Ein farbiges Gemälde des Komponisten Frédéric Chopin.

Polen

Berühmte Polen

In Kunst und Kultur gibt es viele Persönlichkeiten, die man mit Polen in Verbindung bringt. In der Musik ist das Frédéric Chopin, in der Literatur Henryk Sienkiewicz und im Filmgeschäft der Regisseur Roman Polanski. Drei Porträts.

Von Katrin Lankers und Tobias Aufmkolk

Frédéric Chopin

Sein Geburtsname sagt wohl den wenigsten etwas: Fryderyk Franciszek Szopen. In der Sprache seines Vaters hingegen, eines französischen Emigranten, hat er einen der bekanntesten Namen, die man bis heute mit Polen verbindet: Frédéric Chopin.

Wann genau Chopin in dem kleinen Ort Żelazowa Wola bei Warschau das Licht der Welt erblickte, ist nicht klar. Er selbst gab als seinen Geburtstag stets den 1. März 1810 an, auf seiner Geburts- und Taufurkunde ist aber der 22. Februar vermerkt. Unumstritten ist hingegen seine Stellung als Genius der Musik Polens und als einer der einflussreichsten Klavierkomponisten des 19. Jahrhunderts.

Im Alter von vier Jahren erlernte der kleine Frédéric das Klavierspiel. Als er sieben Jahre alt war, erschien mit großem Erfolg seine erste eigene Komposition, mit acht gab er sein erstes Konzert. Mit 19 ging Chopin auf Konzertreise nach Wien. Die zwei folgenden Jahre verbrachte er zwischen Wien, Warschau und Paris. Als 1831 die polnische Revolution scheiterte, kehrte er nicht mehr nach Polen zurück und ließ sich endgültig in Paris nieder.

Zeichnung: Chopin am Klavier, umgeben von Zuhörerinnen

Schon zu Lebzeiten war Chopin ein beliebter Komponist

Von Anfang an waren Chopins Kompositionen stark von der Volksmusik seines Heimatlandes geprägt. Damit trug der junge Musiker entscheidend dazu bei, dass diese Musik gesellschaftsfähig wurde. In den Augen der Polen machte ihn diese Musiksprache zum besten Botschafter ihres Landes, das zu Lebzeiten des Komponisten von der politischen Landkarte Europas verschwunden war.

Dabei war Chopin ein Meister aller Temperamente: Seine düsteren Nocturnes stehen beschwingten Walzern gegenüber. Die ersten Takte seiner berühmt gewordenen Revolutionsetüde wurden im Zweiten Weltkrieg zur Erkennungsmelodie polnischer Untergrundkämpfer. Wer die Etüde spielte, konnte dafür mit dem Tod bestraft werden.

Immer wieder drängten seine Freunde Chopin dazu, eine polnische Nationaloper zu schreiben. Doch dazu kam es nicht mehr: Jahrelang schon hatte eine Tuberkulose den Musiker gequält, am 17. Oktober 1849 starb er daran im Alter von nur 39 Jahren.

Henryk Sienkiewicz

Mit einem einzigen Buch wurde er weltbekannt: "Quo Vadis". Für diesen Roman über die Christenverfolgung unter dem römischen Kaiser Nero sei Henryk Sienkiewicz im Jahr 1905 als erster Pole mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet worden, heißt es oft. Die Begründung des Nobelpreiskomitees lautete freilich anders: Sie ehrte den Literaten vielmehr "für seine außerordentlichen Verdienste als epischer Schriftsteller".

Eine schwarzweiße Fotografie des Literaten Henryk Sienkiewicz.

Henryk Sienkiewicz (1846-1916)

Mit seinem historischen Epos über das alte Rom erlangte Sienkiewicz aber internationale Berühmtheit. Den Ruhm in seinem Heimatland begründeten seine Romane über die polnische Geschichte, in denen die Polen stets als Sieger dastehen. Dass der Verfasser dabei nicht immer genau mit den historischen Fakten umging, tat der Popularität seiner Werke keinen Abbruch.

Henryk Sienkiewiczs Kindheit war geprägt vom Patriotismus seines Vaters, der sich am Kampf für die polnische Unabhängigkeit beteiligt hatte. Aber auch die Traditionen des Landlebens beeinflussten den jungen Sienkiewicz, der am 5. Mai 1846 als Sohn armer adliger Grundbesitzer in der Provinz Podlachien auf die Welt kam.

Später siedelte die Familie nach Warschau um. Henryk Sienkiewicz studierte Literatur und Geschichte und verdiente sein Geld zunächst als Hauslehrer. Er arbeitete als Feuilletonist und Satiriker bei verschiedenen Zeitungen und ging dann als Korrespondent in die Vereinigten Staaten.

