Siebenpunkt-Marienkäfer (Coccinella septempunctata) trinkt von einem Wassertropfen

Käfer

Nützlinge und Schädlinge

Ob ein Käfer als nützlich oder schädlich gilt, hängt von der Betrachtungsweise ab. Werden ganze Ernten vernichtet, ist dies ein Schaden. Im Einsatz gegen Schädlinge wie Läuse oder Schnecken gelten sie als nützlich.

Von Martina Frietsch

Ökologische Vielfalt

Käfer besiedeln fast alle Lebensräume der Erde und haben dabei sehr unterschiedliche ökologische Nischen erobert. Manche ernähren sich pflanzlich, manche tierisch, manche fressen Aas oder leben räuberisch. Sie leben auf der Erde, unter der Erde, in Pflanzen und im Wasser.

Jede der Arten hat ihre Rolle und ihren Platz im Naturhaushalt. Doch so manch eine Lebensweise bestimmter Käferarten kommt uns Menschen sehr zupass – was vielfach genutzt wird und in manchen Fällen das ökologische Gleichgewicht stört.

Die Nützlinge: Glühwürmchen, Feuerkäfer und Co

Zu den Käfern, deren Nutzen direkt sichtbar ist, gehören beispielsweise Glühwürmchen und Feuerkäfer. Die Larven der Glühwürmchen ernähren sich gerne von Schnecken, sogar von Nacktschnecken, die andere Tiere links liegen lassen. Sie lähmen ihre Beute mit Gift, ziehen sie in ihr Versteck und vertilgen sie.

Glühwürmchen auf einem Grashalm

Glühwürmchen werden zur Schneckenbekämpfung eingesetzt

Die Larven der Feuerkäfer, die unter der Rinde von Bäumen leben, fressen die Larven des gefürchteten Borkenkäfers.

Der bekannteste und beliebteste Nützling unter den Käfern ist sicherlich der Marienkäfer. Sein Heißhunger auf Läuse macht ihn zum gern gesehenen Gast in der Landwirtschaft und in Gärten. Bis zu 40.000 der kleinen Plagegeister kann ein Marienkäfer in seinem Leben vertilgen. Kein Wunder, dass er inzwischen gezielt als biologischer Schädlingsbekämpfer eingesetzt wird.

Vom Nützling zum Schädling: der Asiatische Marienkäfer

Um die Blattlausbeseitigung noch effektiver zu machen, wurde in Europa Ende des 20. Jahrhunderts der Asiatische Marienkäfer eingeführt. Diese Art der Marienkäfer, erkennbar an den 19 Punkten und einer "W"-förmigen Markierung auf dem Halsschild, vermehrt sich sehr schnell und frisst etwa fünfmal so viel wie der europäische Siebenpunkt-Marienkäfer.

Sind die Blattläuse aufgezehrt, nimmt der Asiatische Marienkäfer auch gerne Obst, Gemüse, Getreide oder die Larven anderer Marienkäfer zu sich. Nicht einmal vor dem Menschen macht er Halt: Die recht aggressiven kleinen Tiere beißen und mögen auch menschliches Blut.

Ein Asiatischer Marienkäfer sitzt an einem Pflanzenstängel

Der Asiatische Marienkäfer ist recht aggressiv

Inzwischen richtet der Asiatische Marienkäfer Schäden im Weinbau an, da durch seinen Abwehrstoff so manch ein Wein ungenießbar wird. Obstbauern beklagen sich über angefressene Früchte, die für den Verkauf unbrauchbar sind. Und so manch ein Hausbesitzer beherbergt unfreiwillig die Käfer, die sich in Massen in Ritzen einnisten können, um dort zu überwintern.

Inzwischen bestehen auch Befürchtungen, der Asiatische Marienkäfer könne die europäischen Arten verdrängen.

Eingeschleppter Schädling: der Kartoffelkäfer

Heute ist der Kartoffelkäfer vor allem dafür bekannt, dass er in kürzester Zeit ganze Kartoffelernten vernichtet. Dabei war der Käfer, der aus dem US-amerikanischen Bundesstaat Colorado stammt, ursprünglich relativ harmlos.

In seiner Heimat ernährte er sich vom Stachel-Nachtschatten und stellte kein großes Problem dar. Doch dann kamen die europäischen Siedler und brachten die Kartoffel mit.

Kartoffelkäfer auf Kartoffeln

Der Kartoffelkäfer war ursprünglich relativ harmlos

Mit dem großflächigen Anbau schlug die Stunde des "Colorado Beetle", der sich von nun von dem für ihn neuen Nachtschattengewächs ernährte und prächtig gedieh. Von den USA aus gelangten Kartoffelkäfer in den 1870er-Jahren nach Europa, wo sie bereits wenig später erste große Schäden anrichteten.

Heute sind die Ernteschädlinge bis Asien verbreitet. Für große Ernteschäden sorgt auch der aus den USA stammende Maiswurzelbohrer, der mit dem vermehrten Maisanbau in Europa beste Lebensbedingungen vorfindet.

Besser als sein Ruf: der Borkenkäfer

Auch wenn sein Ruf nicht der beste ist: Borkenkäfer gehören eigentlich nicht zu den Schädlingen im Wald. Ist der Wald gesund, spielen sie als so genannte Destruenten eine wichtige Rolle im Ökosystem, das heißt sie zersetzen organisches Material. Nur wenige Borkenkäferarten wie der Buchdrucker können lebende Bäume so weit schädigen, dass diese absterben.

Ein Borkenkäfer auf einer befallenen Fichte.

Für den gesunden Wald wichtig: der Borkenkäfer

Buchdrucker und Kupferstecher gehören zu den Rindenbrütern, die sich von den saftführenden Schichten ernähren und die Bäume damit zum Absterben bringen. Wird ein Kupferstecher-Befall bemerkt, ist es für den Baum meist zu spät.

Problematisch wird es, wenn die Borkenkäfer sich explosionsartig vermehren. Dann können sie großen wirtschaftlichen Schaden im Wald anrichten. Betroffen ist auch gelagertes Holz, das durch den Befall stark an Wert verliert. Begünstigt wird die Ausbreitung des Borkenkäfers vor allem durch Monokulturen.

Vorratsschädlinge in der Küche

Unangenehm wird es, wenn Käfer sich in Vorratslagern oder gar in der Küche breitmachen: Reis-, Brot- Tabak- oder Museumskäfer fallen über Mehl, Getreide, Teigwaren, Tütensuppen, Kakao und Tee her, aber auch über tierische Produkte wie Leder und Fell.

Manche der Vorratsschädlinge befinden sich schon beim Einkauf in der Packung, andere finden den Weg durch offene Fenster oder Türen.

Wirklich verhindern lässt sich ein Befall durch die Vorratsschädlinge nicht, aber durch dichte Aufbewahrungsgefäße und regelmäßige Kontrollen des Inhalts lässt sich den Krabbeltieren das Leben schwermachen. Und im Falle eines Falles hilft nur: großzügig alles wegwerfen!

Ein Kornkäfer zwischen Getreidekörner.

Vorratsschädling bei Getreide: der Kornkäfer

Quelle: SWR | Stand: 15.06.2020, 14:13 Uhr

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