Zecken und andere Blutsauger

Blutegel – hilfreiche Vampire

Blutsauger haben keinen guten Ruf, doch der medizinische Blutegel ist eine Ausnahme. Der Verwandte des Regenwurms hat es in der Heilkunde zu Ansehen gebracht. Seit mehreren tausend Jahren werden Blutegel zum Aderlass verwendet.

Von Hans Jürgen von der Burchard

Im Zeichen der "Säfte-Lehre"

Im ersten Jahrhundert vor Christus erlangte der Blutegel ("Hirudo medicinalis") Bedeutung durch den Griechen Themison von Laodikeia. Er setzte die Blutegel bei chronischen Kopfschmerzen an. Blutegel wurden auch im Römischen Reich, der arabischen Welt und in Byzanz verwendet.

Bis ins 19. Jahrhundert hinein stand die Blutegeltherapie im Zeichen der "Säfte-Lehre": Eine gesteigerte Ausscheidung der Säfte Blut, Schleim und Galle sollte den Heilungsprozess bei fieberhaften und entzündlichen Erkrankungen beschleunigen.

Ihren Niedergang erlebte die Therapie ab Mitte des 19. Jahrhunderts mit dem Aufkommen der naturwissenschaftlichen Medizin. Die maßlos übertriebene Anwendung der Blutegel-Therapie zu jener Zeit schadet ihrem Ruf bis heute.

Erst als man Mitte der 1980er-Jahre in den USA damit begann, Blutegel in der Transplantationschirurgie einzusetzen, gelang dem Blutsauger ein unerwartetes Comeback. Sie werden bis heute auf Hautverpflanzungen gesetzt. Durch das Saugen wird der Fluss des Blutes und der Lymphe angeregt, sodass angenähtes Gewebe besser anwachsen kann.

Medizinischer Blutegel (Hirudo medicinalis) saugt Blut an einem Menschen

Medizinischer Blutegel (Hirudo medicinalis)

Eine Vielzahl von Wirkstoffen

Heute werden jedes Jahr 400.000 Tiere aus kontrollierter Zucht verwendet, um Patienten Linderung zu verschaffen. Hat ein Patient den nahezu schmerzlosen Biss des Tieres über sich ergehen lassen, dann profitiert er von einer Vielzahl von Wirkstoffen, die der Blutegel in die Wunde abgibt: Hirudin, Calin, Eglin, Bdellin. Sie verdünnen das Blut und beugen Entzündungen vor.

Außerdem werden Blutstaus wirksam beseitigt. Ein Blutegel saugt etwa acht bis zehn Milliliter Blut, danach fällt er von selbst ab. Die Wunde blutet noch mehrere Stunden nach. Dadurch werden weitere 20 bis 40 Milliliter angestauten Blutes entfernt.

Die Blutegeltherapie wird unter anderem bei Venenerkrankungen, Krampfadern, Gicht, Migräne, Arthrose, Asthma, Hämorrhoiden, Gallenblasenentzündung, Bluthochdruck und in der plastischen Chirurgie eingesetzt.

Eine Hand setzt Blutegel auf die Haut

Nützliche Sauger: Blutegel sollen gegen viele Krankheiten helfen

Quelle: SWR | Stand: 19.07.2019, 16:10 Uhr

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