Richard Kiel als "Beißer" im Film "Der Spion, der mich liebte"

Hormone

Hormonelle Störungen

Wenn das Zusammenspiel der Hormone nicht funktioniert, können daraus viele Störungen und Krankheitsbilder erwachsen. Die häufigsten sind Diabetes und Schilddrüsenprobleme. Auch Tumore an einem hormonproduzierenden Organ können Probleme verursachen.

Von Andrea Wengel

Endokrinologie: Schwerpunkt Paarberatung

Die Hormone können uns in jedem Alter zu schaffen machen. Dann ist ein Besuch beim Facharzt für endokrine Drüsen fällig, dem Endokrinologen. Sie werden von Patienten aller Altersstufen aufgesucht – wie beispielsweise jungen Mädchen und Frauen mit Periodenproblemen. Es ist typisch für den jungen Körper, dass sich der Hormonhaushalt noch nicht eingependelt hat.

Auch junge Leute mit Wachstumsproblemen kommen in die Praxen der Hormonexperten, weil sie zu viel oder aber zu wenig wachsen und auch ältere Menschen, die mit ihrem Sexualleben Schwierigkeiten haben. Die Paarberatung ist im Übrigen bei den meisten Endokrinologen ein Schwerpunkt.

Generell ist das Hormonthema so umfangreich, dass die spezialisierten Ärzte einen guten Überblick über alle medizinischen Fachrichtungen haben müssen, um herauszufinden, was hinter den Problemen ihrer Patienten steckt. Denn schließlich beeinflussen unsere chemischen Botenstoffe den ganzen Körper.

Besonders häufig sind Schilddrüsenstörungen

Zu den bekanntesten hormonellen Störungen gehören die der Schilddrüse. Die Hauptaufgabe dieses schmetterlingsförmigen Organs ist es, die Schilddrüsenhormone Thyroxin und Trijodthyronin zu produzieren. Dazu braucht sie Jod.

Die Hormone Thyroxin und Trijodthyronin regulieren die Geschwindigkeit unseres Stoffwechsels, sie steuern Herz, Kreislauf, Verdauung, Körpertemperatur und Gehirntätigkeit.

Bei einer Unterfunktion der Schilddrüse ist die Stoffwechselaktivität merklich reduziert. Müdigkeit, Frieren und Fettablagerungen sind die Folge, das Herz schlägt langsamer. Die Schilddrüse versucht den Mangel an Jod und damit auch an Schilddrüsenhormonen auszugleichen, indem sie sich vergrößert, um mehr produzieren zu können. Ein Kropf entsteht.

Bei einer Überfunktion ist es genau umgekehrt. Die Schilddrüse produziert zu viel Hormone, die Stoffwechselprozesse werden beschleunigt. Zu den Symptomen gehören Herzrasen, Schweißausbrüche Gewichtsabnahme. Im schlimmsten Fall kann die Überfunktion zu einer Herzattacke führen.

Sushi-Mix

Sushi enthält vergleichsweise viel Jod

Diabetes

Auch Diabetes, die "Zuckerkrankheit", ist eine hormonelle Störung. Im Mittelpunkt steht dabei das Hormon Insulin. Insulin wird in der Bauchspeicheldrüse produziert und sorgt dafür, dass der Körper den Nahrungszucker, die Glucose, in die Zellen schleusen und dort in Energie umwandeln kann. Gelangt die Glucose nicht in die Körperzellen, "verhungern" diese, während der Blutzuckerspiegel stark ansteigt und Gefäße und Nerven schädigt.

Je nachdem, welcher Diabetes-Typ vorliegt, produziert die Bauchspeicheldrüse entweder zu wenig beziehungsweise kein Insulin (Typ 1), oder die Zellen reagieren nicht mehr auf das Hormon und Insulin wird auch nicht mehr zum richtigen Zeitpunkt produziert, wenn es gebraucht wird (Typ 2). Ohne Insulin ist unser Körper nicht lebensfähig.

Insulin spritzen bei Diabetes

Typ1-Diabetiker müssen Insulin spritzen

Akromegalie

Der Schauspieler Richard Kiel kam als James-Bond-Bösewicht in "Moonraker" und "Der Spion, der mich liebte" zu Ruhm. Mit über zwei Metern Körpergröße, seinen derben Gesichtszügen, den großen Händen und langen Füßen war er geradezu die Idealbesetzung für den "Beißer".

Diese körperlichen Merkmale wurden durch eine hormonelle Störung verursacht, eine seltene Krankheit: die Akromegalie. Ein gutartiger Tumor an der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) führt dazu, dass zu viel Wachstumshormone produziert werden.

Diese Krankheit kann in jedem Alter auftreten. Bei Kindern, deren Längenwachstum noch nicht abgeschlossen ist, bewirkt diese Störung einen Riesenwuchs.

Bei Erwachsenen kommt es zu einem Wachstum der Körperspitzen (Akren), vor allem im Gesicht, an den Händen und Füßen. Es ist ein sehr langsamer Prozess, der deswegen oftmals nur spät erkannt wird.

In der Regel dauert es sieben bis acht Jahre, bis die Diagnose gestellt wird. Denn die Betroffenen und ihr Umfeld gewöhnen sich an die ganz allmählichen Veränderungen, wenn die Gesichtszüge gröber werden und die Nase wächst.

Auch der Schädel, die Hände und die Füße nehmen an Größe zu. Irgendwann passen Fingerringe, Hüte und Schuhe nicht mehr richtig. Die Betroffenen entwickeln eine raue, tiefe Stimme. Die inneren Organe sind auch von dieser Vergrößerung betroffen und damit auch in ihrer Funktion gestört.

Vor allem deswegen muss Akromegalie behandelt werden – nicht nur aus ästhetischen Gründen. Denn die Vergrößerung der Organe hat nicht nur eine Beeinträchtigung der Lebensqualität, sondern auch eine Verringerung der Lebenserwartung zur Folge.

Der Tumor kann operativ entfernt werden. Des Weiteren gibt es Medikamente, die das Wachstumshormon hemmen. Die Entstellungen bilden sich zurück, werden aber in der Regel nicht vollständig beseitigt. Dann hilft nur eine kosmetische Operation, zum Beispiel um die Nase zu verkleinern.

Quelle: SWR | Stand: 17.11.2021, 16:00 Uhr

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