Bad oder Schwitzbad im fürstlichen, kostbar ausgestatteten Baderaum ein.

Und auch später, als im 16. und 17. Jahrhundert Baden und Wasser größtenteils verpönt waren, dienten luxuriös ausgestattete Badetrakte weiterhin zu Repräsentationszwecken. Im fürstlichen Badezimmer wurde Hof gehalten, hier wurde überbordender, barocker Reichtum präsentiert. Dem einfachen Volk hingegen blieben private Bäder bis ins 20. Jahrhundert hinein vorenthalten.

Baden im öffentlichen Wannenbad

Noch in der Nachkriegszeit war das eigene Badezimmer ein Luxus. Meist wurde zu Hause Wasser im Kessel erhitzt und in eine Wanne oder einen Bottich geschüttet. In diesen setzten sich dann einmal wöchentlich nacheinander alle Familienmitglieder. Lange galt der Samstag als großer Badetag.

Alternativ zum heimischen Zuber boten öffentliche Bäder ganze Reihen von Brause- oder sogar Wannenbädern an. Diese wurden halbstündlich oder stundenweise vermietet. Hier konnte man sich für ein paar Groschen nicht nur waschen, sondern auch gemütlich in der Wanne planschen.

Was für ein Genuss, welch ein Luxus zur damaligen Zeit! Hier konnte man entspannen, und während man sich zu Hause etwa mit den Geschwistern abwechseln musste, gehörten einem hier das Wasser und die Badezeit ganz allein. Man lag im wohlig warmen Wasser und verbrachte seine Zeit mit angenehmem Nichtstun.

Design im Badezimmer

Pünktlich mit dem Wirtschaftswunder wurde ab den 1950er-Jahren jede Wohnung mit einem Badezimmer ausgestattet. Bis hin zum sozialen Wohnungsbau gab es nun in allen Wohnungen fließend kaltes und heißes Wasser sowie Badezimmer, die an die Kanalisation angeschlossen waren. Die Voraussetzungen für die körperliche Hygiene im privaten Heim sind seither gesichert.

Doch die einfache Nasszelle genügte schon bald nicht mehr. Genauso wie öffentliche Badeanstalten einem ständigen Wechsel unterliegen, so hat sich auch das private Badezimmer verändert. Mit steigendem Gehalt werden Ausstattung und Design des Badezimmers immer bedeutsamer.

Heute zeigt sich nirgends so deutlich wie im heimischen Bad, wie viel Platz, wie viel Geld und wie viel Stil ein jeder besitzt. Die einfache Mietwohnung verfügt oft über ein gekacheltes Bad in bestenfalls "neutralem" Design.

Doch beim selbst gebauten Eigenheim sind aufwändige Bäder längst Standard. Wer auf Design setzt und es auch zahlen kann, der investiert in ein großes Bad mit besonderen Kacheln, mit ansehnlicher Sanitärausstattung und stimmungsvoller Atmosphäre.

Baden als Luxus-Erlebnis

Wer das nötige Kleingeld besitzt, orientiert sich heute im privaten Badezimmer an Luxusbädern, etwa an den teuren und aufwendigen Bädern, mit denen weltweit die exklusivsten Hotels ausgestattet sind. Whirlpools und luxuriöse Badebereiche bieten mehr und mehr ein ganzheitliches Erlebnis.

Dazu erläutert Günter Till vom “Deutschen Wellness Verband“: "Auch beim privaten Bad werden Stimmung und Atmosphäre immer wichtiger, so werden etwa Düfte und Geräusche mit ins Badeerlebnis einbezogen."

Till nimmt im Rahmen seiner Arbeit Einblick in viele Badelandschaften und kann von ausgefallenen Trends berichten: "Selbst bei der Dusche geht es heute nicht mehr nur darum, zu duschen, sondern es geht um das ganz besondere Duscherlebnis."

Als eines von zahlreichen Beispielen nennt er die sogenannte Dschungeldusche: "Das Wasser plätschert wie bei einem Dschungelregen, es ist weich, aber massiv und intensiv. Dazu zwitschern Vögel und man riecht einen Waldduft." Sauberkeit und Hygiene sind heute selbstverständlich. Der Trend im Badezimmer bewegt sich hin zum wohnlichen und ganzheitlichen Dusch- und Badeerlebnis.

Showroom mit einem Designer-Badezimmer

Die Badezimmer werden immer luxuriöser

(Erstveröffentlichung 2007. Letzte Aktualisierung 14.08.2018)

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Quelle: WDR

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