Ein Ureinwohner mit Einbaum am Kongo

Flüsse und Seen

Kongo

Der Kongo fließt durch trockene Steppen, dichten Regenwald und vorbei an Großstädten. Der Strom nährt ein riesiges, tropisches Urwald-Gebiet mit einem unglaublichem Artenreichtum.

Von Danielle Schippers

Lang, tief und wasserreich

Der Kongo, der früher auch Zaire River genannt wurde, ist ein Strom der Superlative. Er fließt, zählt man seine Quellflüsse dazu, über eine Länge von etwa 4700 Kilometern durch Afrika und ist damit der zweitlängste Fluss des Kontinents nach dem Nil.

An einigen Stellen des Kongos wurde per Echolot eine Wassertiefe von 220 Metern gemessen – kein anderer Fluss ist tiefer. Anrainer des Stroms sind die Demokratische Republik (DR) Kongo, die Republik Kongo und Angola.

Nach dem Amazonas führt der Kongo das meiste Wasser mit sich. An seiner Mündung in den Atlantik strömen jede Sekunde durchschnittlich 40 Millionen Liter (40.000 Kubikmeter) Süßwasser ins Meer.

Die braune Färbung des Wassers aus dem Kongo verliert sich erst rund 20 bis 30 Kilometer von der westafrikanischen Küste entfernt. Durch die starke Strömung an der Mündung setzt sich der Fluss noch fast 150 Kilometer als Kongo-Rinne am Meeresboden fort.

Drei Regionen, drei Namen, ein Fluss

Der Kongo wird geografisch in der Regel in drei Abschnitte unterteilt. Der erste Abschnitt wird Oberlauf oder auch "Lualaba" genannt. Er entspringt nahe der Grenze zu Sambia und ist durch zahlreiche Stauseen sowie einen ruhigen Verlauf gekennzeichnet.

Hier wird der Kongo durch die wichtigsten Zuflüsse gespeist: Chambeshi, Luvua, Luapula und Lukunga. Letzterer führt ihm das Wasser des Tanganjika- und Kivu-Sees zu. In nördliche Richtung fließt der Lualaba bis zu den Stanley-Fällen in der DR Kongo, die auch Boyoma-Fälle genannt werden.

Luftaufnahme des Kongos, der durch Regenwald fließt

In vielen Regionen ist der Kongo nur schwer zugänglich

Hier beginnt der Mittellauf oder einfach Kongo. Dieser Hauptteil fließt durch dichten Regenwald und sumpfiges Moorgebiet. In dieser Region gibt es kaum ausgebaute Straßen. Diese wären in der Regenzeit unbrauchbar, da das Gelände dann fast unpassierbar wird.

Der Fluss ist für die Bevölkerung die beste Möglichkeit, Waren zu transportieren, zu handeln und zu reisen. Auch hier wird der Kongo durch zahlreiche Nebenflüsse gespeist. Außerdem führen ihm die regelmäßigen starken Regenfälle Wasser zu.

Der Kongo überquert zweimal den Äquator und bildet eine natürliche Grenze zwischen der Republik Kongo und der DR Kongo. Langsam verengt sich der Flusslauf, der einen großen Bogen gemacht hat, und fließt wieder südlich.

Hier erweitert sich der Kongo zu einer Art See, dem Pool Malebo, an dessen Ufern die Zwillingsstädte Brazzaville (Republik Kongo) und Kinshasa (DR Kongo) liegen.

Hinter dem Pool Malebo beginnt der Unterlauf des Kongos. Er stürzt die Livingstone-Fälle hinunter und mündet mit einer Breite von 40 Kilometern in den Atlantik. In diesem Abschnitt, der auch Kongo-Delta genannt wird, liegen einige der spektakulärsten und steilsten Stromschnellen der Welt. Der Kongo birgt hier eine unglaubliche Vielfalt an Fischarten, von denen einige erst vor wenigen Jahren entdeckt wurden.

