Eine Südseeinsel mit Palmenstrand in türkisfarbenem Wasser.

Inseln

Südsee

Der Pazifik ist das größte Meer der Erde. Eine faszinierende Welt, die die Menschen erst spät für sich eroberten. Viele Südsee-Inseln wurden erst vor 2000 Jahren besiedelt – und ihre Entdecker waren wahre Segelpioniere.

Von Christiane Gorse

Gigantische Wassermassen und winzige Inseln

Die Hälfte des gesamten Wasservorkommens auf der Erde befindet sich im Pazifischen Ozean. Wenn man die Südsee einmal durchquert, etwa von Palau bis Haiti, legt man eine Distanz von etwa 8000 Kilometern zurück – eine Entfernung wie von Deutschland bis nach Kuba.

Die Distanzen sind nicht nur weit, der Pazifik ist auch das tiefste Meer der Erde. 11.000 Meter ist der Pazifik an seiner tiefsten Stelle, dem Marianengraben.

Vom westlichen bis zum östlichen Rand der Pazifischen Kontinentalplatte verläuft der Pazifische Feuerring – ein Vulkangürtel, der fast den gesamten Pazifik umschließt. Auf seinen rund 40.000 Kilometern befinden sich etwa 450 aktive Vulkane. Es ist die erdbebenreichste Region der Welt.

Viele Inseln sind vulkanischen Ursprungs, wie etwa die flachen Atollinseln: Wo früher einmal Vulkane aus dem Wasser ragten, bildeten sich Korallen. Beim Absinken der Landmasse entstand erst eine Lagune. Als die Insel versank, blieb nur noch der Korallenring. Darin verfing sich nach und nach Sand, und so entstanden die schmalen, kreisförmigen Atollinseln.

Luftaufnahme eines Südsee-Atolls

Die Südsee-Atolle sind vulkanischen Ursprungs

Drei Inselgruppen

Noch heute unterscheidet man drei Inselgruppen: Melanesien, Mikronesien und Polynesien. Zu den melanesischen Inseln gehören Neuguinea, die Molukken und die Inseln bis hinunter zu Neukaledonien und der Norfolk-Insel.

Polynesien umfasst ganz im Norden Hawaii und im Süden Samoa, Tonga und die Cook-Inseln bis zu Neuseeland und den Chatham-Inseln. Auch Tuvalu gehört zu Polynesien.

Zu Mikronesien gehören die vielen kleinen Inseln von Palau bis Kiribati. Mikronesien zählt zusammen mit kleinen Inseln Polynesiens zu dem Gebiet, das erst vor rund 2000 Jahren entdeckt und besiedelt wurde.

Klares Wasser mit der Insel Tuvalu im Hintergrund

Die Insel Tuvalu zählt zu Polynesien

Verschiedene Phasen der Besiedlung

In der unendlichen Weite des Pazifiks erscheint es unvorstellbar, wie die kleinen Inseln überhaupt gefunden werden konnten. Die Besiedlung der gesamten Südsee fand in drei Etappen statt und dauerte mehrere Jahrtausende.

Die ersten Funde auf Papua-Neuguinea, die auf menschliche Zivilisation hindeuten, stammen von 28.000 vor Christus. Zu dieser Zeit gehörten Papua-Neuguinea und Australien geografisch noch zur selben Landmasse. Damals lag der Meeresspiegel 150 Meter niedriger als heute, das heißt, dass die Menschen von Australien nach Papua-Neuguinea laufen konnten.

4000 vor Christus gab es eine weitere Siedlungswelle, in der Angehörige der Lapita-Kultur die melanesischen Inseln besiedelten. Das Markenzeichen der Lapita waren Tontöpfe, die sie in der Südsee einführten. Archäologen fanden ihre Scherben besonders an den Küsten, aber auch im Landesinneren.

Die Besiedlung der vielen kleinen Inseln aber fand erst mit der dritten Besiedlungswelle vor 2000 Jahren statt, denn dazu brauchte man hochseetaugliche Boote. Eine Errungenschaft, von der man im Europa dieser Zeit nur träumen konnte.

Traditionell gekleideter Stammehäuptling auf Papua-Neuguinea

Papua-Neuguinea wurde schon sehr früh besiedelt

Die Navigationskunst der frühen Siedler

Mit ihren Auslegerkanus segelten die Siedler in Mikronesien bis zu 500 Kilometer weit, in Polynesien sogar mehrere Tausend Kilometer. In Polynesien waren die Menschen also durchaus viele Wochen auf offener See unterwegs.

Ihre Kanus mussten daher auch größer sein, was sie allerdings auch langsamer machte. Sie mussten mehr Proviant und vor allem mehr Trinkwasser transportieren. Das führte zu einem höheren Gewicht, längerer Reisezeit und damit zu einem höheren Risiko. Wie viele Abenteurer ertrunken sind, weiß heute kein Mensch. Dass es einige schafften, war aber alles andere als Zufall.

Im Laufe der Jahre entwickelten die frühen Navigatoren – in den damaligen Gesellschaften nahmen sie die wichtigste Position nach dem Häuptling ein – ein immenses Wissen über Sternenverläufe und Strömungen. Das Wissen wurde in der Familie bewahrt und nur vom Vater an den Sohn weitergegeben.

Sie besaßen Sternenkompasse und Strömungskarten und legten sich in den Rumpf ihrer Boote, um die Strömungen zu erspüren. Denn veränderte Strömungen waren Anzeichen für Land, das man ausmachen musste, bevor man es sah, da die Inseln so klein waren. Weitere Indikatoren für Land waren Vögel, die man nur im Umkreis von 20 Seemeilen um Inseln beobachten konnte.

Ohne technische Hilfsmittel, nur aus Wissen über die Natur gespeist, konnten sie so die kleinsten Inseln in der Weite des Pazifiks finden.

Zeichnung eines polynesischen Katamarans und eines Einbaums

Die frühen Seefahrer waren Meister der Navigation

Wer zuerst kam, hatte das Sagen

Ein Grund, warum sich die Menschen auf den gefährlichen Weg über den Pazifik machten, war zum einen der Entdeckungsdrang und der Wille, ihr Segel-Können zu praktizieren.

Ein anderer Grund könnte aber auch sozialer Natur gewesen sein: Die Familie, die zuerst eine Insel besiedelte, stellte den Häuptling und war die Herrscherfamilie. Alle, die nach ihnen kamen, mussten sich unterordnen.

Allerdings war das Leben auf den kleinen Atollinseln alles andere als einfach. Der Boden ist bis heute extrem sandig und karg, überhaupt ist Land extrem knapp. Auf ihren Booten brachten die Siedler deswegen Haustiere und kleine Brotbäume mit, deren Früchte man auch damals schon gut konservieren konnte. Nur eines gab es in Hülle und Fülle: Fische.

Ein Paar mit einem kleinen Fischerboot auf einer Südseeinsel

Auch heute noch spielt der Fischfang eine große Rolle

Quelle: SWR | Stand: 02.07.2020, 10:32 Uhr

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