Schloss Nordkirchen nachts beleuchtet

Münsterland

Schloss Nordkirchen

Schloss Nordkirchen ist das größte und imposanteste Wasserschloss im Münsterland. Mit seiner symmetrischen Bauweise unterscheidet es sich von den übrigen Wasserburgen des Münsterlandes. Auch der große Schlosspark macht die Anlage zu einem Besuchermagnet.

Von Helmut Brasse

Eine lange Entstehung

Schloss Nordkirchen befindet sich im gleichnamigen Ort am südlichen Rand des Münsterlandes. Die Dimension der Anlage lässt heute vermuten, dass dies ein Schauplatz für wichtige politische Ereignisse war.

Doch das ist nicht der Fall. Als 1697 mit der Planung des Schlosses begonnen wurde, ging es darum, eine möglichst repräsentative Wohnanlage für den Hofstaat des damaligen Fürstbischofs von Münster zu erstellen.

Die Bauarbeiten begannen 1703 und dauerten mehr als 30 Jahre. Vor allem zwei Architekten prägten den Stil der Anlage: Gottfried Laurenz Pictorius begann den Entwurf und die Bauleitung, nach seinem Tod vollendete Johann Conrad Schlaun die Arbeiten.

Schlaun prägte mehrere bedeutende Bauwerke im Münsterland, darunter das Münsteraner Stadtschloss oder auch Teile des Nottulner Ortskerns.

Johann Conrad Schlaun, Architekt (Geburtstag 05.06,1695)

WDR ZeitZeichen 05.06.2020 14:37 Min. Verfügbar bis 06.06.2090 WDR 5


Download

Der Auftraggeber und eigentliche "Vater des Schlosses", der Fürstbischof von Münster, Friedrich Christian von Plettenberg-Lenhausen, erlebte die Vollendung seiner Idee jedoch nicht. Er starb bereits 1706.

Luftaufnahme von Schloss Nordkirchen

Schloss Nordkirchen ist das größte Wasserschloss im Münsterland

Ein Stück Frankreich

Schloss Nordkirchen wird bis heute immer wieder als "Westfälisches Versailles" bezeichnet. Der symmetrische Aufbau des Gebäudes mit Innenhof auf der Südseite und Garten auf der Nordseite zeigt, dass es Parallelen gibt, die durchaus gewollt sind. Doch die für das Münsterland typische Ziegelsteinbauweise verleiht dem Schloss seinen eigenen Charakter.

Ein weiterer großer Unterschied zum französischen Vorbild ist der doppelte Wassergraben, der das Schloss umfasst. Die beiden Gräben sind durch einen begehbaren Wall getrennt.

An der Nordseite des Schlosses wird aus dem äußeren Graben ein großer Teich. Der Wall mündet an dieser Stelle in die sogenannte "Venusinsel": ein symmetrisch angelegter Garten von der Größe eines Sportplatzes, zu dessen Planung einst französische Gartenarchitekten herangezogen wurden.

Ein Blick in den Innenhof von Schloss Nordkirchen

Innenhof von Schloss Nordkirchen

Ein gut erhaltenes Schloss

Schloss Nordkirchen ist in seiner über 300-jährigen Geschichte von Zerstörungen durch Brände oder Krieg verschont geblieben. Allerdings setzte natürlicher Verfall der Anlage vor allem im 19. Jahrhundert sehr zu.

Es fanden sich aber immer wieder Käufer, die Geld in die Erhaltung investierten. Mal war es ein Herzog, später übernahm das Land Nordrhein-Westfalen das imposante Wasserschloss.

Heute stellt Schloss Nordkirchen ein bedeutendes Relikt des späten Barockzeitalters dar. Das gilt auch für die Innenräume des Schlosses, die weitgehend originalgetreu erhalten sind oder restauriert wurden. Verschiedene Räume wie der Jupitersaal oder der Casinosaal beeindrucken durch Stuckarbeiten, Gemälde, Büsten und Kristallleuchter.

Ein besonderes Highlight ist die Schlosskapelle Mariä Himmelfahrt, in der bis heute noch Trauungen stattfinden. Und auch der Park um das Schloss enthält zahlreiche Skulpturen nach antiken Vorbildern.

Skulptur im Schlosspark von Nordkirchen

Skulpturen bevölkern den Park von Schloss Nordkirchen

Vorgänger der Anlage

Schloss Nordkirchen war nicht das erste Schloss in dem Ort. Auf dem Gelände der Anlage wurde bereits um 1400 die erste Burg Nordkirchen errichtet, damals von der Ritterfamilie von Lüdinghausen.

Ursprünglich sollte diese Anlage nach dem Kauf durch den Bauherrn von Schloss Nordkirchen nur erweitert werden. Dann aber entschied er sich für einen Komplettabriss und einen völligen Neubau.

Jene Burg Nordkirchen war aber auch nicht die erste Anlage dieser Art in Nordkirchen. Etwa einen Kilometer östlich vom heutigen Schloss findet man in einem kleinen Wald noch die Überreste einer frühen mittelalterlichen Ritterburg.

Sie soll im 10. bis 12. Jahrhundert entstanden sein. Auf einem kleinen Hügel stand eine Art Wehr- und Wohnturm, der von einem Wassergraben umschlossen war.

Nordkirchen heute

Schloss Nordkirchen dient seit den 1950er-Jahren als Herberge der Fachhochschule für Finanzen des Landes Nordrhein-Westfalen. Hier werden Diplom-Finanzwirte ausgebildet, die dann überwiegend in den Finanzämtern des Landes zum Einsatz kommen.

Trotz des Schulbetriebes ist das Schloss ganzjährig für Besucher geöffnet, wobei Führungen nur zu festgelegten Zeiten an Wochenenden oder auf Anfrage stattfinden.

Besonders beliebt ist das Schloss seit Jahren auch bei Brautpaaren, die sich in der Schlosskapelle das Ja-Wort geben. Vor allem an Wochenenden kann man zahlreiche Hochzeitsgesellschaften aus Nah und Fern beobachten.

(Erstveröffentlichung 2008. Letzte Aktualisierung 26.08.2020)

Quelle: WDR

Darstellung: