Schwarzweiß-Porträt von Salvador Dalí mit gezwirbeltem Schnurrbart und verdrehten Augen.

Katalonien

Dalís Katalonien – das "surrealistische Dreieck"

Salvador Dalí war einer der bekanntesten Maler des 20. Jahrhunderts. Er stammte von der Costa Brava, doch den Großteil seines Lebens verbrachte er in Katalonien: in den Orten Figueres, Cadaqués und Púbol, dem sogenannten "surrealistischen Dreieck".

Von Tobias Aufmkolk

Figueres

Frühmorgens oder spätabends kann man von Figueres immer noch den Eindruck eines kleinen verschlafenen Landstädtchens haben. Tagsüber strömen jedoch Unmengen von Besuchern in die Stadt und Schlangen von Reisebussen verstopfen die Zufahrtsstraßen. Und das nur, um einmal die Werke des berühmten Surrealisten Salvador Dalí im Original zu sehen.

Dalí war seiner Heimatstadt stets sehr verbunden, auch wenn er nur vergleichsweise wenige Jahre seines Lebens dort verbrachte. In Figueres nahm jedoch alles seinen Anfang und fand auch sein Ende – das allerdings nicht ganz freiwillig.

Salvador Dali, Maler (Geburtstag 11.05.1904)

WDR ZeitZeichen 11.05.2019 14:55 Min. Verfügbar bis 08.05.2099 WDR 5


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Am 11. Mai 1904 wird Salvador Dalí in einem gerade erst erbauten Haus in der Carrer Monturiol geboren. Seine Familie ist recht wohlhabend, der Vater verdient als Notar nicht schlecht.

Mit zwölf Jahren besucht der junge Salvador zum ersten Mal die Zeichenschule des Ortes. Sein Lehrer ist so begeistert von ihm, dass er den Vater überredet, das Talent des kleinen Salvador zu fördern und ihm den Beruf als Maler zu ermöglichen.

Begeistert ist der Vater zwar nicht, aber als er die ersten Arbeiten seines Sohnes sieht, organisiert er spontan eine Ausstellung und legt ihm für die Zukunft keine Steine in den Weg. Bereits mit 17 Jahren verlässt Dalí seinen Heimatort, um an der Kunstakademie in Madrid zu studieren. Für lange Zeit wird er nicht nach Figueres zurückkehren.

Anfang der 1960er-Jahre, Dalí ist längst weltberühmt und sehr reich, fasst der inzwischen nur wenige Kilometer von Figueres entfernt wohnende Maler einen ehrgeizigen Plan. Er will sich in seiner Heimatstadt selbst ein Denkmal setzen: 1961 nimmt er erste Gespräche auf, ein altes Theater zu kaufen, um dort ein monumentales Museum zu eröffnen. Der Bürgermeister ist jedoch wenig begeistert von dieser Idee.

Blick von außen auf das 'Theatre-Museu Dali'. Im Vordergrund ein roter Turm, rechts und links daneben abgehende rote Fassaden des Gebäudes. Auf dem Turm und den Seitenflügeln stehen zahlreiche überdimensionale Eier.

Ein selbst geschaffenes Denkmal

Erst neun Jahre später kann Dalí seinen Plan in die Tat umsetzen. General Franco, den Dalí sehr verehrt, was ihm in den späten Jahren seines Lebens vorgeworfen wird, gibt persönlich sein Einverständnis. 1974 wird der Bau dann eingeweiht. Nach jahrelangen Umbauarbeiten ist das "Theatre-Museu Dalí" entstanden.

1983 kauft der Maler das Nachbargebäude mit dem einzig erhaltenen mittelalterlichen Turm der ehemaligen Stadtbefestigung. Er tauft den Turm zu Ehren seiner ein Jahr zuvor verstorbenen Frau Gala in "Torre Galatea" um. Eigentlich soll hier ein Restaurant entstehen, in dem nur die Lieblingsgerichte des Malers serviert werden. In Wirklichkeit wird der Turm dann zum letzten Zufluchtsort von Dalí.

Ursprünglich wollte er seinen Lebensabend in dem Schloss in Púbol auf dem Land verbringen, das er seiner Frau 1970 geschenkt hatte. Nach einem Brand auf dem Schloss, bei dem er 1984 verletzt wird, zieht er sich jedoch in den "Torre Galatea" zurück, wo er arg geschwächt die letzten fünf Jahre seines Lebens verbringt. In seinem Museum lässt er sich dann auch begraben. Eine schlichte, in den Fußboden eingelassene Grabplatte erinnert an einen der größten Künstler des 20. Jahrhunderts.

Heute ist das Museum weniger als klassisches Museum zu sehen, sondern als das monumentalste Werk des großen Surrealisten. Ein Drittel seiner Arbeiten ist hier ausgestellt, von Bildern über Skulpturen bis hin zu Schmuckstücken, die der große Meister entworfen hat. Der gesamte Bau ist in den fließenden Formen und üppigen Farben gestaltet, die Dalí so berühmt gemacht haben.

Innenaufnahme aus Dalís Teatre-Museum im spanischen Figueres. Das Foto zeigt eine abstrakte Installation, die ein Gesicht darstellt.

Ein Drittel aller Werke Dalís sind in Figueres

Cadaqués und Portlligat

"Übrigens liebe ich ausschließlich Cadaqués, mein eigenes Zentrum, das die ganze Welt am Rand des Meeres ist", sagte Dalí einmal über den kleinen Fischerort ganz im Nordosten Kataloniens.

Wie viele wohlhabende spanische Familien, die im Landesinneren leben, besitzen auch die Dalís ein Haus am Meer. Jedes Jahr verbringt die gesamte Familie ihre Sommerferien in Cadaqués, einem kleinen Fischerhafen an der nördlichen Costa Brava.

