Die Rolling Stones während eines Konzerts im Hyde Park

London

Die "Swinging Sixties" in London

Die "Wilden 60er" gelten als Inbegriff der schrillen Jugendkultur, die in London ihren Ursprung hatte: Drogen und Rockmusik, lange Haare bei Männern, ausgefallene Kleidung, der Drang nach politischer und kultureller Freiheit waren angesagt.

Von Andrea Schultens

Die Carnaby Street – das Mekka der Modewelt

In den 1960er-Jahren rebellierten Jugendliche weltweit gegen eine konservative Gesellschaftsstruktur. Die Friedensbewegung feierte große Erfolge. Neben dem Protest gegen politische Ereignisse weitete sich auch der Kampf für Freiheit in Kunst und Kultur aus – ein Kampf gegen Spießertum und vorgegebene Verhaltensmuster. In London eroberten Beatmusik, Rockbands und der Minirock die Herzen der Jugendlichen.

Das New Yorker "Time Magazine" prägte 1966 den Begriff "Swinging Sixties", der bis heute als die treffende Bezeichnung des Jahrzehnts mit dem beschwingten Lebensgefühl gilt. Dieses Lebensgefühl wurde nirgends so intensiv gefeiert wie in der Carnaby Street.

Die kleine Straße in Londons Szeneviertel Soho entwickelte sich in den 1960er-Jahren zum Mekka der Mode- und Musikwelt. Londons Vorzeigestraße bot die angesagtesten Mode- und Musikläden der Welt. Hier reihte sich eine extravagante Boutique an die andere. Hier entstanden Trends.

Die passende Kleidung zu diesem Jahrzehnt im Aufbruch schuf die Modedesignerin Mary Quant. Anfang der 1960er erfand sie den Minirock, der mit allen bisherigen Modekonventionen brach.

Die skandalträchtige und haarscharf bemessene Rocklänge wurde heiß diskutiert und in provokativen Aktionen dargeboten. Der Minirock wurde zum Politikum, er galt als Zeichen der rebellierenden Jugendlichen und war Auslöser vieler Demonstrationen und Kundgebungen.

Im Sommer 1964 kommt der Minirock nach Deutschland

WDR ZeitZeichen 29.08.2014 13:46 Min. Verfügbar bis 26.08.2054 WDR 5


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Doch schon bald wurde er zum absoluten Modetrend der 1960er-Jahre. Schnell kam keine Modezeitschrift mehr ohne ihn aus. Twiggy, das dürre Model aus einem Londoner Vorort, war in den 1960ern Ausdruck und Vorbild einer ganzen Generation und Modewelle.

In einem revolutionären Modeumschwung löste die coole Mode der 1960er-Jahre den biederen Hausfrauenlook der 1950er ab. Die Frisuren wurden kurz und peppig, die Mode cool und ausgeflippt. Erlaubt war, was gefiel.

Junge Frau mit schickem Pony-Kurzhaarschnitt im Minikleid hält leger einen Mantel über ihrer Schulter. Sie trägt weiße Stiefel und guckt freundlich in die Kamera.

Mary Quant erfand den Minirock

"Swinging London" und seine Musik

Auch in der Musik sprengte London in den 1960er-Jahren alle Grenzen. In London befanden sich die angesagten Clubs, hier fanden die besten Partys statt. Das Leben bestand aus Exzessen, Partys und Drogen.

Aufgrund des Babybooms der Nachkriegszeit gab es in den 1960ern eine riesige Zahl an partywilligen Jugendlichen. Entsprechend brodelte und swingte eine ganze Generation voller Musik- und Modefans. Exzentrische Partys, wilde Konzerte und poppig-schrille Fans im Musikrausch machten das Leben in London zur großen Party.

Bands wie die Beatles, Pink Floyd oder die Rolling Stones feierten in London ihren Durchbruch und schrieben Musikgeschichte. Der Zebrastreifen auf der Abbey Road, den die Beatles auf dem Cover ihrer gleichnamigen Platte überquerten, ist noch heute eine Touristenattraktion.

Und auch Konzertsäle wie der "Wag Club" oder "The Club", in denen einst Pink Floyd oder Soft Machine spielten, ziehen noch immer Musikbegeisterte an. Die 1960er-Jahre bildeten den Nährboden für weitere Bands wie die Sex Pistols oder The Clash, die 1979 mit der apokalyptischen Hymne "London Calling" einen großen Hit landeten.

(Erstveröffentlichung: 2007. Letzte Aktualisierung: 18.03.2020)

Quelle: WDR

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