Zu sehen ist eine Gruppe von Seelöwen, dicht beieinander.

Nationalparks in den USA

Lebensraum für bedrohte Arten

Mehr als 200 bedrohte oder gefährdete Tierarten leben in den US-Nationalparks und anderen Schutzgebieten, die der U.S. National Park Service betreut. Die Tiere werden in den Parks nicht nur gezählt und registriert, es gibt auch aktive Schutzmaßnahmen. Sie reichen von Information und Aufklärung der Besucher - beispielsweise über Tiere, die manche Menschen als Bedrohung empfinden – bis hin zu Nachzucht- und Auswilderungsprogrammen.

Von Christina Lüdeke

Kalifornischer Kondor

Der Kalifornische Kondor ist eine Geierart. Er ernährt sich fast ausschließlich von Aas. Vor Beginn der letzten Eiszeit war er über den ganzen nordamerikanischen Kontinent verbreitet, inzwischen zählt er zu den seltensten Vögeln der Welt. Als die ersten Europäer in Amerika eintrafen, lebte der Kondor entlang der gesamten Pazifikküste.

Mit der Besiedelung dieser Gebiete wurde er zum beliebten Ziel von Jägern. Auch seine Eier waren begehrt. Andere Tiere fraßen vergiftete Köder, die häufig für Kojoten ausgelegt wurden, und starben daran. Ende der 1930er Jahre wurde der Kondor nur noch in Kalifornien gesichtet.

Im Jahr 1982 zählten Naturforscher noch ganze 22 Vögel in freier Wildbahn. Daraufhin versuchte man, die Vögel in Zoos nachzuzüchten. Die frei lebenden Tiere starben jedoch weiter – 1985 lebten nur noch neun. Daraufhin wurden alle diese Vögel gefangen, um die langwierige Nachzucht weiter voranzutreiben.

Ein Kondor legt üblicherweise nur alle ein bis zwei Jahre ein Ei, und das auch erst ab dem sechsten Lebensjahr. 1992 begann dann die Auswilderung. Bis 2017 war es gelungen, den Bestand der Vögel wieder auf 450 Tiere zu erhöhen, davon 270 in Freiheit. Sie leben vorwiegend in Kalifornien, Arizona und Utah. Unter anderem kann man einige der Vögel im Grand Canyon National Park beobachten.

Das Foto zeigt einen schwarzen Vogel mit rötlichem, federlosem Kopf

Der Kalifornische Kondor ist ein Aasfresser

Schwarzfußiltis

Schwarzfußiltisse lebten früher in der nordamerikanischen Prärie von Kanada bis Texas. Es sind kurzbeinige Tiere mit einem schlanken Körper, die sich vorwiegend von Präriehunden ernähren. Sie nutzen auch oft die Höhlen von Präriehunden als Unterkunft und zur Nahrungssuche.

Als nun die Präriehunde seit Beginn des 20. Jahrhunderts als Landwirtschaftsschädlinge betrachtet und mit Giftfallen bekämpft wurden, ging die Population an Schwarzfußiltissen ebenfalls rasant zurück.

Bereits in den 1970er Jahren galten die Tiere als ausgestorben. Dann wurde jedoch eine bis dahin unbekannte Kolonie in Wyoming entdeckt und wissenschaftlich untersucht. 1987 fiel diese Kolonie einer Seuche zum Opfer.

Wissenschaftler fingen alle verbliebenen Tiere ein, um sie für spätere Nachzucht zu verwenden. Zu diesem Zeitpunkt waren nur noch 18 Tiere am Leben. Ab 1991 wurden wieder Schwarzfußiltisse ausgewildert. Unter anderem gibt es entsprechende Programme im Badlands National Park und im Wind Cave National Park.

Zu sehen ist ein langes, sehr schlankes Pelztier mit kurzen Beinen.

Der Schwarzfußiltis lebt in Höhlen von Präriehunden

Wolf

Wölfe – in den USA als "Gray Wolves" bezeichnet – lebten früher in ganz Nordamerika. Heute bevölkern sie nur noch ein Prozent ihres früheren Lebensraums.

In 48 amerikanischen Bundesstaaten wurde der Wolf im Jahr 2009 als gefährdete oder bedrohte Art geführt. Vor allem fehlt es den Wölfen an Jagdrevieren.

Die Nationalparks bieten hier für die Tiere ein Refugium, so beispielsweise der North Cascades National Park mit seiner rauen Landschaft in Washington und British Columbia, der Voyageurs National Park in Minnesota oder der Denali National Park in Alaska.

Im Yellowstone National Park wurden sogar Wölfe aus Kanada wieder angesiedelt. Bei seiner Gründung im Jahr 1872 hatte es Wölfe im Park gegeben. Bis in die 1920er Jahre hinein wurden die Wölfe aber auch auf dem Parkgelände noch gejagt.

Für die Wiederansiedlung mussten große gesellschaftliche Widerstände überwunden werden. Denn die wild lebenden Wölfe halten sich nicht an die Grenzen des Parks. Es musste damit gerechnet werden, dass sie ihren Lebensraum auch auf die Umgebung ausdehnen würden.

