Gemälde: Ein Segelschiff ist von indianischen Kanus umringt.

Kanada

Europäer in Kanada

Ab 1492 begannen die Europäer, Kanada zu erobern und das Land zu besetzen. Dabei spielten drei Männer eine besondere Rolle: Giovanni Caboto, Jacques Cartier und Samuel de Champlain.

Von Katrin Lankers

Giovanni Caboto – der Erste

1492 ging Christoph Kolumbus in Amerika an Land. Fünf Jahre danach startete ein anderer Italiener eine große Übersee-Expedition: Giovanni Caboto, später John Cabot genannt, machte sich 1497 auf den Weg, um weiter nördlich nach einem kürzeren Weg von Europa nach Asien zu suchen.

Caboto stammte vermutlich aus Genua, wo er um 1450 zur Welt kam. Längere Zeit lebte er in Venedig, musste aber 1490 völlig überschuldet fliehen. Zunächst in Sevilla und Lissabon, später in England, bemühte er sich um ein Schiff und eine Mannschaft.

Er stach am 2. Mai 1497 mit seinem Schiff "Matthew" und einer Besatzung von nur 18 Mann in See – im Auftrag einiger englischer Kaufleute und unter dem Schutz von König Heinrich VII.

Am 24. Juni traf er auf unbekanntes Land, das er für China hielt. Vermutlich handelte es sich um Neufundland, vielleicht aber auch um die Nordspitze Neuschottlands – in jedem Fall aber um einen Teil des heutigen Kanada. Er betrat es nur kurz, um im Namen Heinrichs VII. Besitz davon zu ergreifen.

30 Tage lang folgte er dem Küstenverlauf, ohne eine Menschenseele zu sehen. Im August war Caboto wieder in Bristol und verkündete stolz, Asien entdeckt zu haben.

Ein Jahr später brach er erneut auf. Dieses Mal bestand seine Expedition aus fünf Schiffen mit einer Besatzung von rund 300 Mann. Das Ziel der Reise war es, bis nach Japan vorzustoßen. Eines der Schiffe landete kurz darauf in einem irischen Hafen, nachdem es in Seenot geraten war. Von den anderen Schiffen und auch von Caboto hörte man nie wieder etwas.

Was blieb, war die Nachricht von riesigen Fischbeständen an der Neufundland-Bank, die schon bald darauf Fischer aus Frankreich, England, Portugal und Spanien zum neuen Kontinent lockte. Der Tauschhandel kam auf – und insbesondere die Pelze entwickelten sich in Europa bald zum begehrten Gut.

Jacques Cartier – der Namensgeber

1524 stiegen die Franzosen in den Wettlauf um die Reichtümer des Fernen Ostens ein. Erstmals wurden genaue offizielle Karten und Schriften veröffentlicht. Giovanni de Verrazano – ein Italiener in französischen Diensten – erforschte die Küste von Florida bis nach Labrador und schrieb auf seine Karte die Worte "Nova Gallia" – Neufrankreich.

1534 erhielt der Kapitän Jacques Cartier vom französischen König Franz I. den Auftrag, "nach den Ländern der Neuen Welt zu segeln, um jene Inseln und Länder zu entdecken, auf denen es große Mengen von Gold und anderen Reichtümern gibt". Von seiner Geburtsstadt St. Malo aus verließ Cartier am 20. April 1534 seine Heimat mit zwei Schiffen und 61 Mann.

Nur 20 Tage dauerte die Überfahrt, dann landete er an Neufundlands Küste. Steinig und wertlos fand er dieses Land und setzte Segel südwärts. Vorbei am heutigen Prince Edward Island und Neubraunschweig gelangte er in die Mündung des St. Lorenz-Stromes, wo er an Land ging.

Mit den Micmac-Indianern trieb er sofort regen Handel: Messer und Gegenstände aus Eisen, ja sogar ein roter Hut, gegen die begehrten Felle.

Cartier hielt fest: "Sie zeigten eine große und wunderbare Freude, jene Gegenstände zu haben und zu erhalten. […] Und sie gaben uns alles, was sie hatten, derart, dass sie schließlich ganz nackt zurückkehrten."