Hier bekommt der junge Salvador seine ersten Malutensilien von einem befreundeten Maler geschenkt. Hier mietet der Vater seinem zehnjährigen Sohn eine kleine Fischerhütte als Atelier an. Der Legende nach malt der Junge den ganzen Tag, bis es dunkel wird. Er ist von Anfang an vernarrt in diesen kleinen Ort.

Auch als Dalí längst in Madrid studiert und schon Ausstellungen in Barcelona hat, kehrt er jeden Sommer nach Cadaqués zurück. Im Sommerhaus seiner Eltern trifft er sich in den 1920er-Jahren mit der Künstleravantgarde aus dem In- und Ausland. Federico García Lorca, André Breton und Luis Buñuel gehen im Hause Dalí ein und aus.

Im Sommer 1929 kommt es zu einer schicksalhaften Begegnung: Der französische Dichter Paul Éluard bringt seine Frau Helena Dimitrievna Diakonova, genannt Gala, mit nach Cadaqués.

Gala Dali, Ehefrau von Salvador Dali (Geburtstag 07.09.1894)

WDR ZeitZeichen 07.09.2014 14:04 Min. Verfügbar bis 04.09.2054 WDR 5


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Dalí ist bei dem Anblick der zehn Jahre älteren Frau sofort Feuer und Flamme. Und auch Gala ist von dem exzentrischen Maler sehr angetan. Als Éluard nach einigen Wochen Cadaqués verlässt, bleibt Gala da. Zunächst als die Geliebte Dalís, später als seine Frau. Sie wird zu seinem meistgemalten Modell und zu seiner lebenslangen Muse. Sie gibt dem zerbrechlichen Künstler den nötigen Halt.

Schwarzweiß-Foto von Gala und Dalí bei einem Essen. Dalí beugt sich zu ihr hin und verdreht die Augen, sie lächelt in die Kamera.

Gala gab Dalí den nötigen Halt

Bereits ein Jahr nach dem ersten Treffen kaufen Dalí und Gala im benachbarten Hafen von Portlligat einige Fischerbaracken auf, um sie zu einem Haus umzubauen. In den beiden folgenden Jahren lebt das Paar fast mittellos, aber glücklich in dem kleinen Ort.

Danach wird das Leben der beiden rastlos. Dalís Ruhm wächst, und Gala kümmert sich erfolgreich um das Geschäftliche. Drei Jahren Arbeitsaufenthalt in den USA (1934-1936) folgen drei Jahre in Italien. Nach den Wirrungen des Spanischen Bürgerkrieges (1936-1939) gehen Gala und Dalí für acht Jahre ins Exil in die USA.

Doch auch Ruhm und Reichtum machen Dalí im Ausland nicht glücklich. 1948 zieht es das Paar zurück in den kleinen verträumten Hafen von Portlligat. In den folgenden 22 Jahren sollen die beiden ihr zu einem großen, verschachtelten Haus angewachsenes Refugium nicht mehr für einen längeren Zeitraum verlassen.

In dieser Zeit entstehen die meisten Werke von Dalí. Das Glück des Exzentrikers drückt sich in seiner enormen Schaffenskraft aus. Dazu feiert er immer wieder rauschende Feste, bei denen er immer selbst im Mittelpunkt steht. Er lädt Künstler aus aller Welt ein, hält Hof und lässt sich feiern.

Als Dalí auf sein Leben zurückblickt, beschreibt er die Zeit in Portlligat als die schönste seines Lebens.

Blick auf ein weißes, verschachteltes Haus direkt an einer kleinen Bucht. An dem schmalen Sandstrand liegen ein paar Boote.

Dalís Haus in Portlligat ist heute ein Museum

Púbol

1970 zieht es die inzwischen betagte Gala weg aus Portlligat. Der ganze Rummel um ihren Mann ist ihr zu viel geworden, sie braucht Abstand von dem Exzentriker und seinem Hofstaat.

Dalí kauft ihr kurzerhand ein altes, verfallenes Schloss in dem kleinen Ort Púbol, gut 30 Kilometer südlich seiner Heimatstadt Figueres gelegen. In Rekordzeit lässt er es von außen restaurieren, innen legt er selbst Hand an und gestaltet es nach seinen und Galas Vorstellungen.

In den folgenden zwölf Jahren lebt das Paar getrennt, angeblich darf Dalí nur nach zuvor erfolgter schriftlicher Einladung das Schloss betreten. Gala will hier in Ruhe ihren Lebensabend verbringen, sich mit Freunden oder – der Legende nach – mit Liebhabern treffen. 1982 muss sie sich zwei schweren Operationen unterziehen, von denen sie sich nicht mehr erholt. Sie kehrt nach Portlligat zurück und stirbt noch im selben Jahr.

Ihrem Wunsch entsprechend beerdigt Dalí seine Frau in Púbol. Er selbst will fortan seinen Lebensabend auf dem Schloss bei seiner Frau verbringen. Ein Brand im Jahr 1984 zerstört jedoch Teile des Inneren und Dalí wohnt fortan in seinem Museum in Figueres. Púbol wird er nie mehr wieder sehen. Seit 1996 ist das Schloss als "Casa-Museu Castell Gala Dalí" der Öffentlichkeit zugänglich.

Großaufnahme auf einen alten Mühlstein. Im Hintergrund die Mauern einer alten Burg.

In Schloss Púbol ist Gala beerdigt

(Erstveröffentlichung 2007. Letzte Aktualisierung 14.07.2021)

Quelle: WDR

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