Das Foto zeigt einen hellgrauen Wolf, der über bunt gefärbtes Herbstlaub läuft.

In Alaskas Weiten jagen Wölfe meist ungestört

Atlantik-Bastardschildkröte

Die Atlantik-Bastardschildkröte lebt vorwiegend im Golf von Mexiko. Sie gilt als noch stärker bedroht als alle anderen Arten von Meeresschildkröten. In den USA wird sie nach ihrem Entdecker Richard Kemp "Kemp's ridley" genannt. Sie wird zwischen 58 und 70 Zentimetern lang und hat einen beinahe kreisförmigen Panzer an der Oberseite.

Alle zwei Jahre schwimmt das Weibchen an Land, um im Sand seine Eier zu legen. Es verteilt diese auf zwei bis drei Nester. Pro Nest legt die Schildkröte rund 100 Eier. Im Schnitt wird nur eines der geschlüpften Jungen lange genug leben, um selbst mit zehn bis 15 Jahren geschlechtsreif zu werden.

Lange Zeit legten die Schildkröten nur noch auf der mexikanischen Seite des Golfs ihre Eier ab, denn die Weibchen suchen immer wieder den Strand auf, von dem aus sie selbst ins Meer gestartet sind.

Daher waren die Pläne für eine Wiederansiedlung der Schildkröten auf dem Gebiet des Padre Island National Seashore in Texas recht aufwendig.

Die Eier aus Mexiko wurden zunächst ausgebrütet und die Jungen dann kurzzeitig am Padre Island National Seashore ins Meer gelassen.

Danach wurden die Jungtiere jedoch in Gefangenschaft weiter aufgezogen, bis sie ein Jahr alt waren. Sie sollten eine Größe erreichen, in der sie für die meisten Beutegreifer keinen ganz leichten Fang mehr abgeben würden.

Das Wiederansiedlungsprogramm der Schildkröten begann 1978. Nachdem die ersten der damals geschlüpften Schildkröten erwachsen waren, wurden Mitte der 1990er Jahre die ersten Nester an texanischen Stränden gefunden.

Die Anzahl der Nester steigt von Jahr zu Jahr. Wurden 1996 noch sechs Nester gefunden, waren es zwölf Jahre später bereits 195.

Noch immer werden jedoch die meisten der Eier aus dem Sand entnommen und künstlich ausgebrütet. Zwischen April und August gibt es Schildkröten-Patrouillen an den Stränden, um die Nester zu finden.

Das ist nicht immer leicht, selbst wenn eine Schildkröte am Strand gesehen wurde. Das Weibchen bedeckt das Nest geschickt mit Sand, sodass es kaum zu sehen ist; außerdem legen die Schildkröten ihre Eier vorzugsweise an windigen Tagen. Teilweise setzen die Patrouillen daher einen Schildkrötennest-Suchhund ein.

Das Bild zeigt eine Meeresschildkröte mit rundem oberem Panzer.

Die Atlantik-Bastardschildkröte geht nur zum Eierlegen an Land

Wandermuschel

Keinesfalls zu den gefährdeten Arten zählt dagegen die Wandermuschel, wegen ihrer streifenförmigen Färbung auch Zebramuschel genannt. Im Gegenteil – man kann sie regelrecht als Aggressor betrachten.

Ursprünglich stammen die Wandermuscheln aus der Region um das Kaspische Meer, aus dem nördlichen Iran, Aserbaidschan, dem südlichen Russland, Kasachstan und Turkmenistan. Es sind Süßwassermuscheln.

Ihre Besonderheit ist, dass ihre Larven sich im Alter von etwa drei Wochen frei schwimmend auf Wanderschaft begeben, auf der Suche nach einem Platz, an dem sie sich niederlassen können.

Flussaufwärts können sie sich jedoch nicht selbstständig bewegen – es sei denn, sie reisen gewissermaßen als blinde Passagiere am Rumpf von Schiffen.

Haben sich die Muscheln einmal irgendwo ausgebreitet, sind sie äußerst widerstandsfähig.

Sie nehmen anderen Muschelarten die Nahrung – so zum Beispiel der Winged Mapleleaf Mussel und der Higgins’ Eye Pearlymussel, die im St. Croix River heimisch sind. Beide Arten sind sehr selten, die Winged Mapleleaf Mussel wird sogar nur noch in diesem Fluss gefunden.

Bereits 1995 wurden im Unterlauf des Flusses allerdings erste Exemplare der aggressiven Wandermuscheln entdeckt. Bis 2000 hatten sie sich bereits weit verbreitet.

Durch intensive Aufklärungsarbeit, vor allem unter Bootsbesitzern, und teilweise auch durch Durchfahrtbeschränkungen für Wasserfahrzeuge versucht der National Park Service seither eine weitere Ausbreitung der Wandermuscheln zu verhindern.

Das Foto zeigt mehrere Muscheln mit Zebra-ähnlichem Muster.

Wandermuscheln haben typischerweise ein Streifenmuster

(Erstveröffentlichung 2009. Letzte Aktualisierung 25.06.2019)

Quelle: WDR

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