Stühle

Stuhldesigner Verner Panton

"Ein Stuhl muss dynamisch sein – man soll bequem darauf sitzen", so das Credo des großen dänischen Stuhldesigners Verner Panton. Sein "Panton Chair" wurde 1967 zu einem Klassiker der Designgeschichte.

Von Sabine Kaufmann

Durchbruch mit dem "Panton Chair"

Verner Panton war ein Vordenker und Genie, das im Bereich des Designs ganz neue Welten erschloss und zu den erfolgreichsten seiner Zunft im 20. Jahrhundert gehörte. Für ihn sollten Stühle "uns und unsere Lust zu sitzen möglichst wenig einschränken".

Den Grundstein für seine spätere Karriere legte Verner Panton an der "Technischen Hochschule Odense" und der "Königlich Dänischen Kunstakademie" in Kopenhagen, die er zwischen 1947 und 1951 besuchte. Im Anschluss an sein Studium arbeitete er zwei Jahre im Büro des Architekten Arne Jacobsen. Er assistierte bei der "Ameise", einem von Jacobsens berühmtesten Entwürfen.

Im Gegensatz zu Jacobsen favorisierte Panton schon sehr früh künstliche Materialien. Er verließ das Architekturbüro und machte sich nach einer ausgiebigen Europareise in Basel selbständig.

Hier begann die fruchtbare Zusammenarbeit mit der Firma "Vitra". In dieser Kooperation entstand 1967 der berühmte "Panton Chair", dem der Designer seinen internationalen Durchbruch verdankte. Das Neue an dem Stuhl war die kurvige, nach hinten ausgerichtete Beinpartie, die eine Standfläche völlig erübrigte.

"Bei neuen Ideen und bei der Anwendung neuer Materialien bin ich sofort dabei", so Verner Panton. Kein Wunder, dass sein Panton-Chair aus einem Stück Plastik besteht und bis heute in knallbunten, leuchtenden Farben auf den Markt gebracht wird.

Panton war fasziniert von den Möglichkeiten des künstlichen Materials, das seiner Experimentier- und Gestaltungsfreude keine Fesseln mehr anlegte. Er hatte Materialien für sich entdeckt, die seiner spontanen und spielerischen Arbeitsweise entgegenkamen.

Ein Designklassiker bis heute: der "Panton Chair" | Bildquelle: dpa/Uwe Anspach

Aufhebung der klassischen Raumaufteilung

"Warum sollten Stühle, besser noch die gesamte Einrichtung, kein eigenes Kunstwerk sein?" fragte sich Verner Panton. Entsprechend dieser Überlegung schuf er vollständige Inneneinrichtungen, die Funktionalität mit Design verbanden. Zum Beispiel kreierte er das Interieur des ehemaligen "Spiegel"-Verlagshauses in Hamburg, dessen Kantine heute unter Denkmalschutz steht.

Panton ertrug die Vorstellung nicht, "in ein Wohnzimmer zu kommen und ein Sofa mit Sofatisch und zwei Sesseln zu sehen und zu wissen, dass man hier den ganzen Abend festsitzen werde". Er wollte die typische Wohnzimmer-Einrichtung vergessen machen. "Der wichtigste Antrieb für meine Arbeit ist, die Leute herauszufordern, ihre Phantasie zu benutzen."

Konkret schuf er Wohnrauminstallationen, in denen er die klassische Aufteilung des Raumes aufhob und dem Boden und der Decke neue Funktionen zuwies. Seine Visionen konkretisierte er 1970 auf der Kölner Möbelmesse mit seiner Rauminstallation "Visiona II". Hier präsentierte er eine Wohnhöhle, in der man auf jede erdenkliche Weise sitzen kann.

Auf jede erdenkliche Weise sitzen | Bildquelle: dpa/Rolf Vennenbernd

Panton sagte dazu selbst: "Wie zufällig ergeben sich Plätze zum Sitzen, Lungern und Liegen. Alles ist mit elastischem Stoff überzogen. Selbst die Lichtquellen sind hinter Stoffbahnen verborgen. Der Schrankraum steckt in der Wand hinter textilverkleideten Klappen. Die Höhle ist voll klimatisiert."

Aufsehen erregte er auch mit seinen an Seilen aufgehängten Stuhlschaukeln oder seinen Wohntürmen, die in einem Zimmer das Wohnen auf mehreren Etagen möglich machen sollten. Verner Panton, der mit seinen Rauminstallationen und Stühlen Designergeschichte schrieb, starb 1998 – kurz bevor eine Ausstellung eröffnet wurde, die sein Werk ehrte.

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