Der Kopf einer Gemeinen Hausmücke.

Stechmücken

Mücken-Steckbrief

Mücken gehören zu den erfolgreichsten Arten der Evolutionsgeschichte unseres Planeten. Es gibt sie schon seit mehr als 100 Millionen Jahren. Sie suchten sich ihre Opfer schon zu Zeiten der Dinosaurier, sind im Gegensatz zu den Giganten der Urzeit aber nicht ausgestorben.

Von Jochen Zielke

Anpassungsfähig und zahlreich

Mücken konnten sich im Lauf der Evolution immer wieder den verändernden Lebensbedingungen anpassen. Dabei waren einige Eigenschaften und Fähigkeiten sehr hilfreich.

Mücken lieben es feucht und warm. In den Tropen finden sie exzellente Lebensbedingungen vor, sie kommen aber auch in gemäßigten Klimazonen gut zurecht. Es gibt weltweit ungefähr 3700 Arten, mindestens 50 davon auch bei uns.

Ein Geheimnis ihres Erfolges liegt in der Widerstandsfähigkeit ihrer Eier. Diese können bei uns Monate bis Jahre überdauern und sind oft kälte- und  trockenresistent.

Steigen die Temperaturen nach dem Winter an und steht dann noch ein Wasserreservoir zur Verfügung, geht alles ganz schnell. Innerhalb weniger Wochen entwickeln sich aus den Eiern Larven, die sich nach einigen Tagen verpuppen.

Aus den Puppen schlüpfen dann die sogenannten Adulten, die ausgewachsenen Mücken. Jedes Weibchen kann drei bis vier Mal in ihrem Leben ungefähr 200 Eier legen. Diese schnelle, enorm starke Vermehrung lässt Mücken kritische Lebensbedingungen immer wieder gut überstehen.

Erfolgreich dank ihrer Super-Sinne

Die adulten Stadien saugen eigentlich nur Nektar und Pflanzensäfte, sind also gewissermaßen Vegetarier. Erst wenn die Paarung stattgefunden hat, gehen die Weibchen auf Opfersuche.

Für die Entwicklung ihrer Eier brauchen sie Eisen und Proteine aus einer Blutmahlzeit. Ob Vögel, Säugetiere oder Menschen: Im Auffinden ihrer Opfer sind Mücken Weltklasse.     

Sie können, wie viele Insekten, extrem gut riechen, hören und auch Wärme registrieren. Die Sinnesorgane sitzen am Kopf an den langen Fühlern. Die Antennen besitzen überall sogenannte Rezeptoren, die kleinste Duftmoleküle erfassen können. Sie weisen den Mücken ebenso den Weg zu ihrem Opfer wie deren Körperwärme.

Ein gutes Gehör brauchen Stechmücken vor allem, um ihre Geschlechtspartner zu finden. Denn Männchen und Weibchen summen in unterschiedlichen Tonlagen!

Was Mücken mögen

Wenn Mücken Opfer suchen, reagieren sie vor allem auf Duftstoffe – auf den Atem und Körpergeruch von Menschen. Wichtigstes Signal ist das ausgeatmete Kohlendioxid. Das bemerken die Stechmücken noch in 50 Metern Entfernung.

Und sie riechen auch unseren Körpergeruch, den Schweiß, die Duftstoffe auf unserer Haut. Ammoniak, Milchsäuren, Fettsäuren oder Phenole.

Jeder Mensch hat genetisch bedingt eine persönliche Duftnote, die sich aus bis zu 40 Substanzen in unterschiedlicher Ausprägung und Konzentration zusammensetzt. Daher ist nicht jeder Mensch gleich attraktiv für die Mücken.

Auch die Ernährung und Lebensweise können diesen persönlichen Duftcocktail beeinflussen. Stechmücken stehen nicht, wie oft vermutet, auf süßes Blut. Eher schon auf Kinder und Frauen, weil sie dünnere Haut als Männer haben. Und sie bemerken besser dunklere als helle Kleidungsfarben.

Haben sie sich auf 20 bis 30 Zentimeter genähert, nehmen sie auch physikalische Reize gut wahr, die Hauttemperatur zum Beispiel. Sie suchen ja geeignete Landestellen, um an warmes, frisches Blut zu gelangen.    

Höhepunkt der Mücken-Attacke – der Stich

Mücken leben auch gefährlich: Während des Stiches können wir sie erwischen. Um das zu verhindern, suchen sie sich gerne Stellen, an denen wir sie schlecht erreichen können. Und natürlich Stellen, wo sich Blutgefäße nah unter der Körperoberfläche befinden.

Wenn sie zustechen, injizieren sie über ihren Stechrüssel einen ganzen Cocktail von Substanzen. Etwas Betäubendes, damit wir den Stich nicht bemerken, und auch Substanzen gegen die Blutgerinnung. Schließlich wollen die Mücken ja frisches, dünnes Blut saugen.

Unser Immunsystem reagiert schnell auf diese Substanzen, und dadurch wird es unangenehm. Mastzellen schütten Histamin aus, welches an Nervenzellen andockt und so den Juckreiz auslöst. Außerdem erweitern sich die Blutgefäße und Flüssigkeit tritt aus. So entstehen die Schwellungen.

Und wenn dann die weißen Blutkörperchen des Immunsystems kommen, um die Fremdsubstanzen abzubauen, wird wiederum umliegendes Gewebe zerstört. Schwellungen und der Juckreiz nehmen zunächst noch weiter zu. Ein äußerst komplexer Prozess. 

Quelle: SWR | Stand: 30.09.2019, 11:19 Uhr

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