Die Geburtskirche, Bethlehem, Palästina

Jesus von Nazareth

Bethlehem

Bethlehem ist für Juden, Christen und Moslems ein besonderer Ort. Die Stadt gilt als Heimat des legendären Königs David, als Geburtsort von Jesus Christus und als Gebetsort von Prophet Mohammed. Doch Bethlehem liegt auch im Zentrum des Nahost-Konflikts.

Von Martina Frietsch und Wiebke Ziegler

Von den Kaanitern bis Christi Geburt

Im Lauf seiner über 5000-jährigen Geschichte wurde Bethlehem immer wieder von fremden Mächten beherrscht. Etwa 3000 vor Christus wurde Bethlehem als Siedlung von den Kaanitern gegründet. Viele Jahrhunderte beherrschten die Ägypter das Land, in dem sich nach und nach dann die Philister ansiedelten, die vermutlich von Kreta kamen.

Schon damals galt Bethlehem als strategisch wichtiger Ort – viele Reisende auf dem Weg nach Ägypten machten hier Halt. Um das Jahr 1200 vor Christus hatten die Philister schließlich die Oberhand gewonnen. Sie nannten das Land Palästina.

Im Alten Testament wird Bethlehem im ersten Buch erwähnt: Abrahams Sohn Jakob war mit seiner Frau Rachel unterwegs nach Hebron. Bei Bethlehem brachte Rachel einen Sohn zur Welt und starb direkt nach der Geburt. Ihr Grab kann bis heute besichtigt werden.

Im 8. Jahrhundert vor Christus sagte der Prophet Micha die Geburt des Messias voraus. Der neue Herrscher würde in Bethlehem geboren werden. Doch schon beim Geburtsort gehen die Meinungen auseinander: Während in den Evangelien von Markus und Johannes von Nazareth die Rede ist, steht bei Lukas die Geschichte, wie sie fast jedes christliche Kind kennt: Josef und Maria kamen zur Volkszählung nach Bethlehem, wo Jesus geboren wurde.

Altar der Geburtsgrotte in der Geburtskirche in Bethlehem

Altar der Geburtsgrotte in der Geburtskirche

Einig ist man sich darüber, dass Jesus vermutlich nicht in einem Stall zur Welt kam, sondern in einer Höhle. In Bethlehem wurde an der vermeintlichen Stelle um das Jahr 326 die Geburtskirche errichtet, die bis heute eine der ältesten Kirchen der Christenheit und einer der bedeutendsten Stätten für Christen in aller Welt ist. Tausende Pilger besuchen sie jedes Jahr, vor allem zur Weihnachtszeit.

Die eigentliche Geburtsgrotte befindet sich im Untergeschoss der fünfschiffigen Basilika. Ein 14-zackiger silberner Stern, den die katholische Kirche im Jahr 1717 auf der Mittelachse der Basilika anbringen ließ, markiert den vermuteten Geburtsort. 2012 nahm die Unesco die Geburtskirche sowie den Pilgerweg in Bethlehem ins Weltkulturerbe auf.

Bethlehem ist muslimisch

Rund 30.000 Menschen leben heute in Bethlehem, das seit 1995 zum palästinensischen Autonomiegebiet gehört. Fünf Jahre zuvor waren noch rund 60 Prozent der Einwohner Christen, heute sind es weniger als 20 Prozent, Tendenz abnehmend.

Die Konflikte mit der Mehrheit der muslimischen Bevölkerung machen immer wieder Schlagzeilen. Die häufig beklagte Diskriminierung, aber auch die schlechte Wirtschaftslage Bethlehems bringen viele der Christen dazu, auszuwandern.

Für Unmut sorgt in der Bevölkerung auch immer wieder ein Kuriosum bei der Stadtverwaltung: Sowohl der Bürgermeister als auch sein Stellvertreter müssen Christen sein. Die muslimische Mehrheit kann zwar ihre Vertreter in den Stadtrat wählen, das Stadtoberhaupt kann sie jedoch nicht stellen. So will es das Gesetz.

Für jüdische Israelis ist die Stadt seit dem Jahr 2000 ganz gesperrt. Damals brach die Intifada aus, der palästinensische Aufstand gegen Israel. Es kam zu Anschlägen, Entführungen und militärischen Gegenschlägen Israels, von denen auch Bethlehem nicht verschont blieb.

Historische Stätten hinter der Mauer

Bethlehems Stadtbild wird bis heute von den verschiedenen Mächten geprägt, die dort herrschten: Dazu gehören imposante Kirchen, Klöster und Moscheen sowie jahrhundertealte Häuser.

Es mischen sich islamische, byzantinische, türkische, europäische und örtliche Stile. Zentrum der Stadt ist der Manger Square mit der Geburtskirche und – ihr gegenüber – der Omar-Moschee.

Seit 2003 prägt allerdings noch ein ganz anderes Bauwerk die Stadt: Im Norden verläuft auf rund einem Kilometer Länge die acht Meter hohe Mauer, die in Bethlehem das Autonomiegebiet von Israel trennt. Sie soll Israel vor Attentätern schützen, hat aber für die Bewohner und die Besucher des autonomen Gebiets den Nachteil, dass sie oft weite Umwege zurücklegen und umständliche Kontrollen über sich ergehen lassen müssen.

Eine palästinensische Frau läuft an einem religiösen Graffiti an einer Wand in Bethlehem vorbei

Eine acht Meter hohe Mauer umgibt Teile der Stadt

Die Touristen kommen wieder

Der Tourismus hat sich für die kleine Stadt zum wichtigsten Wirtschaftsfaktor entwickelt. Rund 20 Prozent aller Beschäftigten arbeiten im touristischen Sektor. Nach Beginn der Autonomie 1995 wurde mit dem Bau großer Hotels begonnen.

Doch der Ausbruch der Intifada im Jahr 2000 – im Jubiläumsjahr Bethlehems – und die Furcht vor Anschlägen haben Spuren hinterlassen: Der Zustrom der Touristen nahm ab, die ersten Hotels mussten wieder schließen, da viele Besucher sicherheitshalber außerhalb der Stadt übernachteten. Betroffen waren auch die Restaurants sowie die vielen Kunsthandwerker und Händler, die vom Verkauf der zahlreichen Souvenirs leben.

Es dauerte Jahre, bis sich die Lage so weit beruhigt hatte, dass der Tourismus wieder auflebte. Die Hotels sind heute wieder gut ausgelastet, neue werden gebaut.

Erstmals bekamen 2010 auch 50 israelische Reiseleiter von den Militärbehörden wieder die Genehmigung, mit Reisegruppen nach Bethlehem einreisen zu dürfen. Das Betreten des Autonomiegebiets ist den Israelis ansonsten verboten.

Und bis 2010 mussten Besucher Bethlehems, die von Israel aus einreisten, an der Grenze Bus und Reiseführer wechseln.

Mehr als zwei Millionen Besucher kommen nach Angaben der Stadtverwaltung von Bethlehem inzwischen pro Jahr, um den Geburtsort Jesu zu sehen. Hauptbesuchszeit ist natürlich Weihnachten – dann ist in Bethlehem wie zu biblischen Zeiten kein einziges Herbergszimmer mehr frei.

Quelle: SWR/WDR | Stand: 17.12.2020, 13:55 Uhr

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