Eine Frau hört über Kopfhörer Musik

Musik

Macht der Musik

Musik ist viel mehr als nur ein schöner Zeitvertreib. Musik kann Balsam für die Seele sein und die geistige und soziale Entwicklung von Kindern fördern. Bei Erwachsenen mobilisiert Musik das Gehirn und produziert Glückshormone.

Von Salim Butt

Wie Musik auf den Menschen wirkt

Musik verändert den Herzschlag, den Blutdruck, die Atemfrequenz und die Muskelspannung des Menschen. Und sie beeinflusst den Hormonhaushalt. Die Klänge wirken vor allem auf Nebenniere und Hypophyse.

Je nach Musikart werden verschiedene Hormone abgegeben – Adrenalin bei schneller und aggressiver Musik, Noradrenalin bei sanften und ruhigen Klängen. Letztere können so zum Beispiel die Ausschüttung von Stresshormonen verringern und die Konzentration von schmerzkontrollierenden Betaendorphinen im Körper erhöhen.

Musik kann so tatsächlich Schmerzen dämpfen. Folgerichtig wird sie deshalb heute schon in der Medizin in den verschiedensten Bereichen therapeutisch eingesetzt. Vor allem in der Psychiatrie und in der Schmerztherapie leistet sie nützliche Dienste.

Auch in der Rehabilitation von Schlaganfallpatienten und in der Geriatrie kann sie ein wertvolles Hilfsmittel sein. Denn Musizieren kann wie ein Jungbrunnen auf das Gehirn wirken, weil dabei neue Nervenverschaltungen gebildet werden.

Hirnforschung Klavier

Musikhören schüttet Hormone aus

Was Musikunterricht in der Schule bringt

Fächer wie Deutsch oder Mathematik gelten zwar als wichtiger, um die Schüler ins Erwerbsleben zu integrieren. Aber Modellversuche haben gezeigt, dass der Musikunterricht einen Beitrag zur sozialen Entwicklung der Kinder leistet.

In einer Langzeitstudie an mehreren Berliner Grundschulen (nach ihrem Initiator Prof. Dr. Hans Günther Bastian "Bastian-Studie" genannt) hat sich die soziale Kompetenz der beteiligten Kinder deutlich gesteigert.

Die Zahl der Schüler, die ausgegrenzt wurden, hatte abgenommen. Der Anteil der Kinder, die keine einzige Ablehnung durch ihre Klassenkameraden erhielten, war gleichzeitig doppelt so hoch wie an konventionellen Schulen. Außerdem herrschte an diesen Schulen ein merklich ruhigeres, aggressionsfreieres Klima.

Wie ist das zu erklären? Gemeinsames Musizieren erfordert fein abgestimmtes Aufeinander-Hören. Musik schult so auch die Wahrnehmung des anderen. Und so lernen die Kinder auch, zum Beispiel auf den Stimmklang der anderen zu hören, mit dem sie die Stimmung eines Menschen beurteilen können.

Musizieren hat außerdem ein unmittelbar belohnendes Ergebnis: Wenn es passt, klingt es auch schön. So werden Motivation und Konzentration trainiert.

In einer Kita musizieren Kinder gemeinsam

Musik steigert die die soziale Kompetenz

Wie das Gehirn Musik verarbeitet

Musik stellt für das Gehirn eine große Herausforderung dar, sie könnte auch einen Trainingseffekt für die Gedächtnisleistung haben.

Das liegt unter anderem daran, dass Musik aus einer Fülle von gleichzeitig dargebotenen Informationen besteht. Das Gehirn muss etwa Tonhöhen und Melodien erkennen und sie miteinander vergleichen.

Außerdem muss es die zeitliche Abfolge der Töne erfassen. Daraus ergeben sich nämlich Takte und Rhythmen. Gleichzeitig ankommende Töne muss es zu Akkorden sortieren. Dann sind da noch die Position und die Art der Schallquelle: Wer Musik hört, weiß ja in der Regel, ob da gerade ein Schlagzeug oder ein Klavier spielt, und wo es im Raum steht.

Auch das muss das Gehirn natürlich erst einmal durch eine Fülle von Messungen und Vergleichen feststellen. Einige diese Aufgaben teilen sich die linke und die rechte Gehirnhälfte. Bei Profimusikern ist diese Aufteilung übrigens oft genau anders herum – warum, weiß man noch nicht.

Musikergehirne unterscheiden sich auch sonst von den Gehirnen nicht musizierender Menschen. Bei ihnen sind die Bereiche besonders stark ausgebildet, die die Aktivitäten der Hände mit denen des Hörens und Analysierens verknüpfen.

Und das wiederum zeigt, dass die Aktivitäten beim Musizieren, aber auch die beim Musikhören, das Gehirn bleibend verändern. Alle Neuverschaltungen, die zwischen den Nervenzellen im Gehirn durch Musik entstehen, bleiben dem Menschen auch erhalten.

Zwei Teenager spielen auf Blasinstrumenten.

Musik stellt für das Gehirn eine große Herausforderung dar

Gedächtnistraining

Man nimmt deshalb auch an, dass Musik den Abbau von Nervenzellen im Gehirn alter Menschen verhindern kann. Einige der im Alter betroffenen Gehirnareale sind bei Musikern stärker ausgebildet. Auf jeden Fall aber hat Musik einen Trainingseffekt für das Gedächtnis.

Alle am Hören und am Lautebilden beteiligten Hirnpartien werden durch Musik trainiert und stimuliert. Für sogenannte tonale Sprachen – also Sprachen wie zum Beispiel Chinesisch, deren Verständnis sehr stark von akustischen Feinheiten abhängt – ist das auch schon belegt worden.

Außerdem wirkt Musik als Gedächtnisstütze. Aus diesem Grund werden auch Kirchenlieder gesungen: damit man ihren Inhalt besser im Gedächtnis behält. Mit Anatomiestudenten wurde versucht, diese Erkenntnis nachzuvollziehen. Man ließ die Studenten ihren Stoff singen, und diese behielten ihn tatsächlich besser!

Der Leipziger Thomanerchor während einer Probe

Mit Gesang das Gedächtnis verbessern

Wie Musik Emotionen auslöst

Auch das für Gefühle zuständige limbische System im Gehirn wird durch Musik angeregt. Musik kann deshalb Emotionen auslösen und beim Zuhörer Gänsehaut verursachen. Außerdem verbindet sich Musik manchmal mit persönlichen Ereignissen. Wird sie wieder gehört, dann kommen auch die Erinnerungen an erlebte Situationen wieder, genauso wie dabei empfundene Gefühle.

So reicht ein Weihnachtslied oft aus, um jemanden in Weihnachtsstimmung zu versetzen. In diesem Zusammenhang funktioniert Musik wie eine Art Sprache, in der bestimmte Ereignisse kodiert sind. Das zeigt sich besonders deutlich bei Filmmusik, zum Beispiel Horror- oder Spannungsmusik.

Die Regensburger Domspatzen während eines weihnachtlichen Fernsehauftritts

So entsteht Weihnachtsstimmung

(Erstveröffentlichung: 2009. Letzte Aktualisierung: 23.07.2019)

Weiterführende Links

Quelle: WDR

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