Stechmücken

neuneinhalb – für dich mittendrin 06.05.2021 01:37 Min. Verfügbar bis 05.05.2099 Das Erste

Insekten und Spinnentiere

Stechmücken

Exotische Stechmücken können sehr schnell gefährliche Viren und Krankheitserreger verbreiten und auch Tropenkrankheiten verursachen – wie das Dengue- oder das West-Nil-Fieber. Übertragen die Blutsauger nun auch in Deutschland solche Tropenkrankheiten?

Von Jochen Zielke

Stechmücken im Fokus der Öffentlichkeit

Nachdem man Mitte des 20. Jahrhunderts das Malaria-Problem am Oberrheingraben in den Griff bekommen hatte, spielten Stechmücken als Überträger von Krankheitserregern in Deutschland keine große Rolle mehr.

Das änderte sich 2006. Heimische Gnitzen infizierten Rinder und Schafe mit Viren, die die afrikanische Blauzungenkrankheit verursachen. Im Jahr darauf entdeckten Biologen in Baden-Württemberg die erste Asiatische Tigermücke, 2008 dann auch Asiatische Buschmücken.

Tropische Mückenarten, die gefährliche Viren übertragen, können in ihren Heimatgebieten lebensgefährliche Fieber-Erkrankungen auslösen. Haben sich die exotischen Stechmücken mittlerweile auch bei uns angesiedelt? Und können sie auch hier tropische Viren übertragen?

Schnauze von Rind mit Fliege.

Blutsaugende Gnitzen infizieren Rinder und Schafe mit Viren

Die Mückenjagd beginnt

Um herauszufinden, welche Mückenarten überhaupt in Deutschland vorkommen, starteten Biologen 2012 das Projekt "Mückenatlas". Ein sogenanntes Citizen-Science-Projekt, bei dem Bürger Forscher unterstützen konnten.

Schnell hatte sich nämlich herausgestellt, dass die wenigen Forschungsgruppen, die sich mit Stechmücken beschäftigen, unmöglich allein ein flächendeckendes Kartierungsprogramm in Deutschland durchführen können. Die Bürger fingen Zehntausende Stechmücken in ganz Deutschland und schickten sie zur Bestimmung ein.

Mückenjäger

Planet Wissen 26.12.2023 04:12 Min. UT Verfügbar bis 18.10.2028 ARD-alpha

Die Exoten kommen!

Unter den eingeschickten Mücken waren auch viele Buschmücken und sogar Tigermücken. Wie sich herausstellte, ist die Japanische Buschmücke in manchen Gebieten Deutschlands mittlerweile heimisch.

Außerdem wurden viele eingeschickte Stechmücken auch auf Viren untersucht. Und dabei entdeckten die Forscher, dass auch einheimische Stechmücken exotische Viren verbreiten können: Sindbis-, Batai- oder auch Usutu-Viren. Manche können, wenn sie über Mückenstiche in den Menschen gelangen, leichte, grippeähnliche Symptome hervorrufen.

Eine weibliche Asiatische Tigermücke

Zunahme der tropischen Stechmücken

Bisher ist noch nichts Schwerwiegendes passiert. Und es gab bei uns auch noch keine Fälle von Chikungunya- oder West-Nil-Fieber wie in anderen südlichen Ländern. Das könnte sich in Zukunft aber ändern.

Der globale Warenverkehr und die zunehmende Reiselust könnten mehr tropische Stechmücken nach Deutschland bringen. Grund genug, um die Ausbreitung von Tiger- und Buschmücken zu überwachen und vor allem die Ansiedlung von Tigermücken zu verhindern.

Nahaufnahme Japanische Buschmücke.

Mittlerweile bei uns heimisch: die Japanische Buschmücke

Stechmücken-Bekämpfer im Einsatz

An vorderster Front der Mückenbekämpfung: Mitarbeiter der "Kommunalen Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage", kurz KABS. Seit mehr als 40 Jahren bekämpfen sie mit ökologisch vertretbaren Methoden die Schnakenplage am Oberrheingraben.

Und sie unterstützen auch das "Mückenatlas-Projekt" und testen mit Partnern am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg Stechmücken auf Virenbefall.

Außerdem überwachen die Biologen im Süden Deutschlands auch Autobahnraststätten an der A5 und A6. Sie prüfen, ob Asiatische Tigermücken als "blinde Passagiere" in Fahrzeugen nach Deutschland kommen.

Wie wichtig so ein Monitoring ist, zeigte sich 2015: In einer Freiburger Gartenkolonie tauchten Asiatische Tigermücken auf. Die Biologen der KABS konnten an die 4000 Exemplare einfangen und die Stabilisierung einer größeren Population gerade noch verhindern.

Mit besonderen Fähigkeiten auf Opfersuche

Aus evolutionärer Sicht sind Stechmücken eine sehr erfolgreiche Spezies. Es gibt sie schon seit mehr als 100 Millionen Jahren. Sie konnten sich verändernden Lebensbedingungen immer wieder gut anpassen und haben immer ihre Opfer gefunden. 

Dabei helfen ihnen außergewöhnlich sensible Sinne. Stechmücken riechen und hören mit ihren langen Antennen am Kopf.

Auf den bei Weibchen sehr buschigen Fühlern sitzen viele Rezeptoren, die schon geringste Duftmoleküle und Geräusche aus großer Entfernung erfassen können. Am stärksten werden die Weibchen vom ausgeatmeten CO₂ und den Duftstoffe unserer Haut angezogen. Und wenn sie dann ein Opfer gefunden haben, hilft ihnen ein großer, ausgeklügelter Stechapparat, um an unser Blut zu kommen.

Quelle: SWR | Stand: 30.09.2019, 12:16 Uhr

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