Jacques Cartier vor einem hohen Holzkreuz zu Ehren des französischen Königs. Vor ihm stehen und knien einige Ureinwohner

Cartier brachte das Fell nach Europa

Den Stammeshäuptling Donnacona konnte Cartier überreden, zwei seiner Söhne mit ihm nach Frankreich zu schicken – dort lernten sie seine Sprache und dienten ihm später in ihrer Heimat als Führer.

Ein Jahr später war Cartier zurück und segelte den breiten Strom hinauf, den er St. Lorenz taufte. Erstmals tauchte auch der Name "Kanada" auf – die beiden Häuptlingssöhne sprachen immer wieder davon, so dass Cartier annehmen musste, es handele sich um das Land, aus dem sie kamen.

Tatsächlich bezeichnete der Ausdruck in der Sprache ihres Stammes einfach ein Dorf. Als Cartier endlich Hochelaga (das heutige Montreal) erreichte und den Mont Réal bestieg, fand sein Traum, über den St. Lorenz-Strom nach China zu gelangen, ein jähes Ende. Die Stromschnellen unter ihm versperrten jeden weiteren Weg nach Westen.

Cartier kam 1541 noch ein drittes Mal nach Kanada – mit mehr 1500 Männern und Frauen, um dort zu siedeln. Doch der harte Winter, Krankheiten und die Bedrohung durch die Indianer trieben die Überlebenden schon nach einem Jahr zurück nach Frankreich.

Samuel de Champlain – der Gründer

Als Sohn eines Schiffskapitäns wurde Samuel de Champlain 1567 im französischen Brouage geboren, am Golf von Biskaya. Im Dienste des spanischen Königs nahm er an zahlreichen Expeditionen teil und besuchte fast alle wichtigen Häfen Amerikas.

1601 kehrte er nach Frankreich zurück. 1603 wurde er zum Geografen der Amerika-Expedition ernannt. Das Hauptinteresse der Franzosen galt in Kanada mittlerweile dem Pelzhandel.

Als Pelzhändler im Jahr 1603 mit einem Handelsmonopol des Königs Heinrich IV. ausgestattet den Atlantik überquerten, leitete Champlain die Expedition. In der Fundy-Bucht gründete er die Siedlung Port Royal, das spätere Annapolis.

Doch der erwünschte Erfolg blieb aus, denn Champlain entdeckte keinen Fluss, der den Weg tief ins Landesinnere öffnete, wie es für einen erfolgreichen Pelzhandel nötig gewesen wäre. Champlain kehrte deshalb nach Frankreich zurück und warb für eine weitere Siedlung am St. Lorenz-Strom.

Ein Mann mittleren Alters mit einem Kinnbart

Samuel de Champlain führte Pelzhändler ins Land

1608 konnte er dann seine Vorstellung umsetzen. Er errichtete einen Handels- und Zollposten sowie Quartiere an der engsten Stelle des St. Lorenz, an der das Steilufer ins Wasser vortritt. Québec war gegründet. Nach einem langen, harten Winter lebten von den 29 Bewohnern nur noch neun.

Champlain ließ sich davon nicht beirren. Er wartete auf Verstärkung, verbündete sich mit dem Indianervolk der Huronen und fuhr den St. Lorenz hinauf, bis er schließlich den See erreichte, dem er seinen Namen gab: den Lake Champlain.

Die Siedler kamen zögerlich, aber sie kamen – und bis 1627 hatten 65 Menschen Französisch-Kanada zur neuen Heimat erwählt. Champlain wurde zum Gouverneur von Neufrankreich ernannt.

Dann wirkte sich der Krieg zwischen Frankreich und England bis nach Québec aus. Die Kirke Brothers, schottische Freibeuter, plünderten das St. Lorenz-Tal und brannten die Siedlung 1629 ab. Champlain geriet in englische Gefangenschaft.

Im Vertrag von St. Germain-en-Laye erhielt Frankreich 1632 die kanadische Kolonie zurück – und Champlain kehrte dorthin zurück, wo er drei Jahre später starb.

(Erstveröffentlichung 2007. Letzte Aktualisierung 19.06.2019)

Quelle: WDR

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