1878, gerade erst aus Amerika zurückgekehrt, begab sich Sienkiewicz auf eine vierjährige Reise durch Europa. Seine Auslandsaufenthalte inspirierten ihn zu Texten, in denen er immer wieder die polnische Identität thematisierte. Der Autor setzte seine Bekanntheit ein, um für die polnische Sache zu demonstrieren: In der Revolutionszeit um 1905 forderte er etwa in Artikeln und Aufrufen Autonomie für das polnische Königreich.

Als der Erste Weltkrieg ausbrach, ging Sienkiewicz ins Exil in die Schweiz. Dort starb er am 15. November 1916 – zwei Tage vor der Wiedererrichtung des polnischen Staates. 1924 wurde sein Leichnam in die Warschauer Johanneskathedrale umgebettet.

Roman Polański

Sein beruflicher Werdegang war eine Hollywood-reife Erfolgsstory. Sein Privatleben aber war gezeichnet von schweren Schicksalsschlägen und Skandalen. Roman Polański kam am 18. August 1933 als Raymond Thierry Liebling in Paris auf die Welt.

Sein Vater, ein polnischer Jude, kehrte 1937 aus Angst vor dem wachsenden Antisemitismus in Frankreich mit der Familie nach Polen zurück. Krakau hielt er für den sichersten Ort für Juden in Europa. Ein Trugschluss, der sich als fatal erwies – denn nur zwei Jahre später fielen die Deutschen in Polen ein und begannen auch dort, die Juden gnadenlos zu verfolgen und zu ermorden.

Eine Farbfotografie des Regisseurs Roman Polanski.

Roman Polanski (geboren 1933)

Roman wurde im Kuhstall eines Bauern versteckt und entkam so der Verfolgung durch die Nationalsozialisten. Doch seine Mutter starb im Vernichtungslager Auschwitz und sein Vater überlebte nur knapp das Konzentrationslager Mauthausen.

Unmittelbar nach Kriegsende ging der junge Mann gegen den Willen seines Vaters an die Filmhochschule Lodz. Zunächst finanzierte er sich eher schlecht mit kleinen Rollen, Ende der 1950er-Jahre ging es endlich mit seiner Karriere als Regisseur voran. 1963 zog Polański nach England, wo er mehrere Filme drehte. Der bekannteste wurde "Tanz der Vampire" (1967). In dem Grusel-Musical spielte er an der Seite von Sharon Tate, die ein Jahr später seine Ehefrau wurde.

"Tanz der Vampire", dt. Erstaufführung (am 01.12.1967)

WDR ZeitZeichen 01.12.2017 14:50 Min. Verfügbar bis 29.11.2027 WDR 5


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Doch ausgerechnet mit seinem bislang größten Erfolg nahm Polańskis Leben eine tragische Wendung: Kurz nach der Premiere von "Rosemaries Baby" im Jahr 1969 brach die radikale Sekte "Manson Family" in sein Haus ein und ermordete die hochschwangere Sharon Tate und ihre Gäste. Polański wurde von Schuldgefühlen geplagt, doch er setzte seine Arbeit fort, mit preisgekrönten Filmen wie "Chinatown".

 Sharon Tate 1968 mit Ehemann Roman Polanski

Roman Polanski und Sharon Tate

1977 wurde Polański wegen sexueller Belästigung einer Minderjährigen verurteilt. Polański floh nach Europa, um der Haftstrafe zu entkommen, und wurde französischer Staatsbürger. In die USA ist er seither nicht mehr zurückgekehrt; auch nicht, als er 2003 mit dem Oskar für "Der Pianist" ausgezeichnet wurde.

2009 dann die Überraschung: Als Polański zu einem Filmfestival nach Zürich reisen wollte, wurde er an der Schweizer Grenze festgenommen. Die US-Strafverfolgungsbehörden strebten ein neues Verfahren gegen den Regisseur an und wollten Polański von der Schweiz ausgeliefert bekommen. Schon im Vorfeld der Reise hatten sie die Schweiz um eine mögliche Auslieferung gebeten.

Doch nach knapp neun Monaten Hausarrest in seinem Ferienhaus in Gstaad wurde er wieder freigelassen. Die Schweiz lehnte nach ausgiebiger Prüfung aller Unterlagen den Auslieferungsantrag ab. Polański kehrte noch am gleichen Tag in seine Wahlheimat Frankreich zurück, wo er bis heute lebt.

(Erstveröffentlichung 2008. Letzte Aktualisierung 11.03.2021)

Quelle: WDR

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