Agatha Christie beim Korrekturlesen

Krimis

Agatha Christie

Agatha Christie ist die wohl erfolgreichste Autorin aller Zeiten. Besonders zwei Figuren in ihren Krimis machten die Britin unsterblich: die schrullige Hobby-Ermittlerin Miss Marple und der clevere belgische Detektiv Hercule Poirot.

Von Helmut Brasse

Ein Leben voller Reiselust

Am 15. September 1890 wurde die spätere Starautorin als Agatha Miller in Torquay an der britischen Südküste geboren. Sie war das dritte Kind einer Engländerin und eines reichen Amerikaners. Die Millers lebten sehr vornehm mit eigenem Dienstpersonal.

In der damaligen Zeit war bestand für Mädchen keine Schulpflicht. Und auch die junge Agatha erhielt ihre Ausbildung daheim von den Eltern. Schon mit fünf Jahren fing sie an zu lesen und zeigte ebenso großes Interesse an Rechenaufgaben. Der Vater starb, als sie elf Jahre alt war. Damit endete auch das luxuriöse Leben der Millers.

Mit 17 ging Agatha für ein Klavier- und Gesangsstudium nach Paris, das sie aber bald wieder abbrach. Zurück in England fand sie die erste große Liebe ihres Lebens, den Leutnant Archibald Christie. 1914 heirateten sie.

Nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges musste ihr Mann an die Front. Sie selbst wurde Apothekenhelferin im Kriegslazarett von Torquay. 1919 kam ihre Tochter Rosalind zur Welt. Zwei Jahre später erschien ihr erster Kriminalroman.

Schwarz-weiß Foto:Agatha Christie mit ihrer Tochter Rosalind

Agatha Christie mit ihrer Tochter Rosalind um 1925

Oft begleitete Agatha Christie ihren Mann auf seinen langen Reisen in die britischen Kolonien. Dennoch ging ihre Ehe 1926 in die Brüche, weil ihr Mann eine Affäre mit einer anderen Frau hatte.

Inspiriert von den Ausflügen während ihrer Ehe ging Agatha Christie schon wenig später allein auf große Reisen. Unter anderem fuhr sie mit dem Orient-Express bis an seine Endstation im irakischen Ur. Bei einer ihrer Reisen traf sie ihren zweiten Ehemann, den 14 Jahre jüngeren Archäologen Max Mallowan. Mit ihm blieb sie bis an ihr Lebensende zusammen.

Durch ihre Buchverkäufe finanzierte sie einige seiner Expeditionen, an denen sie oft auch selbst teilnahm. Wie viele andere erfolgreiche britische Künstler vor und nach ihr wurde Agatha Christie 1971 von der Queen in den Adelsstand erhoben. Sie starb am 12. Januar 1976 im Alter von 85 Jahren.

Agatha Christie mit ihrem Ehemann Max Mallowan

Agatha begleitete ihren Ehemann häufig auf Expeditionen

Die Königin des Rätselkrimis

Schon in früher Kindheit begann Agatha Christies Interesse an Kriminalromanen. Zusammen mit ihrer älteren Schwester las sie begeistert die Sherlock-Holmes-Romane. Mit dem Schreiben eigener Krimis begann sie im Alter von 26 Jahren.

Durch ihren Dienst als Apothekenhelferin in einem Kriegslazarett hatte sie mit Medikamenten und Giften zu tun. Das beflügelte ihre Fantasie und sie begann einen ersten Krimi um einen Giftmord. Ihre erste Krimiveröffentlichung kam 1921 auf den Markt.

Die 1920er gelten heute als das goldene Zeitalter des Krimis. Agatha Christie war damals eine von vielen Autorinnen wie Dorothy Sayers und Margery Allingham. Mit ihrem siebten Roman "The Murder of Roger Ackroyd" gelang ihr 1926 der große Durchbruch. Danach entwickelte sie sich zur Königin des Rätselkrimis.

Das Strickmuster ihrer Romane ist oft ähnlich: Ein Mord ist geschehen, in einer "geschlossenen" Umgebung wie einem Pfarrhaus, einer Bibliothek oder einem Zug. Es gibt einen begrenzten Kreis von Verdächtigen, alle haben ein Alibi, eines oder mehrere davon sind falsch.

Um zur Lösung zu gelangen, setzte Christie in ihren Büchern verschiedene Ermittler ein, von denen vor allem zwei Weltruhm erlangten: Hercule Poirot und die ewig 70-jährige Miss Jane Marple. Beide haben ihre eigene Herangehensweise bei der Auflösung ihrer Fälle. Bei Hercule Poirot regierte die Logik, bei Miss Marple die Intuition.

Die britische Schauspielerin Margaret Rutherford in ihrer Rolle als Miss Marple

Margaret Rutherford gab der Figur "Miss Marple" ein markantes Gesicht

Was Christies Romane auszeichnet, sind ihre Sprache, ihr Witz und auch die Art, wie sie ihre Charaktere zum Leben erweckte. Während andere Autoren ihre Helden meist als perfekte Menschen darstellten, gab Christie ihren Hercule Poirot sogar der Lächerlichkeit preis. Sie beschrieb ihn als unattraktiven "Eierkopf" und machte sich über ihn lustig, wenn er in "Mord im Orient-Express" beim Essen Schwierigkeiten hatte, "seinen Schnurrbart aus der Suppe zu halten".

Romane, Theaterstücke, Computerspiele

Inspiration für ihre Krimis fand Agatha Christie auf ihren zahlreichen Reisen sowie den Expeditionen mit ihrem zweiten Ehemann. In den mehr als 50 Jahren ihrer schriftstellerischen Tätigkeit schrieb sie 66 Detektivromane. Daneben entstanden zahlreiche Kurzgeschichten und ein gutes Dutzend Bühnenstücke.

Laut Angaben ihrer offiziellen Webseite wurden weltweit bislang über zwei Milliarden Bücher von ihr verkauft. Wobei es sich um eine "vorsichtige Schätzung" handeln soll.

Außerdem hält Agatha Christie den Rekord für das Theaterstück mit der längsten Spielzeit: Seit 1952 läuft in London ihr Bühnenstück "The Mousetrap" ("Die Mausefalle"), das bis heute zum Pflichtprogramm für London-Touristen gehört. Zwischen 2020 und 2021 mussten die Vorführungen aufgrund der Corona-Pandemie vorübergehend ausgesetzt werden, seit Mai 2021 laufen sie wieder.

Viele ihrer Romane dienten als Vorlagen für Kino- und Fernsehfilme. Auch diese Umsetzungen ihrer Werke wurden zu Klassikern des Krimigenres.

Heute wird das Werk Agatha Christies von einer britischen Gesellschaft verwaltet, deren Vorsitz ihr einziger Enkel Mathew Prichard führt. Die "Agatha Christie Ltd" kümmert sich um die Vermarktung und auch Neubearbeitung ihres Werkes.

Selbst Computerspiele nach Vorlagen ihrer berühmten Romane wie "Mord im Orient-Express" sind inzwischen erhältlich. Sie sollen dafür sorgen, dass auch neue Generationen an das Krimiwerk der wohl erfolgreichsten Autorin aller Zeiten herangeführt werden.

Die Schriftstellerin Agatha Christie

Agatha Christie im Jahr 1970

(Erstveröffentlichung 2007. Letzte Aktualisierung 13.05.2022)

Quelle: WDR

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