Fluss nährt Regenwald, Regen nährt Fluss

Das Kongo-Becken, die Region um den Mittellauf des Kongos, erstreckt sich über eine Fläche von etwa 1,7 Millionen Quadratkilometern und ist damit etwa fünfmal so groß wie Deutschland.

Das Becken beherbergt nach dem Amazonas-Gebiet den größten zusammenhängenden Regenwald der Welt und macht ein Viertel des weltweiten Regenwaldbestandes aus. Der Wald erstreckt sich von Kamerun an der Westküste Afrikas bis in den Osten nach Tansania.

Das Kongo-Becken ist ein ausbalanciertes Ökosystem. Wie in allen Regenwald-Gebieten leben hier zahlreiche Tier- und Pflanzenarten in einer empfindlichen Biosphäre, in der die Lebensgrundlagen der verschiedenen Arten eng miteinander verknüpft sind.

Der Kongo spielt dabei eine wesentliche Rolle. Er transportiert nährstoffreiches Wasser, beispielsweise aus dem Viktoria- und dem Kivu-See durch die am Oberlauf trockenen Steppen in das Kongo-Becken. Hier bildet das weitverzweigte Fluss-System mit den umliegenden Sümpfen einen wasserreichen Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten, die ohne den Fluss nicht existieren könnten.

Gleichzeitig gewinnt der Kongo im Kongo-Becken auch an Macht. Im Gebiet des tropischen Regenwaldes ist es ganzjährig sehr feucht, es regnet täglich stundenlang riesige Mengen Wasser. An dieser Stelle nimmt der Kongo viel Wasser auf und wird breiter. Durch den konstanten Regen führt er, im Gegensatz zu anderen Strömen wie dem Nil, ganzjährig etwa die gleiche Menge Wasser und versiegt nie. Für die Schifffahrt ist der Kongo deshalb eine verlässliche Wasserstraße.

Mit Wald überzogene Berge, über die ein Schleier aus Nebel liegt

Im Regenwald des Kongo-Beckens ist es ganzjährig feucht und nebelig

Ein Fluss als Straße

Der Kongo ist neben seiner ökologischen Bedeutung auch Lebensgrundlage für die Menschen der Region. Er ist Trinkwasserspeicher, Fischlieferant, Spielplatz und vor allem Hauptverkehrsader.

Während der Regenzeit, die um den Äquator herum höchstens drei Monate im Jahr oder manchmal auch gar nicht aussetzt, sind die wenigen vorhandenen Straßen im Kongo-Becken unpassierbar. Deshalb sind die Menschen auf den Fluss als Verkehrs- und Handelsroute angewiesen. Er ist die einzige Möglichkeit, größere Gütermengen zu transportieren oder relativ schnell zu reisen.

Vom geschnitzten Einbaum über überfüllte Fähren bis zu riesigen Flößen schwimmt alles den Kongo hinunter. Die Anlegestellen der zahlreichen Personenfähren werden von ortsansässigen Händlern und Kleinbauern belagert, die den Passagieren ihre Ernte oder Gebrauchsgegenstände verkaufen wollen. Hinter den Livingstone-Fällen dient der Unterlauf des Kongos Containerschiffen als direkter Weg in den Atlantik.

Der Kongo ist auf rund 3000 Kilometern schiffbar. Die Stellen, an denen er durch Stromschnellen und Wasserfälle nicht befahren werden kann, werden durch Eisenbahntrassen überbrückt.

Zählt man die vielen Nebenflüsse des Kongos dazu, gibt es alleine in der DR Kongo fast 15.000 Kilometer Wasserstraßen. Alle asphaltierten Straßen sind zusammen etwa 3000 Kilometer lang. Zum Vergleich: Deutschland hat etwa 830.000 Kilometer Straßennetz, aber nur ein Siebtel der Fläche der DR Kongo.

Boote an einem Handelsplatz am Kongo

Das Leben spielt sich auf und am Wasser ab

(Erstveröffentlichung 2010. Letzte Aktualisierung 29.06.2020)

Quelle: WDR

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