Drei Inuit ziehen eine erlegte Robbe an Land.

Inuit

Vitaminzufuhr bei den Inuit

Das Überleben in der Arktis ist hart, eine ausgewogene Ernährung schwierig. Da die Inuit Fleisch und Fisch meist roh verzehren, bleiben Nährstoffe und Vitamine weitgehend erhalten. Zudem enthält die fettige Unterhaut von Walen mehr Vitamin C als Zitrusfrüchte.

Von Vladimir Rydl

Die indigenen Völker Nordamerikas nannten die Inuit "Eskimo", das bedeutet "Rohfleischesser". Tatsächlich aßen die Inuit traditionell ihr Robbenfleisch und viele Fische möglichst frisch, oftmals sogar noch blutig. Dadurch blieben die Nährstoffe und damit auch die Vitamine weitgehend erhalten.

Hinzu kommt, dass manche Teile der Beutetiere wahre Vitaminbomben sind. Die fettige Unterhaut von Walen etwa, Maktaaq genannt, enthält mehr Vitamin C als Zitrusfrüchte und verhinderte somit zuverlässig Skorbut. Dazu wurden zwar mancherorts im Herbst noch ein paar Beeren gesammelt, aber in vielen nördlichen Regionen ging es auch ohne.

Trotz dieser extremen und fettreichen Ernährung kannten die Inuit keine Herz-Kreislauf-Krankheiten und auch keinen Karies. Diese Begleiterscheinungen unserer zivilisierten Lebensweise tauchten bei den Inuit erst mit der Einführung von Supermärkten auf.

Die niedrige Lebenserwartung der Inuit lag jedenfalls nicht an der Ernährung, sondern an der äußerst gefährlichen und anstrengenden Lebensweise.

Die traditionelle Nahrung der Inuit widersprach der lange Zeit gängigen Lehre von gesunder Ernährung. Auf ihre über Jahrtausende erfolgreiche Lebensweise stützen sich daher viele Verfechter alternativer Konzepte. Es entstand eine ganze Reihe von Ernährungslehren, in denen Kohlenhydrate nur noch in Form von hochwertigem Gemüse und Obst erlaubt sind.

Die Spanne reicht hier in vielen Abstufungen von der Atkins- über die Neandertaler- oder Steinzeit-Diät bis hin zu abgeschwächten Formen, in denen es nur noch um den glykämischen Index der Nahrungsmittel geht, die Wirkung auf den Insulinstoffwechsel.

Solche Zusammenhänge waren für die Inuit im täglichen Kampf ums Überleben eher unwichtig. Sie lernten durch ihre Erfahrung, wie sie aus der verfügbaren Nahrung die notwendigen Nährstoffe erhalten konnten.

(Erstveröffentlichung 2006. Letzte Aktualisierung 06.08.2018)

Quelle: WDR

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