Eineinhalbgeschossiges Doppelhaus mit zwei Eingängen in der Mitte. Die linke Seite des Hauses ist renoviert. Die Fassade ist frisch gestrichen. An der Tür hängt ein Blumenkranz. Die rechte Seite ist nicht renoviert. Der dunkle Putz blättert ab.

Arbeitersiedlungen

Arbeitersiedlungen heute

Während viele Kolonien in den vergangenen Jahrzehnten dem Abrissbagger zum Opfer fielen, wurden andere aufwändig saniert. Einige haben dabei ihr unverwechselbares Gesicht behalten. Neben den Siedlungen selbst laden einige Museen zur Reise in die industrielle Vergangenheit ein.

Von Christoph Teves

Bergarbeiter-Wohnmuseum

Wie lebten die Kumpel und ihre Familien früher? Diese Frage beantwortet ein Haus in der "Alten Kolonie" der Zeche Achenbach in Lünen-Brambauer. Die Siedlungsbewohner haben zwei Wohnungen stilecht mit Möbeln und Einrichtungsgegenständen der 1930er-Jahre eingerichtet, inklusive Plumpsklo.

Im Laufe der Zeit haben Museumsbesucher den Bestand ergänzt. Jetzt gibt es alles, was den Bergmannshaushalt einst ausmachte: von Original-Unterwäsche über Waschzuber bis hin zum berüchtigten Muckefuck, dem damaligen Ersatzkaffee. Auf Wunsch und nach vorheriger telefonischer Anmeldung kann man in der Wohnung auch speisen. Und Brautpaare können sich hier seit 2003 das Ja-Wort geben.

Museum Eisenheim

Die ganze Siedlung Eisenheim in Oberhausen ist eine Art Freilichtmuseum: An den Häusern hängen Tafeln mit Geschichten und Anekdoten aus der Geschichte Eisenheims. Die "Poetischen Orte" des "Eisenheim-Professors" Roland Günter laden zum Nachdenken ein. Jahr für Jahr pilgern Tausende Touristen nach Eisenheim.

In einem ehemaligen Waschhaus hat das Rheinische Industriemuseum eine Außenstelle eingerichtet. Das Museum zeigt alte Einrichtungsgegenstände und dokumentiert die Baugeschichte Eisenheims, das Leben in der Siedlung und den Kampf gegen den Abriss.

Auf einem Weg in der Oberhausener Siedlung Eisenheim sitzt ein Junge auf einem Kettcar.

Zwischen den Häusern in Eisenheim ist viel Platz zum Spielen

Musterwohnung Margarethenhöhe

Die Margarethenhöhe in Essen zählt zu den bekanntesten, aber auch zu den ungewöhnlichsten Siedlungen des Ruhrgebiets. Sie fällt nicht unter den Werkswohnungsbau, sondern wurde von der privaten Margarethe-Krupp-Stiftung ins Leben gerufen. Darum stand sie nicht nur den Arbeitern der Krupp-Werke, sondern allen Menschen offen.

Entworfen wurde sie vom hessischen Architekten Georg Metzendorf. Die Bauweise offenbart romantische, süddeutsche Einflüsse. Dächer, Fassaden und Wände sind abwechslungsreich gestaltet. Die Häuser sind wie in einer dörflichen Siedlung angeordnet.

Für damalige Verhältnisse waren die Wohnungen der Margarethenhöhe äußerst komfortabel ausgestattet. So gab es zum Beispiel Kachelofenheizungen, Badeeinrichtungen und Wasserklosetts. Einen Eindruck der damaligen Wohnverhältnisse gibt eine Musterwohnung, die das Ruhrlandmuseum eingerichtet hat und die man nach telefonischer Anmeldung besichtigen kann.

Fassade in der Essener Siedlung Margarethenhöhe. Rankpflanzen und Blumen in Kübeln verzieren das weiße Haus.

Margarethenhöhe ist auch heute noch ein beliebter Wohnort

Route der Industriekultur

Der Regionalverband Ruhr hat die wichtigsten Stätten der industriellen Vergangenheit zu 28 Themenrouten zusammengestellt. Eine dieser Routen widmet sich den Arbeitersiedlungen im Ruhrgebiet.

Die Reise in die industrielle Vergangenheit geht quer durchs Revier und stellt 50 sehenswerte Kolonien vor, unter anderem in Duisburg, Gelsenkirchen, Dortmund, Moers, Herne und Bochum. Egal, ob man die Route per Auto, Rad oder Bus und Bahn bereist – der Regionalverband Ruhr hält genügend Informationen bereit, damit man alle Sehenswürdigkeiten ohne Probleme finden kann.

(Erstveröffentlichung: 2004. Letzte Aktualisierung: 04.06.2019)

Quelle: WDR

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