Berühmte Brücken

Von Jennifer Dacqué (WDR)

Berühmte Bauwerke aus aller Welt

Die alten Römer waren wahre Brückenmeister. Schon im 6. Jahrhundert vor Christus bauten sie die ersten Steinbrücken über den Tiber in Rom. Die hier abgebildete Ponte Sant'Angelo (Engelsbrücke) entstand 134 nach Christus unter der Regie Kaiser Hadrians. Sie führt direkt zur Engelsburg – diese war zunächst ein Mausoleum für Hadrian und weitere Kaiser, später dann eine Fluchtburg der Päpste.

Ein Höhepunkt römischer Baukunst findet sich weitab von Rom, im Westen Spaniens. Mit sechs Steinbögen überspannt dieses Meisterwerk in der Nähe von Alcántara den Tajo, den längsten Fluss der Iberischen Halbinsel. Erbaut wurde die Brücke Anfang des 2. Jahrhunderts nach Christus auf Befehl Kaiser Trajans, unter dessen Herrschaft das Römische Reich seine größte Ausdehnung erreichte.

Brücken dienen nicht nur der Flussüberquerung. Die Bamberger Bürger errichteten direkt über der Regnitz ihr Rathaus, das 1386 erstmals erwähnt wurde. Der Sage nach hatte der Bischof ihnen dafür kein Grundstück auf seinem Herrschaftsgebiet geben wollen. Da die bürgerliche Stadt schon voll bebaut war, wichen die findigen Bamberger auf die Brücke aus.

Die Rialtobrücke in Venedig wurde zwischen 1588 und 1591 gebaut, nach einem Entwurf von – wie passend – Antonio da Ponte ("ponte" heißt auf Deutsch "Brücke"). Dank ihr kann man auch ohne Gondel den Canal Grande überqueren und gleichzeitig Andenken einkaufen. Auf der Brücke befinden sich zahlreiche Souvenirläden und andere Geschäfte.

Traurige Berühmtheit erlangte die Brücke von Remagen. Ende des Zweiten Weltkriegs war die Eisenbahnbrücke über den Rhein zwischen US-Armee und deutscher Wehrmacht hart umkämpft. Als sie nach mehreren Sprengversuchen und Bombardements am 17. März 1945 einstürzte, riss sie mindestens 30 US-Soldaten in den Tod. Ein filmisches Denkmal wurde dem Stahlkoloss 1969 mit "The Bridge at Remagen" gesetzt.

Filmreif war auch das, was sich in den 1960er und 1980er Jahren auf der Glienicker Brücke abspielte. Während des Kalten Krieges wurde die Brücke an der Grenze zwischen Potsdam und Westberlin dreimal für den Austausch von Spionen genutzt. Wie im Thriller mussten die Agenten eine Markierung überschreiten, die Ost und West voneinander trennte, bevor sie in Sicherheit waren.

Die Puente de las Américas verbindet keine politischen Systeme, sondern zwei Kontinente. Nach dem Bau des Panama-Kanals waren das gleichnamige Land und damit Nord- und Südamerika zeitweise nur noch durch zwei kleine Brücken verbunden. Für das hohe Verkehrsaufkommen musste eine größere Brücke her, die schließlich 1962 eingeweiht wurde. Die Kosten dafür betrugen 20 Millionen US-Dollar.

Einen Landweg zwischen Skandinavien und dem mitteleuropäischen Festland zu schaffen – das war die Idee hinter dem Bau der Öresundbrücke. In Kombination mit einem Unterwassertunnel verbindet die fast acht Kilometer lange Brücke das schwedische Malmö mit der dänischen Hauptstadt Kopenhagen. Die Brücke endet auf einer gut vier Kilometer langen künstlichen Insel und führt dann in den Tunnel.

Von den Australiern wird sie wegen ihrer Form liebevoll "coat-hanger" (englisch für Kleiderbügel) genannt: die Sydney Harbour Bridge. Zusammen mit dem berühmten Opernhaus verleiht sie dem Hafen von Sydney Glanz – auch wenn die 1932 eröffnete Stahlbrücke zum Teil heftig rostet. Ganze 30.000 Liter Farbe sind für einen einzigen Anstrich nötig.

Superlative hat auch die Akashi-Kaikyo-Brücke in Japan zu bieten. Der Abstand zwischen zwei Brückenpfeilern beträgt 1991 Meter. Die Brücke hat damit die weltweit längste Stützweite. Eigentlich sollten die Pfeiler 1990 Meter auseinander liegen, doch das verheerende Erdbeben von Kobe im Jahr 1995 vergrößerte die Distanz um fast einen Meter. Da sich die Brücke damals noch im Bau befand, konnte dieses Problem noch gelöst werden.

Den Rekord der größten Stützweite hielt lange Zeit die vielleicht berühmteste Brücke der Welt: die Golden Gate Bridge. Doch die Brücke an der Bucht von San Francisco lockt leider nicht nur Touristen an. Von keinem anderen Bauwerk der Welt stürzen sich so viele Menschen in den Tod wie hier.

Was die Golden Gate Bridge als Monument für die Westküste der USA, ist die Brooklyn Bridge für den Osten. Sie ist neben der Freiheitsstatue und dem Empire State Building eines der New Yorker Wahrzeichen. Seit 1883 überspannt die Brücke den East River. Mehr als 120.000 Fahrzeuge täglich nutzen die Verbindung zwischen den Bezirken Brooklyn und Manhattan.

Tief im Landesinneren der USA findet sich ein weiteres Highlight des amerikanischen Brückenbaus. In 291 Metern Höhe überspannt die Royal Gorge Bridge im US-Bundesstaat Colorado den Arkansas River. Für den Verkehr hat die Brücke keine große Bedeutung, dafür aber umso mehr für die Touristen, die den Blick in die darunter liegende Schlucht genießen können.

Hoch hinaus will auch der Viaduc de Millau. In fast 250 Metern Höhe führt er eine Autobahn über das Tal des südfranzösischen Flusses Tarn. Der größte Pylon der Brücke misst 343 Meter und ist damit sogar höher als der Eiffelturm.

Einen Schönheitspreis wird der Bang Na Expressway wohl nie gewinnen. Mehr als 54 Kilometer windet sich das Ungetüm durch die thailändische Hauptstadt Bangkok. Damit ist der Expressway die längste Straßenbrücke der Welt, auch wenn er auf dem überwiegenden Teil seines Wegs kein Gewässer überquert.

Stand: 17.03.2021, 11:47 Uhr

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