Eine Doppelseite der Gutenberg-Bibel im Gutenberg-Museum in Mainz

Jesus von Nazareth

Die vier Evangelien

Das Wort "Evangelium" kommt aus dem Griechischen (evangelion) und bedeutet "frohe Botschaft". Die vier Evangelien sind die zentralen Texte des Neuen Testaments und erzählen von Jesus: von seiner Geburt, seinen Taten, von Kreuzigung und Auferstehung.

Von Cordula Weinzierl

Vier Evangelisten und vier Evangelien

Jesus selbst hat seine Lebensgeschichte nicht aufgeschrieben. Er hinterließ keine Schriften und es sind auch keine Augenzeugenberichte überliefert. Frühestens 30 Jahre nach dem Tod von Jesus wurde mit der Niederschrift der Evangelien begonnen. Bis dahin wurde seine Geschichte mündlich überliefert.

Viermal wird die Heilsgeschichte des Christentums erzählt. Jeder der vier Evangelisten Markus, Matthäus, Lukas und Johannes hat einen eigenen Blickwinkel und erzählt auf seine Weise von Jesus' Leben auf der Erde.

Das Matthäus-Evangelium

Das Matthäus-Evangelium steht an erster Stelle, da lange Zeit angenommen wurde, dass es das älteste Evangelium ist. Heute sind die meisten Bibel-Forscher jedoch der Meinung, dass das Markus-Evangelium noch vor dem Matthäus-Evangelium niedergeschrieben wurde.

Das Matthäus-Evangelium entstand um das Jahr 80 nach Christus. Matthäus war möglicherweise ein uns nicht näher bekannter jüdisch-christlicher Lehrer, wahrscheinlich war er ein Schüler der Apostel.

Das uns überlieferte Evangelium wurde auf Griechisch abgefasst und nutzte darüber hinaus das Markus-Evangelium als Vorlage. Es bediente sich auch eines weiteren Textes, von dem andere Evangelisten ebenfalls Kenntnis hatten. Quelle Q wird diese Vorlage der kanonischen Evangelien genannt, leider ist sie uns nicht erhalten geblieben.

Außerdem geht Matthäus auf Jesus' Stammbaum ein und erzählt dessen Kindheitsgeschichte.

'Christi Beweinigung' auf Holz

Jesus der Messias

Das Markus-Evangelium

Markus ist wahrscheinlich der erste Evangelist, der das Leben von Jesus dokumentierte. Wie bei Matthäus geht die Forschung davon aus, dass das Markus-Evangelium etwa zu der Zeit der Zerstörung des Tempels in Jerusalem entstand, also um 70 nach Christus niedergeschrieben wurde. Vermutlich entstammt Markus der urchristlichen Gemeinde in Jerusalem und verfasste sein Buch in Rom.

Das Markus-Evangelium beginnt direkt mit dem Wirken Jesu, seine Geburt und Jugend überliefert Markus nicht. Im Zentrum des Evangeliums stehen die Erzählungen vom Tod und der Auferstehung Christi und ein Großteil der Schrift widmet sich dem Leidensweg von Jesus, der so genannten Passion.

'Beweinigung Christi' auf Holz

Jesus' Tod steht im Zentrum der Erzählungen

Das Lukas-Evangelium

Lukas war wahrscheinlich Arzt. Er trat mit dem Anspruch auf, einen Tatsachenbericht zu verfassen und die Geschichte von Jesus wahrheitsgemäß wiederzugeben. Er wollte die Verkündigung der frohen Botschaft historisch und theologisch zuverlässig überliefern und berief sich auf Augenzeugen zurückgehender Überlieferungen.

Die Forschung geht davon aus, dass Lukas und Matthäus unabhängig voneinander das Markus-Evangelium und "Q" als Quelle benutzt haben. Darüber hinaus haben beide noch andere mündliche und schriftliche Überlieferungen in ihre Evangelien eingebaut. 

Aufgrund der vielen teils wörtlichen Gemeinsamkeiten spricht die Forschung bei den drei Evangelisten von den Synoptikern (Synopsis, griechisch: "Zusammenschau").

Das Lukas-Evangelium datiert aus der Zeit 80 bis 90 nach Christus und ist vermutlich in Kleinasien, der heutigen Türkei oder Griechenland entstanden. Es schildert in allen Einzelheiten die Geburt von Jesus. Die Erzählung der Weihnachtsgeschichte, wie wir sie kennen, steht im Lukas-Evangelium.

Das Johannes-Evangelium

Das vierte und letzte Evangelium ist das Johannes-Evangelium, das etwa um 100 nach Christus entstand, vermutlich in Ephesus, der heutigen Türkei.

Das Johannes-Evangelium unterscheidet sich erheblich von den drei übrigen synoptischen Evangelien. Es wird auch das "pneumatische" Evangelium genannt, also das Evangelium des Geistes, weil es im Vergleich zu den anderen Schriften am häufigsten vom Heiligen Geist spricht.

Tempera auf Holz: 'Auferstehung Christi'

Jesus als Prediger

Tatsächlich fehlen in der Schrift viele der Ereignisse, die bei den Synoptikern zur Sprache kommen. Während bei Markus, Matthäus und Lukas die Erzählung abwechslungsreich und der Handlungsverlauf von Aktivität gekennzeichnet ist, wird das Johannes-Evangelium durch einen kontemplativen, meditativen Ton geprägt, in dem Jesus' Belehrungen und Reflexionen im Vordergrund stehen.

Das Johannes-Evangelium beginnt die Jesusgeschichte mit der Erzählung seiner Taufe. Wie schon Markus erwähnt auch Johannes die Geburt von Jesus mit keinem Wort.

Quelle: SWR | Stand: 17.12.2020, 13:33 Uhr

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