Frische Kräuter der Provence

Provence

Kräuter der Provence

In vielen deutschen Küchen gehört die Mischung "Kräuter der Provence" zu den Stammgewürzen. Dass es die Mixtur in dieser Form ursprünglich gar nicht gab, wissen nur die wenigsten.

Von Sophie Eva Schuster

In der Provence unbekannt

So komisch es auch klingt: In der Provence kocht niemand mit "Kräutern der Provence". Das heißt natürlich nicht, dass die einzelnen Kräuter kein fester Bestandteil der provenzalischen Küche wären. Frischer Rosmarin, Oregano und Co werden zuhauf verwendet und geben den Gerichten ihren typischen Geschmack.

Gemischt werden die Kräuter jedoch selten: Für jedes Rezept wird ein bestimmtes Gewürz gezielt eingesetzt, am besten frisch und keinesfalls sparsam.

2003 verklagten die provenzalischen Kräuterhändler Importeure aus Marokko und Ägypten, die ihre eingeführten Produkte als "Herbes de Provence" anpriesen. Am Ende des Rechtsstreits stand eine gesetzliche Richtlinie für die Zusammensetzung der Kräutermischung, die fortan aus 26 Prozent Oregano, 26 Prozent Rosmarin, 26 Prozent Bohnenkraut, 19 Prozent Thymian und 3 Prozent Basilikum bestehen soll. Daran müssen sich die Hersteller orientieren.

Um der eigenen Mischung eine besondere Note zu verleihen, sind Abweichungen allerdings erlaubt. Rechtlich geschützt ist der Name "Kräuter der Provence" nicht. Jedes der Kräuter hat eine eigene Geschichte, die über die Küche hinaus reicht.

Ein Sack voller Kräuter, darin ein Schild mit der Aufschrift "Herbes de Provence traditionelle" und eine kleine Schaufel

Heute gibt es eine gesetzliche Vorgabe für die Zusammensetzung

Bohnenkraut

Schon die Römer schätzten das Bohnenkraut so sehr, dass sie es nicht nur in Italien, sondern auch in ihren Provinzen anbauten. So gelangte die Gewürzpflanze in die Provence, wo sie die Herrschaft der Römer bei weitem überdauert hat.

Seinen Namen bekam das Bohnenkraut aufgrund seiner ursprünglichen Verwendung: Man verfeinerte damit Bohnengerichte. In manchen Sprachen wird es wegen seines scharfen Geschmacks als "Pfefferkraut" bezeichnet. Bohnenkraut soll die sexuelle Lust steigern und ist – kurioserweise – ebenfalls für seine mildernde Wirkung bei Magen-Darm-Erkrankungen bekannt.

Blühendes Bohnenkraut

Bohnenkraut

Oregano

Der Oregano ist, wie das Bohnenkraut, ein Mitbringsel der Römer aus Italien. Sein Name hingegen ist griechisch und bedeutet übersetzt "Schmuck der Berge". Oregano macht den Charakter der italienischen Küche aus, er ist wichtiger Geschmacksgeber der Tomatensoße für Pizza und Pasta. Frischer Oregano schmeckt intensiv und etwas bitter.

Auch in der Naturheilkunde hat er seinen festen Platz: Innerlich oder äußerlich angewendet desinfiziert Oregano auf natürliche Weise. Früher wurde ihm sogar eine Schutzfunktion gegen die Pest zugeschrieben.

Oreganozweig

Oregano

Rosmarin

Sagenumwoben ist die Geschichte des Rosmarins. Während in Deutschland angeblich der Klapperstorch für den Nachwuchs zuständig ist, holt man in Belgien der Sage nach die Babys aus einem Rosmarinstrauch. Im Mittelalter diente die Gewürzpflanze dazu, bei Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen böse Geister fernzuhalten.

Aus Rosmarinextrakt soll das erste Parfüm hergestellt worden sein. Tatsächlich ist das Öl der Pflanze heute noch ein Hauptbestandteil des Kölnisch Wassers. Daneben findet Rosmarin selbstverständlich auch in der Küche Gebrauch: Nach mediterraner Art werden vornehmlich Geflügel, Lamm oder Gemüse damit gewürzt.

Ein Rosmarinzweig

Rosmarin

Thymian

"Der nächste Schnupfen kommt bestimmt, doch nicht zu dem, der Thymian nimmt", besagt eine alte Volksweisheit. Thymian ist auch heute noch als Bestandteil von Husten- und Erkältungstees bekannt. Mönche brachten das Gewürz einst nach Europa.

Schon Jahrhunderte vorher opferten die Griechen es ihren Göttern, während sich die Ägypter die antiseptische Wirkung beim Einbalsamieren von Toten zunutze machten. Heute erfreut sich der aromatische Geschmack des Thymians in der europäischen Küche großer Beliebtheit.

Thymian

Thymian

Basilikum

Wie auch Oregano ist Basilikum ein Klassiker der italienischen Küche. Seine frischen Blätter verfeinern vor allem Tomatengerichte, Suppen und Salate. Das Gewürz stammt ursprünglich aus Asien und trägt einen griechischen Namen: "basileus" bedeutet "König". In Indien wurde es als heilig verehrt und diente als Heilmittel gegen fast jede Erkrankung.

Eine Basilikumpflanze in einem Blumentopf.

Basilikum

(Erstveröffentlichung 2009. Letzte Aktualisierung 24.08.2020)

Quelle: WDR

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