Nahaufnahme eines Maikäfers

Käfer

Die Sinnesorgane der Käfer

Käfer tragen die meisten Sinnesorgane am Kopf: Fühler, Augen und Mundwerkzeuge. Manche Käfer sind noch mit einem weiteren Sinn ausgestattet: Die australischen Feuerprachtkäfer besitzen Feuer-Sensoren, mit denen sie Waldbrände aufspüren können.

Von Martina Frietsch

Die Augen

Käfer haben – wie andere Insekten auch – Facettenaugen, die seitlich am Kopf angeordnet sind. Sie sind aus zahlreichen Einzelaugen zusammengesetzt. Der Sehsinn der Käfer ist im Allgemeinen nicht sonderlich gut ausgeprägt, doch angesichts der vielen Käferarten weltweit gibt es große Unterschiede: Bei einigen Arten der Aaskäfer beispielsweise, die unterirdisch leben, haben sich die Augen ganz zurückgebildet.

Bei nachtaktiven Käfern wiederum sind die Einzelaugen des Facettenauges nicht optisch isoliert, Lichtstrahlen können also nicht nur einzeln aufgenommen und an den Sehnerv weitergeleitet werden. Damit haben die Käfer mit solchen Superpositionsaugen die Fähigkeit auch in der Dämmerung oder nachts noch etwas zu erkennen.

Ein Beispiel ist das Glühwürmchen, das nachts zur Paarung ausschwärmt. Und auch bei diesem Käfer unterscheiden sich die Augen noch einmal: Die flugunfähigen Weibchen der Großen Leuchtkäfer, die sich auf Pflanzen setzen und Lichtsignale aussenden, haben pro Facettenauge nur etwa 300 Einzelaugen (Ommatidien). Die Männchen hingegen, die fliegen, um die Weibchen aufzusuchen, verfügen über 2500 Einzelaugen.

Über ganz besondere Augen verfügen die Taumelkäfer, die an der Oberfläche stehender oder nur leicht fließender Gewässer leben. Ihre Augen haben sich perfekt an den speziellen Lebensraum angepasst: Durch die Fühler sind die Augen in zwei Hälften geteilt. Mit der oberen Hälfte sieht der Käfer über Wasser, mit den unteren Hälften erkennt er, was unter Wasser vor sich geht.

Die Fühler

Die Fühler der Käfer sind bei vielen Arten Multifunktionswerkzeuge: Sie dienen als Tastorgan der Orientierung, auf ihnen befinden sich aber auch die für Käfer so wichtigen Geruchssensoren. Maikäfer-Männchen haben auf ihren fächerförmigen Fühlerlamellen bis zu 50.000 solcher Sensoren, was ihnen hilft, ein Weibchen aufzuspüren.

Manche Käferarten nutzen ihre Fühler auch zum Festhalten des Partners während der Paarung. Die Formen der Fühler sind so vielfältig wie die Käfer selbst. Sie lassen sich in vier Obergruppen einteilen: in fadenförmige (beispielsweise Laufkäfer), gekeulte (Rüsselkäfer), gefächerte (Maikäfer) oder gekämmte (Hirschkäfer).

Ein Maikäfer auf einem Blatt

Die Fühler der Maikäfer-Männchen sind extreme Geruchssensoren

Die Fühler der meisten Käfer haben zehn bis elf Glieder, alle sind leicht beweglich. Gibt es innerhalb einer Art Größenunterschiede bei den Fühlern, hat meist das Weibchen die kürzeren.

Die Mundwerkzeuge

Käfer besitzen beißend-kauende Mundwerkzeuge, die aus Oberkiefer, Unterkiefer und Unterlippe bestehen. Je nach Art wird der Oberkiefer (Mandibeln) zum Zerkleinern oder Zerschneiden der Beute benutzt, er kann den Räubern unter den Käfern aber auch helfen, Beute zu ergreifen und festzuhalten.

Der Hirschkäfer, der sehr auffällige Mandibeln hat, kann damit zwar keine Nahrung mehr aufnehmen, nutzt sie aber, um damit gegen Rivalen zu kämpfen. Unterkiefer und Unterlippe sind mit Tastern bestückt, auf denen der Geschmackssinn sitzt.

Ein männlicher Hirschkäfer (Lucanus cervus) sitzt auf Baumrinde, Nahaufnahme.

Ein Hirschkäfer mit seinen geweihartigen Mandibeln

Feuer-Sensoren

Wenn die schwarzen Kiefernprachtkäfer, die Australischen Feuer-Prachtkäfer oder andere "feuerliebende" Käfer einen Waldbrand aufspüren, beginnen sie mit der Paarung. Sie fliegen das Waldbrandgebiet an, um ihre Eier im verbrannten, noch warmen Holz abzulegen.

Die Larven des Australischen Feuer-Prachtkäfers sind auf die brandgeschädigten Bäume angewiesen, da sie Schlupflöcher in die Bäume fressen, ehe sie sich verpuppen. Die Larven des schwarzen Kiefernprachtkäfers wiederum ernähren sich von der verkohlten Rinde und können sich ungestört entwickeln, da sich kaum ein Fressfeind für den abgebrannten Wald interessiert.

Die Käfer nehmen einen Waldbrand auch aus vielen Kilometern Entfernung wahr. Dabei haben die feuerliebenden Tiere unterschiedliche Methoden entwickelt, um einem Brand auf die Spur zu kommen: Der Australische Feuer-Prachtkäfer kann mit einem Bündel Nervenenden am Hinterleib winzigste Temperaturunterschiede registrieren.

Der schwarze Kiefernprachtkäfer hingegen hört den Waldbrand sozusagen. Zum Hören hat der Käfer am Rumpf eigene Sinnesorgane in Form von kleinen, mit Wasser gefüllten Kügelchen in einer festen Hülle, in die ein Sinneshärchen hineinragt. Kommen Wärmestrahlen an, verformt sich durch den veränderten Druck das Sinneshärchen und löst einen Reiz aus.

Quelle: SWR | Stand: 15.06.2020, 14:18 Uhr

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